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Kunstschmied und Messerschleifer öffnen ihre Werktstatttüren

Handwerk hat goldenen Boden. Handwerksarbeit macht aber auch schmutzige Hände. Doch genau das lieben Kunsthandwerker besonders. Am Wochenende geben sie Einblick in ihr Tun.

Über 70 Kunsthandwerker – darunter Buchbinder, Glas- und Porzellanmaler, Korbmacher, Graveure, Holzspielzeugmacher oder Goldschmiede – öffnen vom 31. März bis 2. April  ihre Werkstätten, um einzigartige Kostbarkeiten oder Kleinserien in Handarbeit zu präsentieren.
Wer Lust auf Handwerk hat, kann auf Entdeckungstouren durch die Werkstätten gehen, Ateliers und Verkaufsräume der Kunsthandwerker und Designer besichtigen und die unverwechselbare Handschrift des sächsischen Kunsthandwerks kennenlernen.
Zusätzlich bieten einige Teilnehmer Workshops für Erwachsene oder Kinder, Vorträge, Werkstattführungen oder Ausstellungen an. 
Zwei Kunsthandwerker, die ihre Werkstatttüren weit aufmachen und sich auf Besucher freuen, sind   Holger Schlegel und Maik Zenker.
    
Der Kunstschmied
Holger Schleger werden die meisten Menschen nicht kennen. Viele seiner Arbeiten aber schon: zum Beispiel den Zaun am Dresdner Residenzschloss. Neun fragmentarisch erhaltene Zaunfelder hat er restauriert, die restlichen 18 rekonstruiert. Auch der Brunnen am Dresdner Standesamt stammt aus der Werkstatt von Holger Schlegel. „Wenn ich durch Dresden fahre, um meine Arbeiten zu zeigen, dann reicht dafür kein Tag“, sagt er stolz. 
Dass er solche Aufträge bekommt, verdankt der in Glashütte geborene Dresdner seiner Fortbildung zum Handwerker im Denkmalschutz. Die hat er 1991 in San Servolo (Venedig) absolviert. Zehn Jahre zuvor war er mit einer klassischen Schmiedelehre ins Berufsleben gestartet, lernte Hufe beschlagen und Bauteile schmieden. 
Sein Meisterstück ist jedoch eine von ihm rekonstruierte und restaurierte prunkvolle Tür für das Juwelenzimmer im Grünen Gewölbe. Nicht nur das: Fast alle Türen im Historischen Grünen Gewölbe, die Fenstergitter des Dresdner Schlosses und viele weitere Schmiedearbeiten am Schloss sind durch die Hände von Holger Schlegel gegangen. 
Wer dem Dresdner in dessen Werkstatt in der Friedrichstraße 31 folgen will – hier steht übrigens ein echter Schmiedeherd mit zwei Feuerstellen – hat dazu am 1. (11-19 Uhr) und 2. April (10-18 Uhr Gelegenheit.
Der Messerschleifer
Maik Zenker, Schneidewerkzeugmechaniker-Meister aus Pirna, wollte schon immer ein reines Handwerk lernen. Lehre und erste Berufserfahrungen sammelte er in Meißen bei der Herstellung von Porzellanbestecken und Messern, 1991 wechselte er in die Selbstständigkeit. Von da an zog der Meister über die Märkten in der Region, schliff, reparierte und verkaufte Scheren und Messer. 1995 ließ er sich in Heidenau mit seinem eigenen Betrieb, nieder und schliff vor allem Werkzeuge für die Gummi-, Reifen- und Papierindustrie. Als sich 2008 die Möglichkeit ergab, ein Ladengeschäft mit historischer, denkmalgeschützter Einrichtung am Pirnaer Markt zu übernehmen, griff Zenker zu. „Dadurch kam ich zur traditionellen Messerschleiferei zurück“, so der 49-Jährige, der 2010 schließlich seine ‚Messermanufactur‘ gründete.
Dort waren die ersten handgemachten Fabrikate Jubiläumsmesser anlässlich des 20-Jährigen Bestehens seiner Schleiferei. Inzwischen gehört auch das Original Stollenmesser seiner Heimatstadt Pirnaer zu seinen Meisterstücken. „Ich baue kein Hightech aus exotischen Materialien, sondern Messer für jedermann“, erklärt Zenker sein Erfolgsrezept. Die bestehen aus rostfreiem Stahl, Edelhölzern,Nussbaum und Eiche und sind stets Unikate. „Weil Kochen in den letzten Jahren wieder so populär geworden ist, werden gute Messer immer gefragter. Ich will einfach die Lieblingsmesser von Leuten machen, die Qualität zu schätzen wissen“, so der Meister der Schneidewerkzeugmechanik.
Auch er lädt am Freitag von 10 bis 17 Uhr und am Samstag von 10 bis 15 Uhr in seine Werkstatt Braustraße 12 in Pirna ein. (cpö)


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