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Cottbuser Wirte halten zusammen

Am vergangenen Mittwoch trafen sich Gastronomen, Zulieferer und Veranstalter, um darüber zu sprechen, welche Auswirkungen die aktuelle Corona-Politik auf die Gastronomie in der Cottbuser Innenstadt hat und was sie dagegen tun können.

Das neue Jahr hat mit einer Anpassung der Eindämmungsverordnung begonnen. U.a. bedeutete das die Einführung der 2G-Plus-Regel in der Gastronomie. Das heißt: Nur vollständig Geimpfte und nachweislich Genesene, die einen aktuellen, negativen Testnachweis vorzeigen, haben Zutritt in Gaststätten, Cafés, Bars oder Kneipen. Und dieses gilt vorerst noch bis zum 13. Februar. Diese sich immer wieder ändernde Bestimmungen lösen bei den Gastwirten Ärger und Existenzängste aus. Frank Kuban, Unternehmer und Inhaber der Strandpromenade und Almhütte sagt: »Die Verordnungen und Bestimmungen, die in letzte Zeit getroffen wurden, sind für uns nicht nachvollziehbar, da sind wir uns alle einig.« Kuban rief die Gastronomen daher auf, sich zu solidarisieren und organisierte kurzerhand ein Treffen. 50 Gastronomen folgten der Einladung, um gemeinsam mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband e.V. (DEHOGA) über weitere Schritte zu sprechen. »Unterschiedliche Regeln gelten in den einzelnen Bundesländern, sowie anderer Länder. Wir müssen dafür büßen, dass die Regierung das Impfen durchsetzen möchte. Es wird in vielen Branchen herumexperimentiert, aber ohne gleichzeitig zu helfen. Dazu zählt auch die Gastronomie. Die Entscheidung den Weihnachtsmarkt abzusagen, war ebenfalls nicht nachvollziehbar. In anderen Bundesländern wurde gezeigt, dass das gut funktioniert. Und das hätte auch in Cottbus gut funktioniert«, so Kuban. Zwischen 60 und 80 Prozent Umsatzeinbruch verzeichnete die Branche in den Monaten November und Dezember. Die Parole einer gemeinschaftlichen Schließung, war jedoch nur ein provozierender Gedanke. »Keiner hat ernsthaft vor, zumachen zu wollen«, sagt Kuban und erklärt: »Das wäre auch keine Option. Wir machen natürlich weiterhin für Gäste und Personal auf. Wir haben alle tolle Angebote. Und wir würden uns freuen, wenn diese genutzt werden, denn wir alle sind gern für unsere Gäste da.« Eine Katastrophe sei zudem die Rückzahlungsforderung der Überbrückungsgelder. »Wir mussten im Jahr 2020 in den Monaten März, April, Mai sowie den halben Juni schließen. Und jetzt wollen sie das Geld für die Schließung auch noch zurückhaben, kritisiert Frank Kuban.« Ebenso haben viele gastronomische Betriebe durch die Kurzarbeit Personal verloren. »Laut DEHOGA haben zehn Prozent ihre Geschäfte bereits abgemeldet. Weitere zehn Prozent werden bis zum Frühjahr erwartet. Die Welle der Schließung ist schon da. Das Ende ist erreicht«, betont Frank Kuban. Olaf Schöpe, Präsident Deutscher Hotel- und Gaststättenverband Brandenburg e.V. freut sich über die rege Beteiligung. »Das zeigt aber auch, dass die Problematik überall ernst ist und in der Not so manch ein Konkurrent sich auf den Kollegen besinnen kann. Wir wollen unsere Argumente der Politik darbringen. Wir sehen uns als DEHOGA in der Pflicht, hier das Sprachrohr zu sein. Und gleichzeitig wollen wir natürlich auch für unsere Gäste Zeichen setzen. »Zumachen« würde uns nur selber und unseren Gästen schaden.« Als Verband sieht sich DEHOGA auch in der Verantwortung was die Überbrückungshilfen angeht. Die gut gemeinten Ansätze, die da sind, um den Gastronomen über die allerschlimmsten Hürden zu helfen, die zeigen sich in der Abrechnung als schwierig. Zum Teil gemachte Versprechungen wurden am Ende nicht eingehalten, da der Bund Bestimmungen und Verordnungen bezüglich der Abrechnung, nachdem die Zusagen erfolgt sind, wieder geändert hat. »Und diese Änderungen kosten manchen Kollegen schon Tausende Euro, weil wir im guten Glauben an die Politik investiert haben. Da müssen wir unsere Stimmen noch stärker erheben. Denn wir müssen uns auf die Worte der Politik verlassen können. Wir müssen klarmachen, dass es nicht geht, dass leere Versprechungen gemacht werden«, bekräftigt Olaf Schöpe. Die jüngste DEHOGA-Blitzumfrage hat übrigens ergeben, dass 55 Prozent der Betrieb in Brandung sich in der Existenz gefährdet sehen und über die Hälfte schon Schwierigkeiten hatten, mit Gästen richtig über die sich ständig ändernden Bestimmungen zu kommunizieren. »Da gibt es schon so manche Konfrontation«, weiß Olaf Schöpe. Und die Lage spitzt sich zu. Denn bei den jetzt zugesagten Hilfen, gibt es nur 90 Prozent der Fixkosten zurück. »Bei dem Kurzarbeitergeld ist es aber im Moment noch so, dass Unternehmen die Hälfte der Lohnnebenkosten tragen müssen. Doch wenn gar kein Umsatz gemacht wird, dann fragt man sich schon, wo das Geld dann herkommen soll. Es wird da sicher noch einige treffen, die da auf der Strecke bleiben. Wir sind neben der Kultur fast die einzigen, die mit 2G Plus arbeiten müssen. Da haben wir schon den Eindruck, dass wir ein wenig von der Politik geopfert werden, um die Leute zum Impfen und zum Boostern zu jagen. Da hat es der Handel ein Stückchen einfacher«, äußert Olaf Schöpe. Stattgefunden hat das erste Treffen der Gastronomen in der Freizeitoase Am Amtsteich. »Mich hat das riesig gefreut, dass wir uns mal an einen Tisch gesetzt haben und uns über die Probleme, die wir im Augenblick haben, austauschen konnten. Uns ist allen klar, dass es uns mit dieser 2G-Plus-Regel wirklich schlecht geht, wir aber alle in einem Boot sitzen«, sagt Jürgen Siewert, Geschäftsführer der Oase GmbH und weiter: »Wir sollten gemeinsam versuchen, aus dieser blöden Situation heraus zu kommen. Nicht gegeneinander, sondern miteinander. Das ist wichtig.« Er sagt zudem, die Gastronomie müsse gerettet werden. »Sonst überholt uns der Lieferservice und der Mensch geht gar nicht mehr raus. Und wenn die Zuschüsse kommen sollten, die uns vom Bund zugesichert wurden, dann könnten wir tatsächlich alle überleben. Jedoch haben wir keine Reserven. Das heißt: Wir fangen bei null an. Aber Investitionen fallen eben auch noch an. Meine Oase beispielsweise wird in diesem Jahr 25 Jahre und da wird Geld gebraucht.« Ein erneutes gemeinsames Treffen ist schon für Februar eingeplant.


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