„Wir wollten an diesem Tag heiraten“
Frau Stephan, Sie sind freischaffende Bildende Künstlerin, wohnen und arbeiten noch in dem 133 Jahre alten Pfarrhaus im thüringischen Löhma, das Klaus 1998 für 25.000 Euro gekauft hatte und in dem Sie mit ihm gemeinsam alt werden wollten...
Ja, als wir damals einzogen, hatte er gerade eine Darmkrebserkrankung überwunden, wollte aber mit dem Immobilienkauf sicher gehen, dass ich nach seinem Tod finanziell abgesichert bin und weiter dort wohnen kann.
Den 11. Oktober 2006, an dem Klaus Renft aufgebahrt, mit einer dicken Wollmütze auf dem Kopf, im Bestattungshaus lag, werden Sie wohl nie vergessen...
Wie könnte ich das! Klaus war meine große Liebe, wir hatten an diesem Mittwoch- Vormittag unsere Hochzeit geplant. Er hoffte bis zuletzt, dass er wieder gesund wird, dichtete und komponierte wieder. Die Pudelmütze hatte ich ihm gestrickt, Klaus fror doch zuletzt immer so sehr.
Denn schon im Herbst 2001 erkrankte Klaus erneut...
Klaus saß abends am Computer, schrieb an seinen Memoiren. Er spürte einen starken Druck am Ohr, dachte an einen entzündete Weisheitszahn. In der Helios-Klinik erfuhr er dann die bittere Diagnose: Bösartiges Plattenepithel-Karzinom, eine Art Hautkrebs! Noch an seinem 63. Geburtstag wurde er operiert, musste zur Chemotherapie in die Uni-Klinik Jena.
Klaus hatte keine Angst vorm Sterben?
Ihm war immer klar, dass man nicht ewig leben kann, er wollte sogar noch unser Haus fertig sanieren und einen Gartenteich anlegen.
Trotz seiner schweren Krankheit gab er weiter Konzerte?
Klaus stand, am Tropf hängend, sogar auf der Bühne. Manche im Publikum dachten, Klaus sei betrunken, weil er so hin und her wankte. Dabei trug er unterm Jackett eine Art Pistolenhalfter, in dem die Ampulle mit der chemischen Flüssigkeit über einen Schlauch in seinen geschwächten Körper tröpfelte.
Hatte Klaus Ihnen damals schon seine zahlreichen Seitensprünge gebeichtet?
Ich wusste von seinen Amouren mit anderen Frauen, habe ihn aber jedes Mal verziehen. Es war nun einmal seine Art, das Leben zu genießen. Einige seiner Eroberungen hat er sogar gemalt.
Hat er das heimlich gemacht?
Klaus hat immer nachts gemalt, wenn er allein, traurig und betrunken war. Wenn er eine Flasche Rotwein nahm und in sein Arbeitszimmer ging, wusste ich sofort Bescheid.
Sein letztes Ölgemälde entdeckten Sie rein zufällig...
Ja, mir fiel mein Lieblingsfoto von Klaus beim Staubputzen versehentlich hinter den Wohnzimmer-Schrank. Dahinter entdeckte ich das Porträt einer blassen jungen Frau mit grasgrünen Haaren, um den Hals trug sie eine bunte Perlenkette.
Waren Sie geschockt?
Nicht wirklich. Als Klaus mir eines Tages offenbarte, dass er erneut an Krebs erkrankt ist, sagte ich mir: Lass ihn doch machen, wer weiß, wie viel Zeit ich noch mit meiner großen Liebe verbringen kann.
Demnach pinselte Renft nur Frauen in Öl?
Ach was! Klaus war ein begnadeter Künstler, besonders seine abstrakten Phantasiebilder haben schon in vielen Ausstellungen für Furore gesorgt. Einige davon hat er mir auch zu Weihnachten oder zum Geburtstag geschenkt.
In seinem Nachlass befindet sich auch ein emotional aufwühlendes Selbstporträt...
Klaus nannte es „Da ist der Krebs und da ist der Mund, der schreit“. Als er es malte, wusste er bereits, dass es für ihn keine Rettung mehr gibt.
Die Urne Ihres Lebensgefährte wurde, entgegen seinem letzten Wunsch, nicht im Garten Ihres gemeinsamen Grundstücks beigesetzt...
Die örtlichen Behörden ließen das nicht zu, lehnten einen entsprechenden Antrag der Erbengemeinschaft - Klaus war ja zweimal verheiratet - strikt ab. So fand er am 21. November 2006 seine letzte Ruhe auf dem Leipziger Südfriedhof, unweit des Völkerschlachtdenkmals.
Es war eine Trauerfeier ohne Tränen?
Ja, Klaus hatte sich das so gewünscht. „Tanzt auf meinem Grab“, bestimmte er noch zu Lebzeiten das Motto seiner Beisetzung. Am Grab, vor 200 Trauergästen, spielten seine ehemaligen Band-Kollegen ihre größten Renft-Hits.
Wie haben Sie die ersten Tage ohne Klaus erlebt?
Ich bin in ein tiefes seelisches Loch gefallen, stand völlig neben mir. Es es hat sehr lange gedauert, bis ich realisiert hatte, dass Klaus nicht wieder kommt. Auch heute noch sitze ich an manchen Abenden auf der Terrasse, blicke zu den Sternen und spreche mit ihm: „Du dummer Kerl, warum musstest du mich bloß so früh verlassen?“
Neun Jahre waren Sie mit Renft zusammen, wie haben Sie sich kennen gelernt?
Im Berliner Szene-Lokal „Lampion“ am Prenzlauer Berg lief er mir gegen 22 Uhr über den Weg. Er und seine Bandmitglieder kamen aus dem Studio, wo sie an ihrer neuen LP „Als ob nichts gewesen wäre“ gearbeitet hatten. Attraktiv sah er nicht gerade aus in seinem zerknitterten Colombo-Trenchcoat, aber irgendwie hatte ich mich sofort in diesen coolen Typen verknallt.
Dann verraten Sie in dem im Buschfunk Musikverlag erschienenen Buch „Die Bewaffnung der Nachtigall“ wohl
einiges über ihre Dates mit Klaus Renft?
Nein, darin geht es ausschließlich um sechs aufgearbeitete Tagebücher, die Klaus zwischen 1968 bis 1997 geschrieben hat. Die Aufzeichnungen sind eine Art von Antwortsuche, er machte sie, um Klarheit in seinen Kopf zu kriegen und zielstrebiger denken zu können.
(Das Gespräch führte Hans Jancke) Foto: privat

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