Thomas Schmidt/ck

Last-minute-Sieg und -Schnäppchen

Dresden. Die WochenKurier-Kolumne von Thomas Schmidt.

Thomas Schmidt

Thomas Schmidt

Bild: Privat

Vor dem Duell der Zweitliga-Aufsteiger waren die Rollen klar verteilt: Bielefeld hatte zwei Punktspiele gewonnen und war im DFB-Pokal in die nächste Runde gezogen, Dynamo stand in allen Wettbewerben mit leeren Händen da. Doch die Statistik zeigte ein anderes Bild: Die Schwarz-Gelben führten sämtliche Ranglisten der 2. Bundesliga in Sachen Ballbesitz, Anzahl der Flanken, Spielanteile und Torabschlüsse an, konnten nur daraus nichts Zählbares mitnehmen und in Tore oder Punkte ummünzen. Bei der Arminia setzten die Dresdner ihre guten spielerischen Auftritte fort, belohnten sich aber endlich mit Erfolgen in Form von Toren und den ersten drei Punkten. Auch die bis dahin jammernden Fans, die schon das Abstiegs-Szenario an die Wand gemalt hatten, schwenkten plötzlich um und sprachen in den sozialen Netzwerken schon wieder vom Durchmarsch in die 1. Bundesliga nach dem Motto: Nach dem Sieg gegen Schalke am nächsten Wochenende sind wir mit sechs Punkten in der Tabelle oben dabei und einen Dreier später in der Spitzengruppe. Zum Glück sind die Vereins-Macher realistischer, ließen sich vom Fehlstart in die Saison nicht verrückt machen und von ihrem Weg abbringen und wissen auch nach dem 2:1 auf der Alm: Das war nur ein erster Schritt zum Klassenerhalt, denn um mehr kann es erst einmal nicht gehen. Auch die Personalpolitik gab Sportdirektor Thomas Brendel und seinen Mitstreitern Recht: Einer der ersten Neuzugänge der Saison gab die Flanke zum Last-minute-Siegtreffer, die bisher vorletzte Verstärkung verwertete diese per Fallrückzieher sehenswert Marke »Tor des Jahres«. Das Transferfenster ist noch bis 1. September offen und die Dresdner wollen eine halbe Million Euro investieren, um ihren Kader aufzumöbeln. Denn wie dringend notwendig das ist, haben die letzten Tage gezeigt: Torjäger Christoph Daferner fällt mit einer Handverletzung genauso längerfristig aus wie Neustürmer Vincent Vermeji mit einer Virusinfektion. Nicht auszudenken, wenn sich Kapitän Stefan Kutschke, der in Bielefeld bewies, dass er in seinem vierten Frühling immer noch wertvoll für die Schwarz-Gelben ist, auch noch verletzt. Quasi ohne Stürmer kann kein Verein über Wochen erfolgreich agieren. Die zuletzt so gescholtene Abwehr stand zwar beim Dreier bei der Arminia stabil, aber die Alternativen im defensiven Bereich sehen ebenfalls alles andere als üppig aus. Ein oder mehrere Last-minute-Schnäppchen sind also trotz des jüngsten Erfolgs unabdingbar.


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