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»Paula« on Tour: Opfer für die Weiterfahrt

Trotz aller Aufregung zu Hause, setzen Gabi und Frank Wagner ihre Individualreise durch Argentinien fort.

Am nächsten Tag fahren wir die selbe Strecke wieder Richtung Mendoza zurück. Allerdings sehen wir die Berge heute wie neu. Von der anderen Seite ein völlig neuer Blickwinkel und wenn wir nicht genau wüssten, dass wir gestern hier hochgefahren sind, könnten wir auch in einem ganz anderen Teil der Anden sein. Wir finden am Nachmittag wieder einen tollen Bergsee zum übernachten. Am Morgen geht es weiter Richtung San Juan. Östlich von dort befindet sich eine der größten Wallfahrtsorte Argentiniens, Difunta Correa. Difunta Correa Die Legende besagt, dass Maria Antonia Deolinda Correa im Bürgerkrieg 1841 mit ihrem Säugling auf dem Rücken ihren Mann folgte, der von den feindlichen Truppen gefangengehalten wurde. Sie starb in der Wüste. Als einige Tage später zufällig eine Gruppe Maultiertreiber vorbeikam, fanden sie die Leiche. Das Kind allerdings lebte noch und lag säugend an ihrer Brust. Die Argentinier pilgern an bestimmten Tagen zu Hunderttausenden hierher, verbindet doch diese Legende zwei Frauentypen, das Bild der treuen Frau, die ihrem Mann folgt und das der aufopfernden Mutter. LKW Fahrer verehren die Difunta besonders, sie gilt als Beschützer aller, die durch die große weite Welt reisen. Kapellen mit allerlei Opfergaben Automodelle, Familienfotos, Urkunden jeglicher Art, eine Kapelle ist voll mit Hochzeitskleidern, rundherum hängen tausende von Autokennzeichen und immer wieder Wasserflaschen. Da Wasser in vielen Regionen selten ist, zählt dies als besonderes Opfer. Wir sind uns nicht sicher, ob wir dies belächeln oder ernst nehmen sollen… Da für die vielen Pilgerer ein ordentlich großer Parkplatz mit anschließenden Picknick Plätzen angelegt wurde, bleiben wir über Nacht hier. Es regnet mal wieder wie aus Kannen, auch am Morgen noch. Die Straßen sind mehr als knöcheltief überschwemmt. Trotzdem möchte ich mein Glück nicht herausfordern und besuche nochmal (durchs Wasser watend) die Difunta, lege eine Visitenkarte von uns hin und bitte um eine gesunde und pannenfreie Weiterfahrt: Sicher ist sicher. Uns treibt es weiter gen Norden ins Valle de la Luna, das sogenannte »Tal des Mondes«. Beim Besuch dieses Parkes fühlt man sich in die Urgeschichte zurückversetzt. Hier wurden die ältesten Saurierskelette der Welt gefunden. Forscher haben herausgefunden, dass hier einst ein bis zu 800 Meter langer und 15 Kilometer breiter See war, in dem schon vor etwa 190 bis 230 Millionen Jahren tierisches und pflanzliches Leben existierte. Das Museum am Parkeingang stellt dies wunderbar dar. Im gesamten Park überraschen ungewöhnliche Sandsteinformationen. In Millionen von Jahren haben Wind und Wetter fantastische Steinskulpturen geschaffen. Berge mit verschiedenen Gesteinsschichten leuchten in unterschiedlichen Farben. Über drei Stunden fahren wir durch diese unwirkliche Welt und spüren auch hier mal wieder, die Winzigkeit des eigenen Lebens.


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