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Stiller Protest: Kinderschuhe vor Rathäusern

Überall in Sachsen haben Eltern und Kinder am Wochenende gegen die Corona- Maßnahmen friedlich protestiert und zogen vor die Rathäuser ihrer Gemeinde.

In Aue-Bad Schlema, Marienberg und vielen anderen Gemeinden im Erzgebirge hatten sich Eltern gemeinsam mit ihren Kindern bereits am Samstag auf den Weg zu ihren Rathäusern gemacht. Am Sonntag folgten Hunderte Familien im Dresdner Umland dem Aufruf in den Sozialen Medien. So wurden u.a. in Riesa, Großenhain, Nossen, Weinböhla, Meißen, Radebeul, Priestewitz, Zeithain und Coswig die Botschaften der Kinder an den Gemeindeverwaltungen angebracht. Die selbstgemalten Plakate trugen Aufschriften, wie  "Kinder sind systemrelevant", "Es geht um unsere Zukunft" oder "Wir wollen in die Schule!". Immer wieder war zu lesen, wie Kinder unter Maskenzwang, sozialer Isolation, Testpflicht und Abstandsregeln leiden würden. Als Zeichen des stillen Protestes brachten viele Kinder ihre Schuhe mit und stellten sie vor den Rathäustüren ab. Auch in Pirna, Sebnitz und Struppen beteiligten sich Eltern und Kinder an der Aktion. Hier sind Schulen und Kindertagesstätten noch geöffnet. Im Landkreis Meißen sind seit Montag Kindertagesstätten und Schulen geschlossen, weil die 7-Tage-Inzidenz an mehreren Tagen über 100 lag. Eltern hatten erst am Freitagnachmittag von der Maßnahme erfahren. Landrat Ralf Hänsel hatte sich zuvor für eine andere Lösung stark gemacht, musste sich aber am Ende der Rechtslage beugen. Die Kritik an rein inzidenzfokussierten Schulschließungen ist nicht ganz unbegründet. Eine erste Auswertung der Corona-Tests an weiterführenden Schulen hatte jüngst ergeben, dass die Lehreinrichtungen nicht zu den Pandemietreibern gehören. Positive Testergebnisse waren da die Ausnahme. Kommunen fordern mehr Eigenverantwortung Unterdessen haben sich viele Bürgermeister aus dem Landkreis Meißen mit einem offenen Brief an den Ministerpräsidenten gewandt. Darin fordern sie eine differenzierte Strategie für Schulen und Kindertageseinrichtungen. Statt alle Einrichtungen bei einer Inzidenz über 100 zu schließen, sollten notwendige Maßnahmen individuell aus den Testergebnissen vor Ort abgeleitet werden. Ferner forderten die Stadtoberhäupter mehr Mitspracherecht in Sachen "Außengastronomie" sowie die Fortführung des Click & Meet-Services – oberhalb der 100er Inzidenz. Individualsport im Freien und Kindersport in festen Gruppen sollte dem Schreiben nach unabhängig von Inzidenzwerten ermöglicht werden.  Um Museen, Bibliotheken und Tiergärten öffnen zu können, schlugen die Unterzeichner ein strenges Testregime für die Mitarbeiter und eine Begrenzung der Besucherzahlen vor. Unterzeichnet wurde der Brief u.a. von Landrat Ralf Hänsel, von Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke und Riesas OB Marco Müller. 


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