Abschied vom Kulturschalter
Christian Völker-Kieschnick sitzt auf gepackten Taschen. Vor der Tür der alten Post in der Friedrichsstraße 48 parkt sein Fahrrad mit Anhänger. Stühle stapeln sich im Eingangsbereich und auch die Tische müssen raus. Die historischen Postkartengrüße werden sorgsam verpackt. Sie stammen aus der Exposition »Geliebte Sidonie« die vom Stadtmuseum und dem Schloss zur Verfügung gestellt wurden. Boglárka Ilona Szücs von der museumswissenschaftlichen Leitung ist an diesem Nachmittag auch gekommen, um ein letztes Mal Bilder vom Kulturschalter machen zu können.
Christian Völker ist beim Anblick des alten Postschalters nicht ganz wohl. Abschiedsstimmung, Wehmut und Melancholie machen sich breit. Denn der Auszug ist definitiv endgültig. Es ist auch kein Umzug. Jedenfalls vorerst nicht.
Ein Ort, geprägt vom Bürger-Engagement
Ein Blick zurück: 2019 zog der sogenannte Kulturschalter in die unterste Etage der ehemaligen Postfiliale ein. Dorit Baumeister, die damalige Citymanagerin, hatte beim Altstadtboulevard die Idee, historisch wertvolle Orte (wieder) mit Leben zu erfüllen. Die ehemalige Post gehöre definitiv dazu, meinte Christian Völker-Kieschnick. Lebte doch hier auch die Familie von Konrad Zuse (1910 - 1995), dem späteren Computervater. Der 31-Jährige ergriff die Initiative. Aus seiner Schnapsidee wurde schnell ein konkretes Vorhaben, das auch Allgemeinmediziner und Eigentümer des Postgebäudes Marcus Meixner gefiel. Der Arzt gab sein Einverständnis zur Nutzung des Raumes und sicherte auch seine Unterstützung zu.
Der Kulturschalter war geboren. Es wurden Flyer gedruckt, die Schaltzentrale mit historischen Dingen gestaltet, Tische und Stühle aufgestellt, Termine vereinbart, Kontakte hergestellt, Gespräche geführt und Ideen gesammelt. Christian Völker-Kieschnick schuf in Zusammenarbeit mit aktiven Unterstützern einen besonderen Ort der gemeinsamen Begegnung, des Miteinanders, des Erinnerns und des Nachdenkens. Einen Ort zum Erleben, Genießen und Entspannen. Seitdem wurden temporär nahezu zwanzig Veranstaltungen durchgeführt. Eintrittsfrei und von bürgerschaftlichem Engagement geprägt.
»Eben echte Soziokultur von allen, für alle. Quasi in Form eines Sender-Empfänger-Prinzips. Fast wie auf der Post«, meint Christian Völker-Kieschnick.Einige Abende veranstaltete der Hoyerswerdaer selbst, für andere Veranstaltungen holte er sich Partner und Sponsoren ins Boot. So wurden unter anderem Spieleabende, Vorträge über die Corona-Pandemie und Fake News, Musikabende mit lokalen Künstlern, historische Streifzüge mit dem Stadtmuseum, Workshops zur Herstellung von Deo-Creme und Taschen sowie Lesungen durchgeführt. Um den Ort der Begegnung in der Corona-Pandemie nach einer Zwangspause auch wieder mit Leben erfüllen zu können, informierte er sich bei zuständigen Ämtern und erstellte mit Unterstützung des hiesigen Gesundheitsamtes ein Hygienekonzept. Mit Erfolg. Doch die Freude währte nur kurz. Sorgte der zweite Lockdown doch auch hier für einen erneuten Stillstand.
Vor einiger Zeit erreichte Christian Völker-Kieschnick dann eine Nachricht von Allgemeinmediziner Marcus Meixner. Der Eigentümer des Postgebäudes erklärte, dass er im Zuge einer notwendig gewordenen Änderung die Räumlichkeit als Technikraum nutzen müsse und damit zukünftig nicht mehr für Veranstaltungen zur Verfügung stellen könne.
»Es war eine sehr gute und unkomplizierte Zusammenarbeit. Marcus Meixner hat uns tatkräftig unterstützt. Das ist nicht selbstverständlich«, meint Christian Völker-Kieschnick, der sich in dem Zuge auch bei allen anderen Initiatoren und Partnern bedanken möchte. Neue Vision mit dem »gewissen Etwas« Freilich soll die Ära des Kulturschalters damit nicht komplett beendet sein. Denn der 31-Jährige hat schon die nächste Schnapsidee im Kopf, wie er sagt. Für den Kulturschalter wird sich irgendwann eine neue Räumlichkeit finden. »Aber es sollte schon etwas Besonderes sein. Mit Historie und diesem gewissen Etwas.« Sein größter Traum für den Kulturschalter: Einen Nachbau schaffen, der an das Original-Gartenhaus und Atelier des Künstlers Jürgen von Woyski (1929 - 2000) erinnert. Der Bildhauer lebte und arbeitete über vierzig Jahre in Hoyerswerda und hinterließ in der Stadt seine künstlerischen Spuren. Wer Christian Völker-Kieschnick näher kennt, weiß, dass sein Vorhaben irgendwann von Erfolg gekrönt sein wird. Der Kulturschalter war ja auch »nur« eine Schnapsidee…

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