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»Wir wollen einfach nur arbeiten«

Die neuen Corona-Regeln sind für den stationären Einzelhandel ernüchternd. Eine schnelle Rückkehr zur Normalität ist nicht in Sicht.

Der Protest gegen die Schließung wird weitergehen, kündigt Ina Pachtmann, Inhaberin eines Damenmodengeschäftes in Lauchhammer an. Dort haben Gewerbetreibende vor der Bund-Länder-Beratung auf ihre existenzbedrohende Lage aufmerksam gemacht. Unter der Losung »5 nach 12« fordern sie ein Öffnen der Geschäfte. Die Idee zur Aktion hatte Ina Pachtmann. Sie war am Dienstag zuvor bei der Aktion in Finsterwalde dabei. Gemeinsam mit dem Verein der Selbständigen Lauchhammer e.V. organisierte sie nun den stillen Protest auf dem örtlichen Markt an der Germania. »Ohne Handel und Gastronomie gehen die Innenstädte kaputt. Es gibt doch gute Hygienekonzepte«, sagt Pachtmann. »Mit den neuen Corona-Regeln ist uns nicht geholfen. Termine kann man machen, aber wenn sie warum auch immer nicht eingehalten werden können, weil vielleicht etwas dazwischen kommt, dann habe ich geöffnet und stehe trotzdem ohne Kunden da. Das ist alles Wischi-Waschi«, ärgert sie sich. Die perspektivisch möglichen Lockerungen, die an der Inzidenz vor Ort geknüpft sind, betrachtet sie als bedenklich: »Damit fördert man den Konsumtourismus.« Für die Gastronomie wird es vorerst keine Lockerungen geben. »Doch wir wollen wieder öffnen«, betont Danuta Scholz, Inhaberin vom Gasthaus »Zur Erholung«. Seit November 2020 hat sie geschlossen und am Dienstag leere Stühle als stillen Protest auf dem Markt gestellt. »Die Menschen wollen wieder zusammensitzen und feiern. Und wir wollen ihnen das gern wieder ermöglichen. Ein Abhol- und Lieferservice kann das nicht ersetzen«, sagt Scholz und fügt an, dass sie doch auch in ausgefeilte Hygienekonzepte viel Geld investiert haben. »Lange halten wir diese Situation nicht mehr durch«, blickt sie voraus. An der »5 nach 12«-Aktion hat sich auch Thi Hong Hoa Ngyen vom Teehaus »MaiDo« beteiligt: »Wir müssen alle zusammen für ein Öffnen kämpfen. Es macht keinen Sinn, dass Leute im Supermarkt einkaufen können, Händler in der Innenstadt jedoch keine Kunden empfangen dürfen. Wir wollen alle einfach nur wieder normal arbeiten.« Wie sie sagt, ist sie seit drei Jahrzehnten selbstständig: »Wir leben seit 30 Jahren von unserer Selbstständigkeit und müssen nicht zum Amt gehen. Das soll doch bitte auch so bleiben - immerhin zahlen wir Gewerbetreibenden auch Steuern, die der Region zugutekommen.« Laut Ina Pachtmann soll die Aktion in Lauchhammer fortgeführt werden. Gemeinsam mit dem Fotografen Torsten Sniegocki planen sie zudem eine Fotosession. »Dafür werden zwei Models eingekleidet - einmal in schwarzer Trauerkleidung und einmal in weißer Hoffnungskleidung. Mit ihnen sollen Fotos in den Läden entstehen, die wir dann in unsere sozialen Netzwerke veröffentlichen«, erzählt sie. Auch in Lübbenau zieht man bei der »5 nach 12«-Aktion mit. »Gerade mit Blick auf das kommende Osterfest wäre die bestehende Schließung fatal, denn das sind mit die umsatzstärksten Tage«, unterstreicht Angela Glaubitz, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Altstadt Lübbenau (IGEA).


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