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„Irre“ schießt Energie im Jahr 2000 in die Bundesliga

Fragt man nach den bedeutendsten Fußballern der 50-jährigen Geschichte von Energie Cottbus, geht überhaupt kein Weg an Detlef Irrgang vorbei. Es ist freilich ein Zufall, dass der gebürtige Finsterwalder, genau wie sein Fußballverein in diesem Jahre 50 Jahre alt wird. Überhaupt nicht zufällig ist jedoch, dass der baumlange Kerl nicht nur von den Fans in die Auswahl der „beliebtesten elf Spieler der Energie-Geschichte“ gewählt wurde. Weil ja sein Name untrennbar mit der sportlich erfolgreichsten Zeit der gesamten Energie-Geschichte zusammen hängt.

Doch bevor dieser Irrgang einen Tag vor seinem 34. Geburtstag im Mai 2000 mit seinem ersten Saisontor gegen den 1. FC Köln Energie in die bel étage des deutschen Fußballs geschossen hat, hatte er mehr als 13 lange Jahre erfolgreich für die Rotweißen gekickt. Angefangen hatte seine Karriere allerdings daheim bei Motor Finsterwalde Süd (später: Hertha). Wo er schon als 17-jähriger Bezirksligaspieler den Abwehrreihen größte Probleme bereitete und ein Tor nach dem anderen erzielte. Was den Funktionären in der Bezirksstadt nicht verborgen blieb, weshalb die Herren Schudack und Stabach in der Sängerstadt vorstellig wurden, um den schlaksigen Angreifer nach Cottbus zu locken. „Vorher sollte ich schon zum BFC nach Berlin wechseln, aber da der Bruder meines Vaters im Westen lebte, fiel das flach. Was wohl auch der Grund war, dass ich später von einem gewissen IM Johannes auf Schritt und Tritt beobachtet wurde“, erinnert sich Detlef Irrgang heute mit einem Schmunzeln. Nach dem Durchlauf aller Jugendmannschaften tauchte dieser Name erstmals am 18. August 1985 in Energies Männermannschaft auf. Als Cottbus 1991 in der DDR-Oberliga nur Vorletzter wurde und damit die Qualifikation für die 2. Bundesliga nicht schaffte, fand Irrgang beim damaligen Zweitligisten Stahl Brandenburg eine neue Heimat. Um aber 1992 prompt in die Lausitz zurück zu kommen, wo schon bald der Aufstieg begann. Speziell das Jahr 1997 war es, das deutschlandweit für Furore sorgte. Als sich das kleine Fußball-Cottbus aus der Provinz anschickte, erstmals die 2. Bundesliga zu erreichen. Zwei Spiele mussten darüber entscheiden, ob der Fußball-Osten einem gestandenen Westverein würde Paroli bieten können. Dem 0:0 beim Hinspiel in Hannover folgte am 5. Juni der bis dahin schönste Tag für Fußball-Cottbus. Dank dieses Detlef Irrgang. Der gleich zwei Treffer zum 3:1-Sieg beisteuerte und damit seine Fußball-Heimat in die 2. Bundesliga und die Fans in den Fußball-Himmel schoss. „Nach dem Spiel wollte ich mit Hannovers Urgestein Carsten Linke das Trikot tauschen. Der hat es aber höflich doch sehr ernsthaft abgelehnt, als er sagte, dass er es lieber verbrennen will, weil er so stinksauer war“, erzählt Detlef Irrgang. Kurz danach sollte es erneut „krachen“. Gelang es doch zuvor den kleinen Cottbusern die Arrivierten aus dem Oberhaus aus dem DFB-Pokal zu werfen mit dem
Höhepunkt des Halbfinales gegen den Karlsruher SC. Das der FC Energie 3:0 gewann, selbstverständlich mit einem  Irrgang-Treffer, um so das Deutsche Finale in Berlin zu erreichen. Balakow, Bobic und Elber - Namen von internationaler Strahlkraft waren bei Finalgegner VfB Stuttgart unterwegs. Am Ende setzte sich das Team von Trainer Joachim Löw mit 2:0 verdientermaßen durch. Mit Detlef Irrgang, dem immerhin 31-fachem Torschützen, marschierte der Club von der Spree drei Jahre lang durch die 2. Liga, um im Jahr 2000 zum schon erwähnten großen Wurf auszuholen und überraschend die Bundesliga zu erreichen.
                                                                                                                                                     In dieser aber war für einen Detlef Irrgang nach Ansicht seines Trainers Eduard Geyer kein Platz mehr. „Ich bin ehrlich, etwas mehr Respekt vor meinen 15 Energie-Jahren hätte ich mir schon gewünscht.
Wenigstens ein Kurzeinsatz wäre für mich doch in der Bundesliga machbar gewesen, so aber fehlt mir das Wort „Bundesliga-Einsatz“ in meiner Vita. Aber ich kann es nicht ändern, meine tollen Cottbuser Fußball-Jahre kann mir dieser Verlust trotzdem nicht nehmen, sagt Detlef Irrgang heute ohne den berühmten Blick zurück im Zorn. Ungehalten wird er allerdings bei einem anderen Thema. Das da heißt: Traditionspflege im Hause Energie. Vor Jahren bemühte er sich schon, eine Traditionsmannschaft zu formieren, die den Namen des Fußballclubs bei Veranstaltungen oder auch Turnieren deutscher Clubs repräsentativ darstellt. „Ein Budget von 600 Euro pro Jahr für diese Traditionsmannschaft konnte oder wollte der FCE für die Traditionsmannschaft nicht aufbringen, so mussten wir eben selbstständig handeln. Wir haben den „Lausitzer Legenden e.V.“ gegründet, in dem sich neben  ehemaligen Energie-Fußballern und Trainern auch erfolgreiche Radsportler wie Olaf Pollack oder Jens Glücklich ebenso wiederfinden, wie Handballer Kai-Uwe Weilmünster und Turner Mirko Wohlfahrt. Außerdem haben wir mit Alex Knappe einen aktuellen Chart-Stürmer der Musik-Szene an Bord, womit auch die Jugend mobilisiert wird. So sind wir ein gut gemischter Haufen, der sich am Freitag, den 20. Mai 2016 um 18.30 Uhr beim Spiel gegen die Traditionsmannschaft von „KKS Lech Poznan“ wieder der Cottbuser Fußball-Gemeinde vorstellen wird“, so Detlef Irrgang, einer der Gründer der Lausitzer Legenden e.V.. • Name: Detlef Irrgang
• Geboren: 27. Mai 1966
• Geburtsort: Finsterwalde
• Fußballtätigkeit: aktiv bei Energie Cottbus von 1984 bis 2001
• Spielanzahl: 455 Spiele für Energie Cottbus
• Tore für den FCE: 175 Tore
• Ehrungen: Energie-Fußballer des Jahres 1992, 1993, 1997
• aktuell: Team Manager bei V.I.P. Pictures World GmbH Döbern (Georg Zielonkowski)


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