Der eigene Rechner kann helfen

Grenzen dicht, Einrichtungen geschlossen, Home-Office wo immer es geht: Das Coronavirus lähmt das öffentliche Leben. Da ist jede gute Nachricht willkommen. Wir haben eine: Sie können bei der Erforschung des Virus helfen.
Über ein Kontrollfenster im Browser können die Einstellungen geändert werden. Screenshot: foldingathome.org

Über ein Kontrollfenster im Browser können die Einstellungen geändert werden. Screenshot: foldingathome.org

Aktuell wird mit Hochdruck nach wirksamen Behandlungsmethoden und einem Impfstoff für das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 gesucht. Das macht auch vor den Medien nicht halt. Vor kurzem gab es beispielsweise einige Aufregung um die deutsche Impfstofffirma CureVac. Die Trump-Regierung hatte angeblich ein Übernahmeangebot abgegeben. Die Firma dementierte.  Die vielen Berichte darüber zeigen, wie sehr ein Impfstoff herbeigesehnt wird. Um Heilmittel oder Impf­stoff zu finden, müssen Struktur und Wirkweise des Virus entschlüsselt werden. Dazu braucht es Rechenkraft. Die haben viele von uns in Form ei­nes Computers zu Hause. Nur können wir die nicht ohne weiteres der Wis­senschaft zur Verfügung stellen. Und da kommt ein Projekt der Stanford University ins Spiel. Denn darüber kann jeder die Rechenkapazitäten sei­nes eigenen Rechners im Kampf gegen SARS-CoV2 einsetzen. Folding@home heißt das Projekt. In ihm werden die Proteinfaltung und andere Arten von Mole­kulardynamik simuliert. Das Projekt gibt es schon seit vielen Jahren, jetzt will man damit auch Wissenschaftler auf der ganzen Welt bei der Su­che nach Mitteln gegen das neuartige Coronavi­rus unterstützen. Grob gesagt funktioniert das ganze so: Zu berechnen­de und zu analysierende Daten werden in einzel­ne Pakete aufgeteilt. So können sie auf einzelne Rechner verteilt werden. Mitmachen kann eigent­lich jeder. Man muss sich nur das entsprechende Programm auf foldinga­thome.org herunterladen. Auf der Website wird die Methode mit dem Kaufen von Lotterieschei­nen verglichen. »Die Be­rechnungen sind gewaltig und jedes kleine Bisschen hilft«, heißt es dort. Jede abgelaufene Simulation auf einem Rechner sei wie ein Lotterieschein, je mehr davon gekauft wer­den, desto größer sei die Chance, dass jemand den Jackpot knackt. Man habe eine erste Welle von Pro­jekten veröffentlicht, mit denen man zu verstehen versucht, wie das Virus mit dem menschlichen ACE2-Rezeptor inter­agiert, über den das Virus in die Zellen gelangt. Wer sich an dem Projekt beteiligen will, kann das entsprechende, etwas 30 MB große Programm für Windows, MacOS und verschiedene Linux-Sys­teme kostenlos herun­terladen. Wenn das Programm läuft, kann in drei Stufen eingestellt werden, wie sehr es den eigenen Rechner bean­spruchen soll. Wenn also beispielsweise der Lüfter die ganze Zeit brüllt, weil man nebenher normal am PC arbeitet, kann man einfach eine Stufe runter­regeln.


Meistgelesen