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Dr. Markus Binder ist neuer Chef der WiL

Die Wirtschaftsinitiative Lausitz e.V. (WiL), die in der brandenburgischen und sächsischen Lausitz arbeitet, wurde im Jahr 2009 gegründet. Bisher leitete Dr.-Ing. E. h. Michael von Bronk die Geschicke der WiL. Am 1. August hat Dr. Markus Binder nun den Vorsitz übernommen. Im WochenKurier Interview sprach er über Ziele und die Lausitz.

Herr Binder, Sie sind als Vorstandsmitglied bei der LEAG für den Finanzbereich zuständig. Wie verlief Ihre bisherige Karriere? Nach dem Studium der Betriebswirtschaft mit anschließender Promotion an der Universität Stuttgart bin ich in die Branche eingestiegen, in der ich heute seit nunmehr 22 Jahren arbeite: die Energiewirtschaft. Zunächst war ich bei der Unternehmensberatung A.T. Kearney tätig, dann im EnBW-Konzern in verschiedenen leitenden Positionen. Meine letzte berufliche Station, bevor ich in die Lausitz gekommen bin, war bei der Großkraftwerk Mannheim AG als kaufmännischer Vorstand. Seit über zwei Jahren nun bin ich als Vorstandsmitglied bei der LEAG für den Finanzbereich zuständig.    Sie wechselten im Jahr 2017 in die Lausitz? Wie kam es dazu? Nachdem die LEAG im Oktober 2016 gegründet war, wurde ich angesprochen, ob ich mir vorstellen könne, nach Cottbus in die damals vakante Position des Finanzvorstandes zu wechseln. Das war – und ist es natürlich immer noch – eine sehr spannende, verantwortungsvolle und reizvolle Aufgabe für mich. Schließlich ist die LEAG das größte Industrieunternehmen in der Lausitz. Sie steht für 10 Prozent der gesamten deutschen Stromproduktion, und das zuverlässig, unabhängig davon, ob der Wind weht oder die Sonne scheint. Ich bin davon überzeugt, dass der heimische Rohstoff Braunkohle ein idealer und noch langer unverzichtbarer Partner der Energiewende ist.    Wie gefällt es Ihnen in der Lausitz? Sehr gut und viel besser als erwartet! Man macht sich ja keine richtigen Vorstellungen, wenn man sein bisheriges Leben schwerpunktmäßig im Südwesten Deutschlands verbracht hat. Für mich war von Anfang an klar, dass ich mich mit dem neuen Job auch privat voll und ganz auf die Lausitz und Cottbus einlasse. Nach über zwei Jahren können wir, d.h. meine Frau und ich, als Neu-Lausitzer ein sehr positives Fazit ziehen: Die Region ist sehr lebenswert und bietet mit Spreewald, Seenland und Oberlausitzer Bergland viele reizvolle Seiten. Das bestätigen auch unsere Freunde aus der „alten Heimat“, die uns bisher besucht haben. Wir können also mit Recht stolz auf unsere Region sein.  Welche Aspekte sind hierbei erwähnenswert? Zunächst der hohe Erholungswert: Bereits eine kleine Fahrradtour am Sonntagnachmittag an der Spree entlang ist für mich total entschleunigend und wie ein Kurzurlaub. Gleichzeitig bietet Cottbus alles, was man braucht, um sich wohlzufühlen. Ein absoluter kultureller Höhepunkt ist natürlich das Staatstheater, ein echtes Schmuckstück. Auf die traditionelle Veranstaltung im Branitzer Park am 25. August, bei der Tänzer, Schauspieler und Sänger in kleinen Szenen die Spielzeit 2019/2020 vorstellen, freue ich mich jetzt schon. Wo gibt es das sonst noch, mit freiem Eintritt in einer so tollen Atmosphäre?   Wenn es die Zeit zulässt, was machen Sie dann in Ihrer Freizeit? Alles was einen aktiven Ausgleich zum Berufsleben schafft: Gemeinsam mit meiner Frau Fahrrad fahren, Wandern, Sport, Musik, Kultur, Garten, ich bin da eher breit interessiert und habe nicht das eine Hobby. Haben Sie Kinder? Ja, eine Tochter und einen Sohn, die nach Abitur und jetzt Studium schon anfangen, auf eigenen Beinen zu stehen. Welche Ziele wollen Sie für die WiL erreichen bzw. ha­ben Sie sich gesetzt? Mir ist es wichtig, die Erfolgsgeschichte der WIL fortzuschreiben. Dazu gehören zunächst der LEX Existenzgründerpreis und der Wissenschaftstransferpreis, die beiden wichtigsten Marken der WIL. Die WIL ist eine in dieser Form einzigartige Initiative. Sie ist die Stimme der Wirtschaft aus der Lausitz und für die Lausitz, und zwar bundesländerübergreifend. Das will ich weiter ausbauen, Mehrwert für die Mitglieder der WIL schaffen und die Zusammenarbeit mit den anderen Initiativen, die sich für die Lausitz einsetzen, intensivieren, insbesondere mit der IHK, der Handwerkskammer, der Innovationsregion Lausitz und der Wirtschaftsregion Lausitz.     Abschließend noch eine Frage zum Strukturwandel. Wie kann oder sollte der Strukturwandel Ihrer Mei­nung nach begleitet werden und auch gut gelingen? Positiver Strukturwandel muss aktiv gestaltet werden, deswegen finde ich den Begriff Strukturentwicklung auch treffender. Dies muss zu allererst von Unternehmen geleistet werden, die hierfür entsprechende Rahmenbedingungen und auch finanzielle Unterstützung brauchen. Wenn der Lebenszyklus einer wirtschaftlich tragfähigen Branche, der Braunkohleverstromung als der heutigen Lebensader der Lausitz, durch politische Eingriffe verkürzt werden soll, dann wird dies ohne finanzielle Förderung nicht gehen. Ich denke da auch an die vielen Zulieferbetriebe und die vielen wirtschaftlich abhängigen kleinen und mittleren Betriebe. Die wichtigste Ressource für diese Entwicklung ist aber Zeit! Genügend Zeit, in der wir Innovationen hervorbringen, marktfähig machen und zu industriellen großmaßstäblichen Lösungen entwickeln müssen. Das geht nicht von heute auf morgen, es ist eine Generationenaufgabe.


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