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Silke Richter/mlh

Des Pudels Kern

Nikolett Panthel darf unter Einhaltung von Hygienebedingungen wieder in ihrem Fellstübchen arbeiten. Dafür hat sie selbst die Initiative ergriffen.
Nikolett Panthel, hier mit ihrem Hund Pyper zu sehen, freut sich wieder arbeiten zu dürfen. Freilich unter bestimmten Bedingungen. Da ist auch das Verständnis der Kundschaft gefragt. Foto: Silke Richter

Nikolett Panthel, hier mit ihrem Hund Pyper zu sehen, freut sich wieder arbeiten zu dürfen. Freilich unter bestimmten Bedingungen. Da ist auch das Verständnis der Kundschaft gefragt. Foto: Silke Richter

Karl ist ein bisschen aufgeregt. Der zehn Monate alte Rüde war erst zweimal beim Hundefrisör. Für eine richtige Eingewöhnung braucht es eigentlich mehr Zeit.  Vor wenigen Tagen muss ihn seine Besitzerin aber notgedrungen im Fellstübchen zurücklassen.  Die Corona – Schutzverordnung will es so.
Karls Besitzerin weiß, dass ihr Pudelmischling bei der 31-Jährigen in guten Händen ist.

»Wir fangen bei den ersten Besuchen mit dem Bürsten, dem Freischneiden der Augenpartie und dem Ausrasieren der Ballen an. So gehen die Hunde mit einem guten Gefühl nach Hause und gewöhnen sich langsam an die Pflegemaßnahmen«, ist Nikolett Panthel überzeugt.

Ihr professioneller und empathischer Umgang mit Hunden hat sich längst über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen. Vor fast genau zwei Jahren, am 19. April 2019, ist im ehemaligen Basteleck in der Grünewaldpassage im WK X wieder Leben eingezogen. Seitdem wird hier fleißig gebadet, geföhnt, Krallen geschnitten, Fell- und Ohrenpflege betrieben.

Auf Wunsch gibt es auch spezielle Schuren. Freilich kann keiner die Entwicklung von Corona und damit verbundene Schließungen vorhersagen. Beim ersten Lockdown bekam Nikolett Panthel unverhofften Besuch von Ordnungshütern, mit der Auflage das Fellstübchen mit sofortiger Wirkung zu schließen. Beim zweiten Lockdown, und hier liegt im Fellstübchen im wahrsten Sinne des Wortes des Pudels Kern, war sich die 31-Jährige wieder nicht sicher, wann und ob sie überhaupt öffnen dürfe.

Die staatlich verordneten Lockerungen seien für ihren Berufszweig viel zu schwammig formuliert, als dass sie eine konkrete Antwort geliefert hätten. Nach vielen Anfragen bei verschiedenen Ämtern war die Hundefrisörin auch nicht viel schlauer. Nikolett Panthel ergriff entnervt irgendwann selbst die Initiative und bekam nach ihrer Anfrage beim sächsischen Staatsministerium von dort die Erlaubnis, unter bestimmten hygienischen Bedingungen und Auflagen ihr Fellstübchen wieder öffnen zu dürfen.

Karls Hundebesitzerin macht sich jetzt auf den Weg. Sie möchte die freie Zeit für einen Einkauf nutzen. Und dennoch bleibt bei ihr ein ungutes Gefühl zurück, dass zugegebenermaßen so ein bisschen an eine Mutter erinnert, die ihr Kind zum ersten Mal in der Kita zurücklässt. Zudem ereilt sie in Zeiten von Corona und Co. schmunzelnd die Erkenntnis, dass ihr Hund nun viel eher einen Frisörtermin habe als sie selbst. 

Karl bleibt beim Abschied erstaunlich ruhig. Kaum hat sein Frauchen den Parkplatz verlassen, kann sich Nikolett Panthel dem jungen Rüden widmen. Sein Fellkleid hat drei Monate keine Schere gesehen. Für Karls Hundebesitzerin entpuppte sich dieser Zustand als ernst zu nehmendes Problem. Kommunizieren Hunde doch über ihre Körpersprache. Die Kopfpartie spielt dabei eine sehr wichtige Rolle.
Und so fällt Stück für Stück das lockige Fell zu Boden. Das sorgt wieder für einen freien Durchblick. Ein professioneller Blick in die Ohren und auf die Krallen und eine Behandlung bei Bedarf gehören zum Standardprogramm dazu. Die gelernte Einzelhandelskauffrau hat sich mit ihrem Fellstübchen einen Traum erfüllt.

Aber auch für die Ehefrau, Mutter und Hundebesitzerin hat der Tag nur 24 Stunden. Kunden müssen deshalb etwas längere Wartezeiten bei der Terminvergabe in Kauf nehmen. Nikolett Panthel sucht deshalb zuverlässige Unterstützung für ihr en Hundesalon. Auch Quereinsteiger können sich gern bewerben.


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