Silke Richter/asl

Rücklagen und keine Hausbesuche

Die Pandemie geht auch an der Hoyerswerdaer Haar und Kosmetik Figaro GmbH nicht spurlos vorbei. Wir sprachen mit Geschäftsführerin Elke Beyer.
Ein Bild aus besseren Tagen, als es die Corona-Pandemie noch nicht gab. Die Figaros hoffen darauf, ihre Kunden bald wieder begrüßen zu dürfen. Foto: Silke Richter

Ein Bild aus besseren Tagen, als es die Corona-Pandemie noch nicht gab. Die Figaros hoffen darauf, ihre Kunden bald wieder begrüßen zu dürfen. Foto: Silke Richter

Die Friseurscheren ruhen momentan. Ist auch alles andere in der Firma lahmgelegt? Elke Beyer: Sicherlich wirkt es nach außen so, dass alle Figaros in den verordneten Winterschlaf gegangen sind. Dem ist allerdings nicht so. Hinter den Kulissen tut sich doch einiges. Was genau passiert denn? In den Salons finden Grundreinigungen der Fußböden statt. Es wurden zudem ein Fußpflegebereich renoviert, Verschönerungsarbeiten an den Wänden durchgeführt und auch neue Dekorationen gestaltet. Bürokratische Sachen und Mitarbeitergespräche können jetzt von den Salonleitern durchgeführt werden. In der Figaro-Verwaltung rauchen uns natürlich gewaltig die Köpfe. Wir beantragen Übergangshilfen, Fördermittel, Überbrückungshilfen, Kurzarbeitergelder. Besonders schwer ist es für unsere zwölf Auszubildenden. Es gibt ja einen Ausbildungsrahmenplan, der den Lehrstoff vorgibt. Alle Azubis bekommen regelmäßig praktische Aufgaben für zuhause, denn sie erlernen ja ein Handwerk. Sie arbeiten beispielsweise an Puppenköpfen, immer nach Anleitung unserer Ausbilder, und präsentieren die Ergebnisse in der Gruppe. Des Weiteren müssen sie auch schulisch am Ball bleiben, denn bei den Prüfungen wird keinem etwas geschenkt. Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter? Es gibt viele Online-Seminarangebote, die wir in Anspruch nehmen, aber es ist nicht das Gleiche. Friseure sind soziale Teammenschen, den Kontakt zur Kundschaft und zu den Kollegen vermissen alle schmerzlich. Aber wir sind in unseren sozialen Netzwerkgruppen sehr aktiv. Wir machen uns gegenseitig Mut und nutzen die Gruppendynamik, um alle mitzunehmen. Kollegen erzählen mir allerdings auch, dass sie von Kunden gefragt werden, ob sie nicht zu ihnen nach Hause kommen könnten, um Haare zu schneiden. Das geht natürlich nicht. Wir dürfen in dieser Zeit auch keine Hausbesuche machen. An dieser Stelle bitte ich all unsere Kunden, doch auf ihren Dienstleister zu warten und nicht Kollegen und Mitbewerber in die Versuchung der Schwarzarbeit zu bringen. Müssen Kunden bald mit höheren Preisen rechnen? Wenn wir die Geschäfte wieder öffnen, wird es eine Preisanpassung geben. Im letzten Jahr haben wir auf einen Hygieneaufschlag verzichtet, wohl aber hohe Summen für die Umsetzung des Hygienekonzeptes in unseren Geschäften ausgeben müssen. Weitere jährliche Erhöhungen unserer Lieferanten und Partner erfordern diesen Schritt ebenfalls. Sie leiten seit über zehn Jahren die Firma. Wie gefährlich kann Corona für Unternehmen sein? In einem Unternehmen ist es wie im Privaten. Wenn man sich Rücklagen für eventuell schlechtere Zeiten bildet, kann man darauf zurückgreifen, wenn es wirklich einmal hart kommt. Das tun wir immer und konsequent. Auf staatliche Hilfen, außer dem Kurzarbeitergeld, haben wir bis jetzt vergeblich gewartet. Die Raster für die Voraussetzungen, dort bedacht zu werden, sind sehr eng gestrickt. Natürlich ist dadurch unser hart verdientes Barvermögen deutlich reduziert worden. Wir haben es aber bis jetzt geschafft, alle Arbeitsplätze zu halten und das ist das Wichtigste. Der Umsatzverlust einer so langen Schließungszeit ist sicher nie wieder aufzuholen. Ich weiß aber, dass alle Mitarbeiter in den Startlöchern stehen und alles tun werden, um unsere Kunden wieder glücklich zu machen. Wir alle wissen jetzt einen sicheren Arbeitsplatz noch mehr zu schätzen als vor der Pandemie.


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