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Junges Schachtalent will zur Weltmeisterschaft antreten

Der zehnjährige Gino Rössel aus Litschen fliegt im Oktober zur Schachweltmeisterschaft nach Georgien. Verein und Familie suchen noch Unterstützung für die Reisekasse.
Auch wenn Weiß strategisch einen kleinen Vorteil hat, die schwarzen Figuren sind Gino doch die liebsten. Was wäre das Schachspiel ohne die Liebe zur Herausforderung.

Auch wenn Weiß strategisch einen kleinen Vorteil hat, die schwarzen Figuren sind Gino doch die liebsten. Was wäre das Schachspiel ohne die Liebe zur Herausforderung.

Fünf Wochen sind es noch, bis der Flieger nach Georgien abhebt. Vom 17. bis 31. Oktober wird Gino Rössel in Batumi gegen die besten Schachspieler seiner Altersklasse U10 spielen.
Die Familie zählt die Wochen und Tage genau. Mama Anke, Papa Sven, Bruder Louis und natürlich Oma Irmgard, alle sind stolz auf Gino. Nicht ohne Grund, belegt doch sogar eine Turniertabelle im Internet die beeindruckende Entwicklung des Zehnjährigen.
Neugier & Talent In der Schach-AG der Grundschule „Am Knappensee“ in Groß Särchen hatte alles angefangen. Bruder Louis hatte vom Training bei AG-Leiter Helmut Klösel geschwärmt und die Neugier seines kleinen Bruders geweckt. Mit der Groß Särchener Mannschaft nahm Gino erfolgreich an Schulmeisterschaften und anderen Turnieren teil. Von 2012 an hat er sein Training dann beim Förderverein Schach ASP Hoyerswerda intensiviert. Einmal pro Woche studiert er dort bei Jan Kregelin die Spiele der Meister. Mit Roland Graf geht er wöchentlich im privaten Training Spieleröffnungen und Taktikaufgaben durch. Viermal im Jahr kommt ein Trainingsbrief mit Spezialaufgaben vom Trainerteam des sächsischen Landeskaders, in dem Gino ebenfalls aktiv ist. Er wird also auch überregional als hoffnungsvolles Talent gehandelt. Etwa 20 Schachzüge denkt ein Großmeister voraus, sagt Gino. Bis zu zehn Züge durchdenke er selbst inzwischen, bevor er seine Figur setzt, die ihm übrigens in Schwarz am liebsten ist. Bis zu 20 Minuten Bedenkzeit nimmt er sich dafür. Seine aktuelle DWZ – die Deutsche Wertzahl, nach der Schachspieler hierzulande leistungsmäßig eingestuft werden – liegt bei 1.743. Im internationalen Geschäft des Weltschachverbandes aber zählt die Wertzahl „Elo“. In diesem globalen Umverteilungssystem hat Gino sich bereits bis zur Elo 1.682 empor gearbeitet. Dafür musste er oft gegen Erwachsene spielen. Kein Problem für den Jungen, der sich in der Atmosphäre großer Turniere durchaus wohl fühlt und eigentlich nur ungern gegen den Computer spielt. Dieser Kampf ist ihm zu kühl.  
Aber auch das Training an der Technik ist unverzichtbar, um so erfolgreich zu sein, wie Gino es in diesem Jahr schon gewesen ist. Die Teilnahme an der Sachsenmeisterschaft 2015 machte ihn zwar von der Qualifikation für den diesjährigen Landesausscheid unabhängig. Dennoch war der Turnierplan eng gestrickt. In der zweiten Winterferienwoche wurde Gino mit einem ungefährdeten Sieg seiner Favoritenrolle bei der Bezirksmeisterschaft Dresden gerecht. In den Osterferien erspielte er sich in Sebnitz erstmalig den Sachsenmeistertitel. Pfingsten belegte Gino schließlich bei der Deutschen Meisterschaft im hessischen Willingen den zweiten Platz. Kurioserweise entschied der Sieger die ihm freistehende Wahl zugunsten der Europameisterschaft in Prag. So war für Gino der Weg nach Batumi zur Jugend-Weltmeisterschaft frei.
Ganz nebenbei ist er gerade auch an das Lessing-Gymnasium Hoyerswerda gewechselt. Nun muss Helmut Klösel bei der Familie zuhause anrufen, um von den Fortschritten des erfolgreichsten Schützlings seines Schulteams zu erfahren. Und das tut der AG-Leiter regelmäßig, freut sich Papa Sven Rössel.
      
Traum vom Turnier Sie sind eine große Familie, die Denker vom Schach. Nur eines können sie der Familie nicht abnehmen. 2.500 Euro betragen die Reisekosten für Gino und Mama Anke, die ihren Sohn nach Georgien begleiten wird. Es käme den Vereins- und Familienkassen zugute, wenn sich für diesen finanziellen Aufwand Unterstützer finden würden. Wer einen Beitrag leisten möchte, kann sich bei Jan Kregelin vom ASP Hoyerswerda melden.
Gino wird sich unterdessen weiter um eine erfolgreiche Turniervorbereitung bemühen. Für das 14-tägige Turnier mit nur zwei freien Tagen und insgesamt elf Partien, die jeweils bis zu fünf Stunden dauern könnten, muss er vor allem mental fit sein. Da die Weltmeisterschaft außerhalb der Herbstferien stattfindet, wird Gino nach seiner Rückkehr am letzten Oktobertag auch noch irgendwie den Unterrichtsstoff nachholen müssen. Damit er in der Schule ebenso wenig in Zugzwang gerät wie am Schachbrett. (Mandy Fürst) • Spenden: Förderverein Schach ASP Hoyerswerda, Iban: DE 51850503003200079141, BIC: OSDDDE81XXX, Betreff: Gino Rössel Welt Cadets U10 Championships 2016


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