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Roberto Rink

»Wir wollen arbeiten!«

Am 1. März lud die Aktion »Leere Stühle« zu einem Polittalk nach Dresden, an der rund 1.000 Unternehmer teilnahmen. Mit dabei war auch die Ladenbesitzerin Gabriele Jockisch aus Dippoldiswalde.
Händler aus Dippoldiswalde machen auf dem Dresdner Neumarkt auf ihre prekäre Situation aufmerksam.                                  Foto: R. Rink

Händler aus Dippoldiswalde machen auf dem Dresdner Neumarkt auf ihre prekäre Situation aufmerksam. Foto: R. Rink

Vor der Dresdner Frauenkirche sammeln sich Menschen aus etlichen Branchen, die coronabedingt nun schon wieder seit Monaten geschlossen bleiben müssen. Sie kommen aus ganz Sachsen und tragen ihre Forderungen auf Plakaten vor. Es sind Kneipenbesitzer, Inhaber von Fitnessstudios und Fahrschulen, Einzelhändler sowie Akteure aus dem Tourismus. Auf der Bühne stehen ihnen Politiker, wie der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig und der CDU-Wirtschaftspolitiker Lars Rowher, Rede und Antwort. Aktion »Leere Stühle« Die Anmoderation übernimmt Kathleen Parma von der Aktion »Leere Stühle«, die an diesem 1. März unter dem Motto »Wir sind die Lösung, nicht das Problem« zu einem Polittalk nach Dresden geladen hat. Sie betont noch einmal, dass viele Menschen mittlerweile vor dem wirtschaftlichen Ruin stehen würden.
Vor der Bühne sickert derweil Bier aus einer Zapfanlage in den Boden, daneben werden Brautkleider auf eine Art Scheiterhaufen geworfen. Die Unternehmer haben viele Fragen an Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). Er verteidigt unterdessen die Coronapolitik von Bund und Ländern: »Es geht um Leben und Tod. Das können Sie nicht wegpfeifen. Das ist die Realität«, ruft er in die Menge. Seine Position unterscheidet sich von der des Bundes nur darin, dass er eine sture Konzentration auf den Inzidenzwert ablehnt. Seiner Ansicht nach sei Testen und Impfen der bessere Weg. Eine Öffnungsperspektive gibt er den Unternehmern an diesem Tag nicht. »Wir wollen arbeiten«, raunt es durch die Menge. Dulig betont, dass schon ein großer Teil der November- und Dezemberhilfen ausgezahlt sei. Doch die Händler möchten ihre Verantwortung zurück und nicht wie »kleine Kinder« behandelt werden, wie es auch mehrfach von der Bühne aus dem Munde von Unternehmern zu hören ist. »Wir sind hier nicht als Bittsteller angetreten, sondern als der Souverän«, betont Ronny Rühle von INDIGO Fashion aus Großenhain. Er rät den Unternehmern jetzt, den Weg der Klage zu gehen. Laute Stimmen aus Dipps Gabriele Jockisch, die seit 1996 den Laden »Mode Jockisch« in Dippoldiswalde betreibt, ist an diesem Tag mit ihren Mitarbeiterinnen nach Dresden gereist, um mit möglichst vielen Gleichgesinnten ein Zeichen zu setzen und gehört zu werden. Sie selbst findet es unerklärlich, dass die kleinen Handelsflächen nicht öffnen können, obwohl Hygienekonzepte vorliegen würden und Kunden nur einzeln eintreten dürften. Discounter mit deutlich größeren Flächen dürften allerdings öffnen. »Leider hat Herr Dulig keine Perspektiven für unsere Geschäfte aufgezeigt«, sagt Jockisch, die von den Äußerungen des Wirtschaftsministers völlig enttäuscht sei. Sie möchte endlich arbeiten und ihre Selbstständigkeit weiterführen. »Völlig unverständlich ist mir, warum mir Herr Dulig indirekt die Aufnahme eines Kredits vorschlägt, um laufende Betriebskosten zu decken«, sagt sie und fordert den Wirtschaftsminister auf, sich vor Ort in ihrem Geschäft von der Tragfähigkeit des Hygienekonzeptes zu überzeugen. Es gehe nun darum, einen großen Teil der Bevölkerung wieder auf die Beine zu helfen. So ist auch der allgemeine Tenor der angereisten Gewerbetreibenden.


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