Roberto Rink

»Offener Brief« des Elternrats

Der Elternrat des Weißeritzgymnasiums in Freital richtet einen »Offenen Brief« an Ministerpräsident, Kultusminister, Landrat und Oberbürgermeister.
Kinder sollten nicht zu den Opfern der Corona-Politik werden. Sie brauchen Verlässlichkeit, Wärme und Stabilität.    Foto: Stock.Adobe

Kinder sollten nicht zu den Opfern der Corona-Politik werden. Sie brauchen Verlässlichkeit, Wärme und Stabilität. Foto: Stock.Adobe

In dem Protestbrief bringen Eltern ihre »Verunsicherung, Wut, Enttäuschung und Angst« über die »derzeitige Politik, die keine Planbarkeit, keinen Rahmen und keine tragfähigen Konzepte vorlegt« zum Ausdruck. So ist in den zurückliegenden zwölf Monaten zu wenig getan worden, um den Betrieb an den Kinder- und Bildungseinrichtungen dauerhaft und verlässlich abzusichern. Es wird darin auch die unklare Linie der Politik und die sich ständig ändernden Bestimmungen bemängelt. Erst sollten die weiterführenden Schulen nach Ostern geöffnet werden, dann geschah dies bereits Mitte März. Nach den Osterferien sollen nun Bildungseinrichtungen »inzidenzunabhängig« mit zweimaliger Testung pro Woche öffnen dürfen. Der Elternrat stellt sich aber die berechtigte Frage, wie lange dies bei dem »derzeit ungebremsten Infektionsgeschehen« noch gelten werde, da schon über eine bundeseinheitliche Schließung der Schulen nach den Osterferien diskutiert wird. »Unsere Kinder hatten dieses Jahr eine Woche Präsenzunterricht«, heißt es im Brief weiter. Bildung ist systemrelevant! Die Forderungen lauten »Schulen öffnen – aber sicher!, Oberste Priorität für Bildung!, Verlässlichkeit für alle Beteiligten geben!«. Damit schließen sie sich auch den Forderungen des Kreiselternrates Meißen und deren »Offenen Brief« vom 22. März an. Der Elternrat des Weißeritzgymnasiums Freital verlangt von der Politik, intensiver zu eruieren, wie ein dauerhafter, sicherer und planbarer Schul-, Hort- und Kitabetrieb unter Pandemiebedingungen abgesichert werden kann. Denn: »Kinder brauchen Verlässlichkeit und Stabilität, um sich sicher und geborgen entwickeln zu können.« Silke Fenger vom Elternrat des Weißeritzgymnasiums kritisiert den falschen Grundsatz bei der bisherigen Strategie Grundschulen bevorzugt zu öffnen: »Dies hat man wohl in erster Linie getan, damit die Eltern wieder arbeiten gehen können. Die Kinder und deren Bildung sollten aber bei diesen Überlegungen immer im Vordergrund stehen.« Den dafür nötigen Mehraufwand der Schulen wollen die Eltern dafür bestmöglich unterstützen und ihre Kinder »ohne schlechtes Gewissen, ohne Anprangerung als Pandemietreiber« in die Bildungseinrichtungen schicken. Auch werden die unterschiedlichen Meinungen zum Thema Masken und Selbsttests in der Eltern- und Lehrerschaft anerkannt. Als große Verunsicherung wird allerdings das Vorgehen der Stadt Freital als Schulträger der Grundschulen betrachtet, sich gegen die Vorgaben des Sächsischen Ministeriums für Kultus zu stellen, was aus der Sicht des Elternrates den sicheren Bildungsbetrieb gefährden könnte. Der Stadtrat hatte beschlossen, dass die Stadtverwaltung beauftragt wird, »sich beim Freistaat Sachsen mit allen verfügbaren rechtmäßigen Mitteln für die umgehende Rücknahme der Testpflicht für Grundschüler und Hortkinder (...) einzusetzen.« Vorschläge Von den Entscheidungsträgern der unterschiedlichen Ebenen fordern sie die intensivere Auseinandersetzung mit geeigneten Maßnahmen. Dazu gehört die mögliche Ausrüstung der Klassenräume mit Belüftungsanlagen und ein höheres Tempo bei der Digitalisierung sowie dem dafür notwendigen Netzausbau. Im Wechselmodell könnte man dadurch den Unterricht aus dem Klassenzimmer für die Homeschooling-Gruppe übertragen. Zudem fordern die Elternvertreter die Entscheidungsträger auf, zusätzliches Personal und zusätzliche Busse und Bahnen zu den Stoßzeiten einzusetzen und einen versetzten Schulbeginn zu prüfen. Weiter heißt es: »Wir unterstützen die zweimaligen Selbsttests in den Schulen pro Woche, um die Lehrerinnen und Lehrer sowie unsere Kinder und die Familien zu schützen!« Nach Ansicht der Eltern sollte nicht der Inzidenzwert der Kreise und Städte, sondern das »tatsächliche Infektionsgeschehen an der Einrichtung« ausschlaggebend für die Schließung einer Schule sein. Man wolle als Erzieher, Lehrer, Eltern, Kinder gemeinsam konstruktiv an gemeinsamen Lösungen mitwirken. Es wird zudem versucht, einen »Stadtelternrat« in Freital ins Leben zu rufen. Bis Redaktionsschluss (9. April) lagen noch keine Reaktionen der politischen Adressaten auf den Brief vor. Kontakt: Silke Fenger (Elternratsvorsitzende), elternrat@wgym.lernsax.de 


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