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Eisenbahntheater kommt mit Kohlezug

Der Bergbau hat eine sehr lange Tradition in der Lausitz. Doch langsam kommt der Strukturwandel und lässt diese verblassen. Gegen das Vergessen spielt das Eisenbahntheater »Das Letzte Kleinod« mit dem dokumentarischen Stück »Kohlezug« an.
Jens-Erwin Siemssen (h.stehend) mit einem Teil seines Theaterensembles weilt zu den Recherchearbeiten in der Lausitz. Foto: Peter Aswendt

Jens-Erwin Siemssen (h.stehend) mit einem Teil seines Theaterensembles weilt zu den Recherchearbeiten in der Lausitz. Foto: Peter Aswendt

»Der Kohlezug passt einfach zu Senftenberg«, stellt Jens-Erwin Siemssen, Chef des Theaters, auf Schienen klar. Der »Kohlezug« sichert Geschichte, er setzt sich mit der Lebenssituation in der Region auseinander, fragt nach den Perspektiven von jungen Leuten und schafft Kommunikation. Gespielt wird in originalen Schüttgutwaggons, die eine 30 Quadratmeter große Spielfläche pro Waggon ermöglichen. Die Theatergäste sind dabei mittendrin im Geschehen: »Es ist vielleicht angeraten, nicht mit der feinsten Garderobe zur Aufführung zu kommen«, lächelt Siemssen vielsagend. Denn die von DB-Cargo bereitgestellten Waggons waren noch vor nicht zu langer Zeit im Einsatz und wirken somit sehr authentisch. Zu zwei Vorstellungen - 19. und 20. August - hält der »Ozeanblaue Zug« in Senftenberg auf dem Bahngleis 156/157, gegenüber der Güterbahnhofstraße 47.

Lokale Bezüge

In der Vorbereitung des Projektes wurde besonders auf die lokalen Bezüge Wert gelegt. Seit Herbst 2019 sind Interviews mit Menschen, die in den Braunkohletagebau auf unterschiedliche Art und Weise involviert waren, geführt worden. »Ich habe mit einer ehemaligen Baggerfahrerin gesprochen, die mir erzählte, dass sie ihre Würstchen im Winter immer auf der Heizung des Baggers gegrillt hat«, beschreibt Schauspielerin Elisabeth Müller eine Anekdote. Über die Dauerausstellung der Stadt Senftenberg in Brieske wurden Kontakte zu ehemaligen Bergmännern hergestellt, um Interviews mit Beteiligten zu führen und so Näheres über die Bedeutung des Bergbaus für die Region zu erfahren. Ebenso wurde der Chor der Bergarbeiter in Brieske kontaktiert: »Wir haben traditionelles Liedgut von über 100 Jahren übergeben«, so Chorleiter Peter Apelt. »Ein Mitwirken ist leider aufgrund des Alters der Chormitglieder nicht mehr möglich«, bedauert er. Trotzdem ist die Freude beim Chor groß, dass die Bergbautradition einen solchen theatralen Rahmen bekommt.

Zweiter Halt

Am historischen Bahnhof von Geestenseth sind die zehn Eisenbahnwagen des Theaters »Das Letzte Kleinod« stationiert. Mit dem Ozeanblauen Zug führt die Künstlergruppe Theaterprojekte auf dem Schienenweg durch. Der 130 Meter lange Zug wurde kürzlich aufwendig saniert und hat die Zulassung, um auf dem öffentlichen Schienennetz bewegt zu werden. In vier Schlafwagen können derzeit insgesamt bis zu 17 Mitwirkende in Einzelkabinen wohnen. Bereits im Jahre 2019 machte der Ozeanblaue Zug des Theaters »Das Letzte Kleinod« Station in Senftenberg. Im Rahmen der elften Theatertage der Länder Sachsen-Anhalt und Brandenburg ging im Fontanejahr ein außergewöhnliches Theaterereignis unter dem Titel »Souvenir 1870« in Kooperation mit der neuen Bühne Senftenberg beim Spektakel der Spielzeiteröffnung in Premiere. Für circa 60 Zuschauer ist das Kartenkontingent ausgerichtet: »Da die Zuschauer sich in den Waggons bewegen, müssen wir die Kapazitäten begrenzen«, erklärt Jens-Erwin Siemssen die Anzahl der Karten. Das Stück dauert circa eine Stunde und zwanzig Minuten. Tickets kann man unter www.das-letzte-kleinod.de oder unter 04749/1030060 (werktags 10 bis 13 Uhr) buchen.

Termine im August

Senftenberg: 19. und 20. August in Senftenberg, Bahngleis 156/157 (gegenüber Güterbahnhofstraße 47) Cottbus: 16. und 17. August in Cottbus, Hbf Gleis 35, Nähe Güterzufuhrstraße


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