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Sternstunden des Sports - auch 1992 in Barcelona

- Vor 25 Jahren -
Annett Neumann und Stephan Freigang mit Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt bei der Eintragung in das Goldene Buch, Foto: Erich Schutt

Annett Neumann und Stephan Freigang mit Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt bei der Eintragung in das Goldene Buch, Foto: Erich Schutt

Die Olympischen Spiele in Barcelona, die Spiele der XXV. Olympiade, waren in jeder Hinsicht etwas ganz Besonderes. In der katalanischen Metropole fand die erste große internationale Sportveranstaltung nach dem Kalten Krieg und die erste Olympiade ohne jeden politischen Boykott statt. Erstmalig nach den Spielen in Rom gab es wieder eine gesamtdeutsche Mannschaft. Die Kürzel FRG und GDR machten wieder Platz für GER. Barcelona gelang aber auch etwas in der olympischen Geschichte Seltenes. Die Planung und der Bau der Wettkampfstätten waren mit wirklich gelungener Stadtentwicklung verbunden. Dazu kam die einmalige spanische Gastfreundschaft. 
Auch für die Cottbuser Sportgeschichte waren die Sommerspiele in Barcelona, vor 25 Jahren, am 25. Juli von König Juan Carlos im Olympiastadion im Park von Montjuïc eröffnet, ein großer Erfolg. Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt empfing nach der Heimkehr die Cottbuser Sportler im Rathaus. In das Goldene Buch der Stadt trugen sich die Silbermedaillengewinner Annett Neumann (Radsport) und der Boxer Marco Rudolph sowie der Marathon-Dritte Stephan Freigang ein. Dabei waren die Cottbuser in der Vergangenheit von ihren Sportlern durchaus verwöhnt worden. Sternstunden des Sport gehörten schon fast zum Alltag. An drei ganz große sei hier erinnert:
Der 7. Juli 1973 war das bis dahin bedeutsamste Datum in der Cottbuser Fußballgeschichte. Klaus Stabachs Tor gegen Vorwärts Stralsund öffnete erstmals die Tür in die höchste Spielklasse. Die Mannschaft um Manfred Kupferschmied und Dieter Schulz, „Effi“ Effenberger und Hajo Prinz sind bei den älteren Cottbusern unvergessen. Zwar schaffte es Energie erst eineinhalb Jahrzehnte später, nach etlichen Auf- und Abstiegen, die Klasse zu halten, aber das Gefühl, nun erstklassig zu sein, hatte seine Wirkung und war sicher eine Voraussetzung für das spätere, leider vergangene, „Wunder der Lausitz“. 
Am 26. August 1977 startete Rosemarie Ackermann, die Olympiasiegerin im Hochsprung von Montreal, beim ISTAF-Sportfest im damaligen Westberlin. Im Stadionrund lag knisternde Spannung, als der Hochsprungwettbewerb begann. Rosi Ackermann hatte wenige Tage zuvor, am 14. August, ihren eigenen Weltrekord um einen Zentimeter auf 1,97 m verbessert. Kurz nach 20:00 Uhr ließ die Cottbuserin die Latte auf die Weltrekordhöhe von zwei Metern legen. Genau um 20:14 Uhr übersprang Rosemarie Ackermann die als Schallmauer des Frauenhochsprungs geltende Marke im ersten Versuch. Das war eine der ganz großen Stunden des Weltsports.
Nicht vergessen darf man das goldene Zeitalter des Cottbuser Radsports: Friedensfahrtsieg von Hans-Joachim Hartnick 1976, Lothar Thoms Weltmeister im Zeitfahren, Volker Winkler gewinnt den gleichen Titel bei der Mannschaftsverfolgung, Lutz Heßlich, Weltmeister im Radsprint. Bernd Drogan und Hans-Joachim Hartnick sind die schnellsten der Welt im Mannschaftszeitfahren. Damit kommen fünf Weltmeister aus einem Club! Die Radsportwettbewerbe der Olympiade in Moskau werden von dem Cottbuser Quintett klar dominiert. Lutz Heßlich wird Olympiasieger im Sprint, Lothar Thoms steht beim 1000 m-Zeitfahren auf dem obersten Treppchen. Volker Winkler holt Silber in der 4000 m-Mannschaftsverfolgung. Hans-Joachim Hartnick und Bernd Drogan erkämpfen Silber im Straßenmannschaftszeitfahren über 100 km.
Cottbuser Sternstunden im Sport waren also keine Seltenheit. Im Marathonlauf von Barcelona, in dieser Ausnahmedisziplin, sorgte dann Stephan Freigang für eine weitere. Ganz große Namen stehen beim Marathon in den olympischen Siegerlisten. Emil Zatopek gehört dazu, der kaiserliche Leibwächter Abebe Bikila und natürlich der „Namensgeber“ Waldemar Cierpinski. Zum Marathon 1992 starteten am 9. August 110 Läufer in der Stadt Mataro. In Barcelona passierten sie die Kathedrale Sagrada Familia und die Promenade La Rambla. Im Olympiastadion von Barcelona siegte der 22-jährige Südkoreaner Hwang Young-cho in einer Zeit von 2:13:23 h vor dem Japaner Koichi Morishita und Stephan Freigang aus Cottbus. Das Wettkampfprotokoll hielt fest: „Freigang lief als Drittplatzierter ins Stadion ein und wurde kurz danach von einem weiteren Japaner überholt, der wiederum von Freigang kurz vor dem Ziel überspurtet wurde.“ Die Lausitzer Rundschau schrieb damals über die Minuten danach: „Erschöpft saß er in den Katakomben des Estadio Olympico auf dem Fußboden – total fertig, taumelnde Kollegen traten ihn mehrfach auf die Hände. Im Marathon, der klassischen olympischen Laufstrecke schlechthin, hatte der Cottbuser Stephan Freigang in den zurückliegenden gut zwei Stunden eine der größten Sensationen im deutschen Team überhaupt vollbracht, holte nach dem zweimaligen Triumphator Waldemar Cierpinski erst als zweiter Deutscher in der Geschichte dieses Laufes eine Medaille.“
P.S. Der Langstreckenläufer feiert am 27. September seinen 50. Geburtstag. Da wird es an Gratulanten nicht fehlen!


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