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Im Dialog mit der Wirtschaft

Händler und Gewerbetreibende haben immer noch keine Aussicht auf Öffnung ihrer Läden. Die einzige Lockerung, ist derzeit die Erlaubnis vorbestellte Ware im Laden abzuholen (Click & Collect). Die Bundesregierung will Anfang März beziehungsweise ab einer 7-Tage-Inzidenz unter 35 weiter entscheiden.
Landrat Ralf Hänsel im Gespräch mit Einzelhändler Holm und Heiko Schmidt (v.l.) in Großenhain. Foto:  Landratsamt Meißen, Schmiedgen-Pietsch

Landrat Ralf Hänsel im Gespräch mit Einzelhändler Holm und Heiko Schmidt (v.l.) in Großenhain. Foto: Landratsamt Meißen, Schmiedgen-Pietsch

Die Einzelhändler in den Innenstädten müssen ihre Läden immer noch geschlossen halten, keine konkreten Öffnungstermine, keine Aussicht auf Sicherung ihrer Unternehmen, unklare Hilfsanträge, verspätete Auszahlungen und mittlerweile Berge von Saisonware, die nicht verkauft werden konnte und jetzt bereits für die nächsten Lieferungen Platz machen muss. Das alles zerrt an den Nerven der Händler und lässt vielerorts den Unmut wachsen.  Viele Gespräche, meist telefonisch oder per Videokonferenz, hat Landrat Ralf Hänsel seit seinem Amtsantritt  geführt. Von besonderer Bedeutung war dabei der Austausch mit Vertretern der IHK und der HWK Dresden sowie der Kreishandwerkerschaft Meißen. Im Mittelpunkt stehen die Probleme, vor denen die regionalen Unternehmen, Handwerker und Gewerbetreibenden, Einzelhändler sowie Solo-Selbstständigen im Zusammenhang mit der Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie stehen. »Die Ängste vieler Unternehmer, die ihre Geschäfte und Betriebe derzeit nicht öffnen dürfen, nehme ich sehr ernst«, versichert Landrat Ralf Hänsel. Zwar gibt es ein umfangreiches staatliches Unterstützungsprogramm. »Aber anscheinend kommen die finanziellen Hilfen nicht immer zielgenau, schnell genug und in dem benötigten Umfang bei den Betroffenen an.« Ralf Hänsel besuchte daher das Sportgeschäft von Heiko und Holm Schmidt in Großenhain. »Geld bringe ich nicht mit, aber politische Einflussmöglichkeiten. Um diese zu nutzen, brauche ich viel Wissen und dieses möchte ich in Gesprächen vor Ort sammeln«, eröffnete der Landrat das Treffen. »Genauso hatten wir das auch erwartet«, so die Brüder und Unternehmer. Insbesondere zu den Hilfsprogrammen verdeutlichte Heiko Schmidt, dass bei den Überbrückungshilfen eine Ungleichbehandlung zwischen Kapital- und Personengesellschaften besteht. »Wir können als Gesellschaft bürgerlichen Rechts unerklärlicherweise weniger Posten als Fixkosten anrechnen. Vieles ist noch unklar und die Beantragungsmöglichkeit muss endlich starten«, so Heiko Schmidt.

Bestellen und Abholen reicht nicht aus

Als erste Lockerung macht jetzt das »Click & Collect«  auch in Sachsen Verkäufe möglich. »Ich bin davon überzeugt, dass sowohl die Einzelhändler als auch die Kunden verantwortungsvoll mit der Möglichkeit, online oder telefonisch zu bestellen und die Waren dann im Geschäft abzuholen, umgehen würden.« Dabei sollen Menschenansammlungen in und vor den Geschäften sowie die intensive Nutzung des ÖPNV vermieden und die geltenden Hygieneregelungen eingehalten werden. Holm und Heiko Schmidt betrachten dieses System durchaus als erste Möglichkeit, den Laden wenigstens zur Abholung öffnen zu können: »Unser Geschäftsmodell und unsere Stärke ist – wie bei anderen Einzelhändlern in den Innenstädten auch – die Beratung vor Ort, die wir unserer Kundschaft weder mit einem Online-Shop noch mit einem Abholsystem bieten können.« Die Umsatzrettung wird es wohl nicht sein.

Problem der vollen Warenlager

»Unsere Ware erdrückt uns«, erklärt Holm Schmidt. »Die Winterware konnten wir nicht verkaufen, damit fehlen die finanziellen Mittel und zum Teil auch der Lagerplatz für die neue Frühlingsware. Deswegen ist eine schnelle Wiedereröffnung des Einzelhandels zum Frühlings- und Ostergeschäft unsere zentrale Forderung. Wir hoffen im März auch wieder öffnen zu können.« Der Landrat bleibt verhalten: »Vor dem Hintergrund der sinkenden Infektionszahlen habe ich Verständnis für den Wunsch nach schneller Lockerung der Beschränkungen«. Allerdings sei für die eventuelle Aufhebung von Schutzmaßnahmen das Sächsische Sozialministerium zuständig und überdies gibt es Abstimmungen zwischen Bund und Ländern. »Wir müssen einen Jojo-Effekt vermeiden. Zudem wissen wir noch nicht, wie sich die Mutationen des Virus auswirken«, dämpfte Ralf Hänsel zu hohe Erwartungen.


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