Seitenlogo
Thomas Schmidt/ck

Heimliche Tore und keine Meister mehr

Dresden. Die WochenKurier-Kolumne von Thomas Schmidt.
Thomas Schmidt

Thomas Schmidt

Bild: Privat

Siege sind schön und Niederlagen nicht. Um den Kindern letztere zu ersparen, wurde der Jugend-Fußball in Deutschland reformiert: 2024/25 werden von der U6 bis zur U11 keine Tore mehr gezählt und keine Punkte mehr vergeben. Der Spaß soll im Vordergrund stehen und beliebig ein- und ausgewechselt werden, damit am Ende alle glücklich und zufrieden vom Platz gehen. Außerdem geht es in mehreren kleinen Gruppen und auf zwei oder vier Mini-Tore zur Sache. In allen Spielklassen gibt es also weder Ergebnisse noch einen Meister.

Diese Reform trifft auf Widerstand. Misserfolge gehören nun mal zum Leben und die Bewältigung dieser sind wichtig für die Persönlichkeits-Entwicklung der Jugendlichen. Der Einwand vieler Jugendtrainer: Natürlich werden die Kinder trotzdem »heimlich« mitzählen und am Ende jubeln, weil sie gewonnen oder trauern, weil sie verloren haben. Aber eben nicht offiziell. Und es gibt noch eine andere Sorge: In der D-Jugend geht’s plötzlich auf Großfeld weiter – und auf große Tore, in denen plötzlich ein Keeper steht. Sie fangen quasi bei null an. Und wie Torhüter zu Torhütern geworden sind, ist auch rätselhaft. Im Wettkampf kann sich bis dahin zumindest keiner herauskristallisiert haben.

Ob das dazu führt, dass unsere Nationalmannschaft irgendwann wieder zu früherer Stärke zurückfindet? Klar, es muss Veränderungen geben, aber Ergebnisse und Tabellen abzuschaffen, ist nicht das richtige Mittel zum Zweck, denn man nimmt den Kindern die Erfahrung, mit Niederlagen umzugehen und hungrig zu werden, es beim nächsten Mal besser zu machen. Ganz abgesehen davon, dass sich Tausende Übungsleiter in den zig Vereinen Deutschlands umstellen, die neuen Regeln lernen und dann auch erfolgreich vermitteln müssen.


Meistgelesen