sst

„Einfach hängengeblieben“ im Land der Löwen

Anfang September hatte der Energie-Fanclub „Energie-Club 90“ zu einem ganz besonderen Termin geladen. Stefan Fischer (46), seines Zeichens Chefredakteur der namibischen deutschsprachigen Tageszeitung „Allgemeine Zeitung“, war zu Gast im Energie-Eck.

Das „Wir“, es fällt auf. Stefan Fischer (46) benutzt es an diesem Abend sehr oft. Kein „Wir“ im Sinne von „gegen Andere“, sondern eher ein „Wir“ im Hinblick auf einen Ausspruch Fischers, der auch den Titel der Veranstaltung ziert: „Namibia ist mein Zuhause, Cottbus meine Heimat.“ Fischer ist Chefredakteur der in der Hauptstadt Windhoek ansässigen deutschsprachigen Tageszeitung „Allgemeine Zeitung.“ Im Jahr 2001 bekam er das Angebot, seiner Profession als Journalist nachzugehen - für ein Jahr in Namibia. Er sagt er sei „einfach hängengeblieben“, denn mittlerweile sind es ganze 15 Jahre. Und er fühlt sich immer noch wohl in dem Land, was ungefähr dreimal so groß ist wie Deutschland, aber nur ein wenig mehr Einwohner hat, als die Hansestadt Hamburg. Als Grund für sein „Hängenbleiben“ nennt Fischer ganz unvermittelt die Schönheit des Landes Namibia und die Mentalität der Menschen. Neben der beruflichen Perspektive, ergab sich bald auch eine familiäre und so hat er in Namibia geheiratet und wurde Vater zweier Kinder. Mittlerweile ist Fischer Chefredakteur der 10-Mann-starken Tageszeitung „Allgemeine Zeitung“. Die „AZ“ gehört zu einer namibischen Verlagsgruppe und bietet alle Ressorts (Politik, Wirtschaft, Sport etc.) an, welche man auch in einer Tageszeitung in Deutschland finden würde. Die „AZ“ bietet 22.000 deutschsprachigen Namibiern jeden Tag aktuelle Nachrichten. Stefan Fischer betont dabei, die „AZ“ ist „keine deutsche Zeitung in Namibia, sondern eine namibische Zeitung in deutscher Sprache.“ Ein älterer Gast im „Energie-Eck“ hat aufmerksam zugehört, mag aber nun doch mal eine Frage stellen: „Wie ist es denn so um die Pressefreiheit in Namibia bestellt?“ Fischer antwortet souverän. Anders als das gängige Vorurteil über andere afrikanische Länder, steht in Namibia die Pressefreiheit nicht nur auf einem Blatt Papier. 2015 belegte Namibia auf dem Pressefreiheitsindex von „Reporter ohne Grenzen“ den 17. Platz. „Zum Vergleich: Deutschland liegt nur fünf Plätze davor“, betont Fischer. Auf die Frage, welches Ereignis ihm denn in seiner Zeit in Namibia besonders im Gedächtnis geblieben ist, überlegt er nicht lang und antwortet dann doch etwas überraschend. Es sei kein Ereignis in Namibia, sondern eher eine Begebenheit in seiner Heimat Deutschland. Hier war Fischer mal im Pressetross des vorletzten namibischen Präsidenten unterwegs und hatte die Gelegenheit, den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff und Kanzlerin Angela Merkel mal von Nahen zu sehen. Das „Wir“, es fällt auf. Stefan Fischer benutzt es an diesem Abend sehr oft und es zeigt: Deutschland und Namibia mögen sehr verschieden sein, doch beide Länder können Heimat und Zuhause für einen Menschen sein. (Sebastian Thomas) » Das Land: Namibia ist ein Staat im südlichen Afrika zwischen Angola, Botswana, Sambia, Südafrika und dem Atlantischen Ozean. Das Gebiet des heutigen Namibia wurde im Jahre 1884 ein deutsches „Schutzgebiet“ und blieb bis zum Ende des Ersten Weltkrieges eine deutsche Kolonie. Auch aus diesem Grund leben heute immer noch viele Menschen mit deutschen Wurzeln im Land. 1.387.773 Touristen reisten 2015 in das „Land der Weite“. Aus Europa verzeichnete Namibia einen Rekordwert von 233.717 Touristen (+ 5,4 Prozent). Auch Deutschland weist mit 90.729 Touristen das höchste Ergebnis seit Beginn der statistischen Erhebung auf. Die „Allgemeine Zeitung“ als deutschsprachige Tageszeitung aus Namibia ist über den Link www.az.com.na/ zu erreichen.


Meistgelesen