Junge Leute können (dürfen) sich derzeit nicht richtig »austoben«. Und die sich ausgetobt haben, warten offenbar auf romantischere Zeiten was ihre Hochzeitstermine angeht.
Brautkleider vor der Ladentür anprobieren, Reisen nach Venedig tabu und Gäste, die im ungünstigsten Falle auf Intensivstationen landen. Das macht es potenziellen Paaren derzeit nicht gerade leicht, den Standesämtern ihre Aufwartung zu machen. Von den Spätfolgen des vom Virus bestimmten »Covid-Zölibats« für junge Erwachsene mal ganz abgesehen, bejammern Statistiker schon jetzt einen dramatischen Knick in der Demografie-Kurve. Ist da was dran? Wie es nach über einem Jahr um die Liebe im Lockdown zwischen Elbe und Elster steht, wollte der WochenKurier deshalb etwas genauer wissen.
Herzberg
Ob und wann die Hochzeitskutschen für die Herzberger angespannt werden, weiß Standesbeamtin Rita Heinrich zwar nicht genau, bleibt aber optimistisch. »Im Moment lässt sich noch nicht genau sagen, wohin die Reise in diesem zweiten Pandemie-Jahr gehen wird. 2020 konnten wir trotz aller Einschränkungen immerhin 60 Eheschließungen verzeichnen, selbst unter ungünstigen Umständen. Anmeldungen liegen uns auch für dieses Jahr vor, ob die allerdings so stattfinden werden, wie es sich die Paare wünschen, steht letztlich auf einem anderen Blatt. Mit Terminverschiebungen müssen wir stets rechnen, was man niemanden verübeln kann«, wie sie sagte.
Doberlug-Kirchhain
In der Kloster- und Gerberstadt unterschreibt Stefanie Kunze die Urkunden. Für die Hauptstandesbeamtin steht fest: »Trotz Anmeldungen für die Sommermonate ist noch nicht gesagt, dass die Termine auch tatsächlich wahrgenommen werden. Es gibt Paare, die bereits zum zweiten Mal ihren schönsten Tag im Leben verschoben haben, in der Hoffnung, dass die Brautkleider auch 2022 noch passen werden. Aber im Durchschnitt können wir durchaus zufrieden sein.«
An ihren drei Standorten, der »Waldhufe«, dem Schloss Doberlug und dem Rathaus, konnte Stefanie Kunze im Vorjahr 50 Ja-Sager unter die Haube bringen. Der Durchschnitt in normalen Zeiten liegt hier bei 60. Eine Zahl, die sich in etwa durch alle Standesämter des Landkreises zieht.
Elsterwerda/Plessa
So auch in Elsterwerda, wenngleich hier 2020 eine neun hinter der sechs stand. »Die Pandemie beherrscht nun seit über einem Jahr unser Leben. Auch wir Standesbeamte sind täglich mit der Thematik konfrontiert. Allerdings haben wir den Eindruck gewonnen, dass momentan der Wunsch zur Hochzeit in diesem Jahr trotz aller Widrigkeiten wieder verstärkt besteht. Im Standesamt Elsterwerda gaben sich 2020 insgesamt 69 Paare das Jawort. Auch jetzt gibt es zahlreiche hoffnungsvolle Anmeldungen für die kommenden Monate, wobei sich der Trend für die Monate August bis Oktober abzeichnet«, so Evelin Gärtner, zu deren Einzugsgebiet auch die Ämtern Plessa und Schradenland sowie der Gemeinde Röderland gehört.
Den Grund für diese Hoffnung sieht die Standesbeamtin einerseits in der bevorstehenden wärmeren Jahreszeit, andererseits in den städtischen Möglichkeiten. Gärtner dazu: »In der Fachwerkkirche Saathain zum Beispiel bieten wir eine Location an, wo 35 Gäste der Eheschließung beiwohnen können. Auch wurde es möglich gemacht, im Ballsaal des Stadthauses Hochzeiten durchzuführen, bei denen 20 Gäste erlaubt sind. Unsere Trauzimmer im Elsterschlossgymnasium, im Gärtnerhaus inmitten des Schlossparkes sowie im Stadthaus stehen nach wie vor zur Verfügung. Freude kommt auf bei dem Gedanken, dass unser Trauzimmer im Erdgeschoss des Rathauses noch in diesem Jahr fertiggestellt wird.«