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»Paula on Tour« auf Viehwegen unterwegs

Gabi und Frank Wagner aus Zeithain erleben Entspannung am Rio Negro.

Wir navigieren immer mit zwei Geräten. Der Fahrer hat ein Straßennavi. Der Beifahrer ein Tablett mit präzisem Kartenmaterial und zusätzlich eine Straßenkarte. Wir beide geben die Strecke quer durchs Land ein. Das Straßennavi endet an einer Fährstation. Die Piste im Tablett endet im Nirgendwo und die Straßenkarte ebenso. Nicht das erste Mal, dass wir solch unterschiedliche Informationen bekommen. Wir wagen es trotzdem, notfalls müssen wir die 200 Kilometer zurückfahren und haben dann im wahrsten Sinne des Wortes Kilometergeld bezahlt. Nach circa zwanzig Kilometer besteht der Teerbelag nur noch aus Schlaglöcher und nach weiteren zehn Kilometern löst sich der Belag ganz auf und wir fahren nur noch auf Piste. Diese Piste entwickelt sich im Laufe der Fahrt in einen Viehtriebweg. Wir können regelrecht spüren, wie sich Schrauben und Bolzen an Paula lösen. Sind noch alle Zahnfüllungen fest? Loch an Loch und hält doch! Die Piste fährt sich extrem schwierig, aber wir befinden uns in einer traumhaften Landschaft. Um uns herum ist alles fettes, grünes Weideland voller glücklicher Tiere. Auf den Weidezäunen sitzen Adler. Kreisen sie über uns, werfen sie riesige Schatten. In den Senken hat sich überall Wasser gesammelt und darin waten allerlei uns unbekannte Vögel. Immer wieder sehen wir Gauchos bei der Arbeit, die uns winken und oft den Daumen nach oben zeigen. Dann fahren wir durch einen Eukalyptuswald. Links und rechts von uns ragen diese Riesen empor. Ein irrer Duft weht ins Auto. Nach fast fünf Stunden »spuckt« uns diese Piste wieder aus, und wir stehen vor der Fährstation. Die beiden Fährleute freuen sich, als wären wir hoher Besuch. Der eine kann sich gar nicht mehr beruhigen und lacht und lacht. Die Fahrt über den Fluss ist schnell erledigt. Geld wollen die beiden von uns dafür nicht haben. Sie machen Fotos von allen Seiten und winken uns lange nach. Wir finden unter Bäumen einen schönen Platz am Ufer und genießen für die nächsten beiden Tage die kühlen Fluten des Rio Negro. Kultur des Tango Unsere nächste Station ist das Valle Eden in der Nähe von Tacuarembo. Wir wollen mal wieder etwas Kultur machen. Hier ist ein einzigartiges Museum, das die Geschichte von Carlos Gardel aufgearbeitet hat. Er ist der bekannteste aller Tangosänger und -komponisten und soll hier im Tal geboren sein. Sehr schön gemacht, aber leider nur in Spanisch. Am späten Nachmittag lassen wir, wie die Einheimischen, die Füße im Fluss baumeln. Am Morgen geht es weiter ins Valle del Lunarejo. Ein sehr, sehr schöner Flecken Land. Leider sehen wir von den im Reiseführer angekündigten Herden von Nasenbären nicht einen einzigen. Wir suchen uns einen schönen Platz an einen Fluss. Das ist mehr als notwendig, denn es sind über dreißig Grad. Immer wieder kommen Gauchos an unserem Auto vorbei. Mal mit einer Herde Kühe, mal mit Pferden oder nur mit den Hunden. Immer bleiben sie stehen und wir unterhalten uns miteinander, ohne das einer den anderen versteht. Die Nächte sind wunderbar ruhig. Entspannung pur, bevor es weiter nach Argentinien geht... Die Gauchos Gaucho bedeutet nichts anderes, als Viehhirte oder Landarbeiter. Das Landesinnere war immer schon sehr dünn besiedelt. Gauchos und Vieherden streiften frei durch ein »Niemandsland«. Aus dieser Zeit stammt der Mythos des stolzen, unabhängigen Mannes der mit seinem Pferd ein Nomadenleben führt, im Freien schläft und schnell mit dem Messer ist. Ein Pferd, Sattel, Zaumzeug, Messer, und Lasso waren sein wichtigstes Gut. Heute sind sie sesshaft geworden. Sie verdienen noch immer ihr Geld als Viehhüter und Landarbeiter auf den großen Estancias, haben aber auch oft eigenes Land.


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