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Die Ressourcen sind nicht unendlich

Die neuen Corona-Beschlüsse lassen auch in Südbrandenburg keine Normalität aufkommen. Terminshopphing, Datenerfassung und tagesaktuelle Corona-Tests bestimmen neben den bekannten Hygieneregeln den Alltag.
In Elsterwerda mussten bereits drei Gewerbetreibende aus dem Gewerbeverein aufgeben. Inwieweit jetzt die Lockerungen den bestehenden Händlern helfen, bleibt vorerst abzuwarten. Foto: Kathleen Müller

In Elsterwerda mussten bereits drei Gewerbetreibende aus dem Gewerbeverein aufgeben. Inwieweit jetzt die Lockerungen den bestehenden Händlern helfen, bleibt vorerst abzuwarten. Foto: Kathleen Müller

»An den neuen Reglungen ist gut, dass brandenburgweit eine einheitliche Anwendung der Inzidenzwerte gilt«, sagt Yvonne Weser vom Gewerbeverein Elsterwerda. »Ansonsten ist aber schwer zu verstehen, dass Baumärkte ohne Terminreservierungen arbeiten können und die Betreiber von kleineren Läden mit Terminen arbeiten müssen. Wir sind mit sicheren Hygienemaßnahmen für unsere Kunden da und könnten Laufkundschaft ohne Risiko bedienen. Gerade ältere Selbstständige haben sich schon mit der Geschäftsaufgabe befasst. Drei Gewerbetreibende aus unserem Vereinsumfeld haben bereits notgedrungen aufgegeben.« Für Susanne Dobs, Geschäftsführerin Tourismusverband Elbe-Elster-Land e.V., ist eine stufenweise Eröffnung verschiedenster Branchen grundsätzlich durchaus nachvollziehbar, doch es bleibe die Frage, warum sich die gastronomischen Einrichtungen und Beherbergungen dabei so weit hinten anstellen müssen? »Funktionierende Hygienekonzepte haben die Einrichtungen schon lange, immer mehr lassen sich auch mit dem landesweiten, von der TMB initiierten Siegel ›Gastfreundschaft mit Verantwortung‹ zertifizieren - auch in Elbe-Elster gibt es bereits mehrere Siegelträger«, sagt Susanne Dobs. Ob in dieser Branche eine »Click & Meet«-Variante ebenso denkbar und wirtschaftlich tragbar wäre, müsste jeder Gastronom individuell entscheiden und etwa prüfen, in welchem Verhältnis zum Beispiel Größe der Einrichtung, personeller und finanzielle Aufwand zu den zu erwartenden Einnahmen stehen. »Unsere Gastronomen versuchen seit Wochen und Monaten, mit der sehr gut angenommen Lieferdienst-Alternative diese Zeit irgendwie zu überstehen. Aber die Ressourcen sind natürlich nicht unendlich. Die Touristiker und regionalen Akteure hangeln sich von Lockdown-Verordnung zu Lockdown-Verordnung - immer mit der Hoffnung auf eine Perspektive in dieser so unklaren Zeit.« Für Axel Schmidt, den Vorsitzenden des Senftenberger Gewerbevereins, ist der Umgang mit den Händlern unmöglich: »Die Supermärkte sind weiterhin krachend voll und jetzt kommen diese Regeln für die Einzelhändler. Die neuen Maßnahmen sind unzureichend, ›Click and Meet‹ ist völlig an der Realität vorbei. Das ist eher ein Notanker, der dem Handel nicht wirklich hilft. Er braucht Einkaufsnormalität. Und das würde auch funktionieren, denn die Einzelhändler haben in gute Hygienekonzepte investiert.« Laut Axel Schmidt ist die Stimmung unter dem Nullpunkt. »Doch ich bewundere die Händler, die ohne groß zu murren weitermachen und versuchen, das Beste aus dieser Situation zu machen. Sie beweisen Durchhaltevermögen.« Wie er sagt, hat zudem die Regierung mit den Selbsttests die Verantwortung abgegeben. Die Entwicklung der Inzidenzwerte wird in den nächsten Wochen darüber entscheiden, ob und unter welchen Bedingungen Kultur möglich wird, berichtet Kathrin Winkler, Geschäftsführerin des Tourismusverband Lausitzer Seenland e.V.. »Dennoch wurden Übernachtungsanbieter und Gastronomiebetriebe, die mit dem Thema Hygiene sehr verantwortlich umgehen, mal wieder vertröstet. Diese in der Diskussion gar nicht zu berücksichtigen, ist auf Grund der wirtschaftlichen Bedeutung nicht zu akzeptieren. Unsere Anbieter benötigen jetzt zeitnah Aussagen zum Recovery.« Für den Cottbuser Altstadtmanager und Vorsitzendenden des Cottbuser Altstadtverein e.V., Gottfried Lindner, ist der neue Stufenplan ein kleiner Lichtblick und ein erster Schritt in die richtige Richtung: »Es ist gut, dass die Händler wieder öffnen können. Die Menschen nehmen das auch an. In der Spremberger Straße ist wieder mehr Leben. Die Terminvergabe zum Einkaufen macht jedoch wenig Sinn, da wir keine gewaltigen Kundenströme haben, die wir steuern müssen. Die Leute achten sehr gut auf sich selbst und wollen sich und andere nicht in Gefahr bringen. Die 200er-Inzidenz-Grenze für eine Notbremse mit wieder schärferen Maßnahmen hat die Menschen erst einmal beruhigt. Jetzt kann man nur hoffen, dass die Infektionszahlen weiter sinken.«


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