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Bürgermeister kämpft um lebendige Innenstadt

Oberbürgermeister Sven Mißbach schreibt einen offenen Brief an Wirtschaftsminister Martin Dulig: »Wir haben Angst!«
Bürgermeister Sven Mißbach: Die Großenhainer Innenstadt darf nicht sterben. Foto: Farrar

Bürgermeister Sven Mißbach: Die Großenhainer Innenstadt darf nicht sterben. Foto: Farrar

  Nach vielen flammenden Äußerungen zahlreicher Oberbürgermeister in Fernsehkanälen, bei Innenstadtaktionen und Vorort-Gesprächen, hat nun Großenhains Oberbürgermeister Dr. Sven Mißbach in einem fünfseitigen Brief an Wirtschaftsminister Martin Dulig seine Sorge und Angst für den Bestand der Großenhainer Innenstadt mit vielen kleineren Boutiquen und Geschäften zum Ausdruck gebracht. »Den Einzelhändlern steht das Wasser sprichwörtlich »bis zum Hals«. Ihnen fehlt die Perspektive, um optimistisch nach vorn zuschauen«, heißt es da. Die wachsenden Ängste begründet er unter anderem mit dem drohenden Verlust ihrer Existenz und damit ihrer Arbeitsplätze. Mißbach befürchtet die Schließungen seien nur der Anfang einer langen Kette und es könnte schon sein, dass auch Großenhain symbolisch den Schlüssel für das öffentliche Leben abgeben muss. Immerhin seien die Einzelhändler in der Stadt auch wichtige Steuer- und Mietzahler, unverzichtbare Ausbildungsbetriebe, Arbeitgeber im ländlichen Raum, Trainer und Sponsor im Sportverein, ehrenamtiche Helfer in der Seniorenbetreuung oder Ideengeber in der örtlichen Fördergemeinschaft »Großenhain aktiv« e.V. Viele warten noch heute auf die versprochenen Novemberhilfen und werden durch immer neue Antragsbedingungen und nötige Dokumente verunsichert. Auch die noch geöffneten Läden, wie Bäcker und Fleischer haben mit enormen Umsatzverlusten zu kämpfen, weil die Innenstadt leer ist und auch der Geschäftsinhaber von nebenan als Kunde wegfällt. Fast alle Einzelhändler sitzen auf vorfinanzierter Saisonware, die nicht verkauft werden konnte und kann und muss noch zusätzlich Lagerflächen anmieten, um die neue Ware im Geschäft unterzubringen.
Weiter fragt er: »Warum erstellte Hygienekonzepte plötzlich nicht mehr ausreichen sollen, obwohl kein Krankheitsausbruch bekannt ist. Ernsthafte Sorgen macht er sich um das quirlige Leben in der Stadt, um den kleinteiligen Einzelhandel: »Der Online-Uhrenhändler pflegt nicht unsere Blumenuhr am Kirchplatz, sponsert nicht den Sportverein vor Ort und ist schon seit 1945 in dritter Generation mit seinen drei Angestellten ansässig und persönlich für seine Kunden da«, bringt Sven Mißbach die Situation auf den Punkt. »Unsere Innenstädte würden sich dauerhaft und nicht zu ihrem Vorteil verändern, sollten wir Geschäftsinhaber wie diese, Gastronomiebetriebe und andere Einrichtungen verlieren«, so Mißbach. Abschließend fordert er ein Signal zu setzen und allen Betroffenen eine Perspektive zu eröffnen.


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