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Die glorreichen Sieben im Dixiefieber

WochenKurier traf Prof. Klaus-Georg Eulitz (68) in »Stumpf‘s Hof« und sprach mit ihm über 43 Jahre als Chef der Dresdner »Blue Wonder Jazzband« und über die Vorfreude auf das bevorstehende 48. Internationale Dixieland-Festival (13. bis 20. Mai).
Im Bild v.l.: Dr. Lutz Käubler, Lutz Rethberg, Prof. Dr. Klaus-Georg Eulitz, Dr. Dietmar Bazant,  Gert Müller, Dr. Frank Geipel und Manfred Böhlig. Foto: privat

Im Bild v.l.: Dr. Lutz Käubler, Lutz Rethberg, Prof. Dr. Klaus-Georg Eulitz, Dr. Dietmar Bazant, Gert Müller, Dr. Frank Geipel und Manfred Böhlig. Foto: privat

Herr Professor, wie kamen Sie eigentlich zum Jazz? Nicht unbedingt ein Musikgenre, das an jeder Ecke gespielt wird... Das ist eine lange Geschichte. Ich stamme aus einer sehr musikalischen Familie. Mein Vater spielte Klavier, meine Mutter sang im Kirchenchor. Näher zur Musik hat mich Wolf-Dietrich, der älteste meiner vier Brüder, gebracht. Er war viele Jahre als Geiger an der Staatsoper Berlin engagiert. Über die Gitarre kam ich schließlich zum Banjo. Wann hat es denn Klick gemacht? Bis 1972 war ich Mitglied in der in den 60er Jahren gegründeten DDR-Singebewegung und habe mich speziell für Folkmusik begeistert. Zwei Jahre später, auch durch das bereits fünf Jahre bestehende Dixieland-Festival Dresden, kam mir zusammen mit drei früheren Mitstreitern der Gedanke, eine eigene Jazz-Band zu gründen. Mittlerweile können Sie und Ihre sechs Kollegen - bis auf einen alles Absolventen und Doktoranden der TU Dresden - auf eine beeindruckende Karriere verweisen... Ja, darauf sind wir alle besonders stolz. Wir spielen jetzt 43 Jahre lang ohne einen einzigen personellen Wechsel zusammen. Friede, Freude, Eierkuchen in all den Jahren? Naja, natürlich gab es auch mal Meinungsverschiedenheiten, so wie in einer richtigen Familie. Aber jeder hat gemerkt, dass er sich nur in einem harmonisch funktionierenden Team professionell weiter entwickeln kann. Wichtig war auch, dass die Ehepartner die häufigen Trennungszeiten akzeptierten, außerdem gab's ein Veto-Recht, das sich auf die Anzahl der geplanten Konzerte und die berufliche Beanspruchung bezog. Wie kam die Band zu ihrem Namen? Das war echt kurios: Am 27. Januar 1975 gastierten wir als namenlose Studentenband im Dresdner Kulturpalast. Damals sollten die 2.400 Besucher mittels der Beifallslänge aus einem der drei zur Wahl stehenden Bandnamen den Gewinner ermitteln. Die zwei anderen Vorschläge sind mir entfallen, aber seitdem ist die weltberühmte blaue Elbbrücke ein Teil unserer Erfolgsstory. Sie waren fortan mit Ihrer Band erfolgreich, was Ihnen schon zu DDR-Zeiten die Tür in die Welt geöffnet hat... In den ersten 15 Jahren spielten wir mehrmals auf Festivals in der CSSR, der Sowjetunion, in Ungarn und Polen. Nach der Wende durften wir dann endlich in der Schweiz, Schweden, Frankreich, Österreich und den Niederlande auftreten. 1990 spielten wir als erste Ostkünstler überhaupt auf dem Presseball in Bonn. Die weiteste Tour führte 2000 nach Indien. Erinnern Sie sich an die verrückteste Reise? Das war 1991. Nach Feierabend ging's mit dem Flieger nach Stuttgart, von dort per Bus zum Auftritt nach Leonberg. Nach nur drei Stunden Schlaf im Hotel wieder Rückflug nach Dresden, danach auf Arbeit. Bei welchem Titel werden Sie besonders emotional? Bei allen - egal, ob Black Bottom Stomp, Panama Rag oder Weary Blues. Im Grunde lasse ich bei jedem der bis zu sechs Minuten langen Titel die 43 Jahre meines Lebens an mir vorbeiziehen, die ich bisher mit den Jungs auf der Bühne stand. Das schon überall in der Stadt grassierende Festival-Fieber hat Sie sicher längst angesteckt? Natürlich, ich freue mich schon auf das Wiedersehen mit meinen Kollegen aus zehn Ländern. Insgesamt werden 32 Bands für 219 Stunden Power-Unterhaltung auf 49 Bühnen sorgen. Hans Jancke Mehr Infos zur Blue Wonder Jazzband gibt's >>HIER<<


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