Carola Pönisch

Kegeln mit 100: Von wegen ruhige Kugel

Ingeborg Schemainda feierte am 20. November ihren 100. Geburtstag. Einen Tag später fuhr sie wieder zu ihren "Kegelfrauen". Im SV Motor Mickten ist sie jetzt Ehrenmitglied.
Ingeborg Schemainda feierte am 20. November ihren 100. Geburtstag, einen Tag später besuchte sie wieder ihre »Kegelfrauen«. Jetzt ist sie Ehrenmitglied im SV Motor Mickten. Foto: Pönisch

Ingeborg Schemainda feierte am 20. November ihren 100. Geburtstag, einen Tag später besuchte sie wieder ihre »Kegelfrauen«. Jetzt ist sie Ehrenmitglied im SV Motor Mickten. Foto: Pönisch

Dass Ingeborg Schemainda eine ruhige Kugel schieben würde – nein, das kann man so nicht sagen. Obwohl sie es angesichts ihres Alters durchaus könnte, immerhin feierte die rüstige Dame vergangene Woche ihren 100. Geburtstag. Doch irgendwie hat sie immer zu tun: Kreuzworträtsel (»Mit Brille und Lupe, die schreiben immer alles so klein«), jeden Tag eine Runde Spazieren gehen, einkaufen, Essen kochen. Und natürlich Kegeln. Jeden Donnerstag macht  sie sich dafür mit Bus und Bahn von Cotta aus auf den Weg nach Pieschen zum SV Motor Mickten am Pestalozziplatz. Denn Donnerstag ist Kegeltag und das ist fest im Kalender verankert. Schließlich trifft Ingeborg Schemainda hier ihre sieben Kegelfreundinnen, es wird gemeinsam gefrühstückt, ein bisschen geratscht und natürlich gekegelt. »Erst in die Vollen, nach der Pause dann wird abgeräumt«, sagt die Seniorin und erklärt weitere Fachbegriffe wie Ringel-8, Lieb-Eck, Herz und Hamburger. »Alles so Kegelstellungen«. Allerdings: Die ganz aktive Zeit der Kegelei liegt schon etwas zurück. Bis zum 99. Lebensjahr schob Ingeborg Schemainda die runden Kugeln regelmäßig über die Bahn, doch die Augen und das Gehör haben nachgelassen. »Vor allem beim Sehen hat meine Mutter Probleme. Was sie aber nicht abhält, jede Woche zu ihrer Kegelgruppe zu fahren«, sagt Klaus Schemainda, der selbst seit der Wende bis 2009 Geschäftsführer des SV Motor Mickten war und seine Mutter einst in die Sportgruppe brachte. »Das  war 1996, da war sie 77 Jahre alt und gerade von Pirna nach Dresden zurückgezogen«, erinnert er sich. Dorthin hatte es die gebürtige Dresdnerin, die ihre Kindheit und Jugend in Mickten verbrachte, nach dem Krieg verschlagen. Einen Tag nach ihrem runden Jubiläum, das gebührend gefeiert wurde, und an dem wieder »Kegeln« im Kalender stand, wartete dann noch eine Überraschung auf die rüstige alte Dame: Sie ist nun Ehrenmitglied im SV Motor Mickten.


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