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Ungeimpfte auf Jobsuche

In diesen Wochen entwickelt sich auf dem lokalen Arbeitsmarkt eine ungewöhnliche Situation. Politische Entscheidungen wirken sich direkt auf die Jobsuche im medizinischen und sozialen Sektor aus. Ungeimpfte sind auf der Suche nach neuen Betätigungen, um der angedrohten Impfpflicht zu entgehen.

Die Liste und die Vielfältigkeit der Berufe von ungeimpften Menschen, die derzeit auf der Suche nach neuen Betätigungen sind, wird immer größer. Die aktuellen Stellengesuche und Kleinanzeigen füllen sich mehr und mehr mit Schlagwörtern wie: »erfahrene Krankenschwester«, »Physiotherpeut mit Berufserfahrung«, »langjährige Hebamme«, »gute ausgebildete MTAR«, »Zahnarztgehilfin«, »Fachkrankenschwester«, »zuverlässiger Pfleger«, »Zahnmedizinische Verwaltungsangestellte«, »Krankenschwester C-Vakzin-frei« oder »Kinderkrankenschwester mit Zusatzausbildungen«. Alle samt sind ungeimpft und ohne die Absicht sich unter den bestehenden Gegebenheiten in den kommenden Wochen immunisieren zu lassen. Zahlreiche Pflegedienste, Arztpraxen oder Kliniken haben ihren ungeimpften Mitarbeitern nämlich eine »Gnadenfrist« gesetzt: So wurde vielerorts bereits jetzt abgefragt, ob bei ihnen im Angesicht der nahenden berufsbezogenen Impfpflicht noch eine Bereitschaft besteht, sich bis zum März impfen zu lassen oder nicht. Man muss in den Häusern planen können und sucht bereits die Hilfe des Arbeitgeberservices der Agentur für Arbeit, um die befürchteten Lücken schließen zu können. Der Tenor ist fast überall gleich: Wenn neben Krankgeschriebenen und Arbeitnehmern in Quarantäne auch noch eine Kündigungswelle auf die Heime, Arztpraxen und Kliniken zurollt, wird die ohnehin schwierige Personalsituation zur Katastrophe. Ein Arbeiten im gewohnten Umfang sei dann nicht mehr möglich. Besonders aufgebrachte sächsische Krankenschwestern und Pflegekräfte haben die Kopien ihrer Examensurkunden in die Briefkästen der Rathäuser geworfen. Die Namen wurden zwar geschwärzt, aber die Diplome zeugen jeweils von einer fundierten und hart erarbeiteten Ausbildung, die jetzt unter der angedrohten Impfplicht aufgegeben werden soll. Auf Anfrage, sei in den Verwaltungen in Riesa, Meißen oder Großenhain zwar bisher solch ungewöhnliche Post noch nicht eingegangen, aber man beobachte die Situation durchaus mit Sorge. In Großenhain gibt es kein städtisches Seniorenheim. Die Zuständigkeiten auch für die personelle Absicherung liegen bei den privaten Einrichtungsträgern. Dennoch steht die »Sicherung der medizinischen Versorgung« im Leitbild »Großenhain 2030«. Man werde auch bei diesem Thema vermitteln und unterstützen, erfahren wir auf Anfrage von der Verwaltung. Die Diakonie des Landkreises verweist auf die fehlende Ausführungsverordnung für die Träger. Man könne vor dem 15. März keine Angaben zum Impfstatus oder möglichen Kündigungen machen, erklärt Sprecherin Friederike Wannrich. Eins steht fest: Die größten Leidtragenden werden die Kranken und Hilfsbedürftigen sein. Wer jetzt keinen Hausarzt hat, dem wird es in den kommenden Monaten nicht leichter fallen einen zu finden. In ganz Sachsen werden Stimmen laut, die vor einem bedrohlichem Verlust von Pflegepersonal durch die bevorstehende Impfpflicht warnen. Einige haben einen offenen Brief verfasst, um auf die dringliche Lage aufmerksam zu machen. Nach ersten Befragungen in der Branche haben wohl etwa jeder vierte Pflege-Beschäftigte keinen Immunitätsnachweis. Damit steuere man auf einen völligen Zusammenbruch hin. Auch arbeitsrechtlich wird die Impfpflicht im Gesundheitswesen Konsequenzen haben. Die Impfverweigerung kann dann ein Kündigungsgrund sein. Aber auch Berufsverbote oder unbezahlte Freistellungen seien möglich. Die Arbeitsagentur teilte mit, dass es aber nach einer Kündigung wegen fehlenden Impfschutzes keine Sperrzeit beim Arbeitslosengeld geben soll. Hinweis: Aufgrund technischer Probleme können gegenwärtig leider keine Fotos angezeigt werden. Wir bitten um Verständnis.


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