Roberto Rink / Daniel Förster

Geht der Mittelstand durch Corona unter?

Im Landkreis machen immer mehr Branchen durch Proteste auf ihre Notlage während des Lockdowns aufmerksam.

Mehr als 40 Einzelhändler inhabergeführter Geschäfte und einige Gastwirte aus Pirna, die wegen des Corona-Lockdowns seit Monaten keine Einnahmen mehr haben, fordern von der Politik mit der Kampagne »Wir gehen mit_voran / Wir gehen mit_unter«, die für sie prekäre Situation zu entschärfen. Mit einer Plakat-Aktion am Wochenende, 30. und 31. Januar, sowie dem kurzzeitigen Öffnen ihrer Geschäfte am 1. Februar haben sie mit einem weiteren Protest auf ihre angespannte Lage aufmerksam gemacht. Pirnas Urgestein Wolfgang Bieberstein im Kostüm des Stadtboten unterstütze die Aktion, indem er durch die Gassen und Straßen der historischen Altstadt von Pirna lief und den Passanten selbstgedichtete Verse zurief. Erstmals weilte der Oberbürgermeister von Pirna bei den Akteuren, die sich zum Schluss in der Fußgängerzone - mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz - trafen Wir gehen mit_voran Mit ihrer Aktion schlossen sie sich der Kampagne #wirgehenmitvoran und #wirgehenmitunter an und setzten damit die Kampagne #wirmachenaufmerksam vom 11. Januar fort. Die Betroffenen wollen ihren Forderungen - die da sind:  Schnelle finanzielle Hilfe durch Vorabzahlungen, unbürokratischer Antrags- und Genehmigungsprozess, faire und angemessene Ausgleichszahlungen und ein konkretes Wiedereröffnungsszenario für den Einzelhandel - Nachdruck verleihen und auf ihre mittlerweile sehr kritische Lage aufmerksam machen und verdeutlichen, dass die Innenstädte ohne sie aussterben. Die meisten staatlichen Hilfsmittel seien an große Hürden geknüpft und würden nicht annähernd die Verluste decken. Die Perspektivlosigkeit sei zermürbend. Es müsse etwas getan werden, heißt es vom Verein »Citymanagement Pirna«, der die Aktion unterstützte. Die Händler in Pirna stellen klar, dass sie sich deutlich von Corona-Leugnern, Querdenkern und Maskenverweigerern distanzieren und sich an die Bestimmungen im Lockdown halten. Schwarze Schaufenster in Dipps Auch an anderen Orten des Landkreises kommt es zunehmend zu Protestaktionen. So in Dippoldiswalde, wo Ende Januar Einzelhändler die Schaufenster ihrer Läden mit schwarzen Folien und Tüchern verhingen. Damit wollten die insgesamt 30 Akteure zeigen, wie trostlos und tot ihre Innenstadt ohne sie aussehen würde. Heike Stille aus Dippoldiswalde, Inhaberin vom Fotostudio Licht & Schatten, sagt dazu: »Die Nerven liegen bei vielen blank. Man hat ein kleines Polster, aber irgendwann ist das aufgebraucht. Wenn das so weitergeht, werden alle Läden nacheinander schließen müssen.« Geht der Mittelstand mit Corona unter? Fahrschul-Protest Mehr als ein Dutzend Fahrschulen aus Pirna, Heidenau und Umgebung machen jetzt auch mobil. Sie trafen sich kürzlich mit rund 30 Fahrschulautos auf dem Pirnaer Markplatz. Seit dem 14. Dezember mussten sie nach dem Frühjahrs-Lockdown zum zweiten Mal ihren Betrieb komplett einstellen. Sie wandten sich in einem offenen Brief an den Pirnaer Oberbürgermeister, an den Landrat und zuetzt an den  Ministerpräsidenten. Sie haben angekündigt vor den Sächsischen Landtag zu ziehen.


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