Seitenlogo
gb

Die Stühle bleiben weiter leer

Die Gastro- und Hotelbranche wurde durch die Corona-Krise mit am Härtesten getroffen. Mit der Protestaktion »Leere Stühle« macht sie nun auf ihre Nöte aufmerksam.
Über 500 leere Stühle auf dem Marktplatz von Pirna. Foto: M. Förster

Über 500 leere Stühle auf dem Marktplatz von Pirna. Foto: M. Förster

Seit dem Lockdown sind landesweit Restaurants, Bars und Hotels geschlossen. Besonders für Touristenregionen wie die Sächsische Schweiz und das Erzgebirge ist das ein harter Schlag. Unsere Bundesregierung handelt weiterhin zögerlich und obwohl die Zahl der Corona-Infizierten deutlich sinkt, möchte Bundeswirtschaftsminister Altmaier der angeschlagenen Branche keine konkrete Öffnungsperspektive geben. »Das werden wir entscheiden, wenn es verantwortlich ist«, sagte er am 28. April. Die Herabsenkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent auf Essen und weitere Finanzspritzen sind da nur ein schwacher Trost.

Beginn in Dresden

Bei Gastronomen, Hoteliers und Veranstaltern in Deutschland regt sich nun vermehrt Widerstand gegen das Absterben ihres Gewerbes. Aus diesem Grund wurde die »Initiative und Aktion Leere Stühle« in Dresden gegründet, in der am 17. April der erste Aktionstag stattfand. Zu den Initiatoren gehören Kathleen Parma (IceRollsFactory, NetworksPR) und Ute Stöhr (Restaurant zum Schießhaus Dresden). Über 1.000 Stühle machten dabei auf die angespannte Situation der Branche aufmerksam. Deutschlandweit wurde über den stillen Protest berichtet und die Forderungen an Land und Bund in die breite Öffentlichkeit getragen.

Forderungen

Am 24. April breitete sich der Aktionstag dann schon im gesamten Bundesgebiet aus und es fanden rund 100 Veranstaltungen in zahlreichen Orten statt. Zu den Forderungen der Initiative gehören die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent ab Beginn, eine dauerhafte Einführung von sieben Prozent Mehrwertsteuer, die Erweiterung des Bundeszuschusses »Soforthilfe« für Unternehmen auch mit mehr als zehn Mitarbeitern, eine Klarstellung zum Soforthilfe-Zuschuss und eine klare Exit-Strategie.

Protest in Pirna

In unserem Landkreis stellt die Hotellerie- und Gastrobranche einen der größten Arbeitgeber dar. Also war es klar, dass sich auch Pirna an der Aktion »Leere Stühle« beteiligen wird. »Diese ist sehr gut gelaufen. Das Ziel waren 500 Stühle für circa 500 geschlossene Einrichtungen in der Sächsischen Schweiz. Es waren Kollegen aus dem gesamten Gebiet dabei, die von der Aktion begeistert waren«, berichtet Mitorganisatorin Judith Fichtner von der DEHOGA Sächsische Schweiz e.V. Bei der Kampagne auf dem Pirnaer Marktplatz beteiligten sich über 40 Betriebe.

Teilnehmer

Mit dabei war unter anderem Maik Richter, Geschäftsführer des Gasthofs Hertigswalde: »Ich war mit 14 Stühlen aus Sebnitz angereist, um gemeinsam mit Branchenkollegen durch diese Aktion auf die prekäre Situation hinzuweisen. Die Hotels und Gaststätten waren die ersten, die durch die Corona-Pandemie schließen mussten und wir werden die letzten sein die wieder öffnen dürfen. Wir haben seitdem fast keine Einnahmen mehr, aber die Ausgaben wie Mieten, Kredite, Nebenkosten und Anteile zum Kurzarbeitergeld gehen weiter ab.« Auch Roland Helth vom Panoramahotel Wolfsberg wollte durch seine Teilnahme ein Zeichen setzten: »Wichtig für uns Gastwirte und Hoteliers wäre zu wissen, wie und wann geht es für uns weiter. Derzeit steht allen das Wasser bis zum Hals«.

Weitere Aktionen

In Pirna sind vorerst keine weiteren Aktionen geplant. In Dresden fand am 1. Mai indes der nächste Protest statt, an dem sich auch weitere Städte anschließen konnten. Die Politik sollte nun langsam reagieren, bevor keine Rettung des Gewerbes mehr möglich ist.

Weitere Infos:

www.lokalhelden-sachsen.de
  • ist eine Online-Plattform für sächsische Gastronomen als Projekt des DEHOGA Sachsen e.V. und anderer Träger
  • »Lokalhelden Sachsen« bündelt kostenlos Angebote für alle Gastronomen des Freistaates
  • auf einer Landkarte werden alle Angebote, ob »Lieferservice« oder »Speisen zum Abholen« angezeigt
  • aus dem Landkreis dabei: Felsenbirne, Meridas, Deutsches Haus, Canaletto (Pirna), Erbgericht Heeselicht, Ristorante Toskana Bad Schandau
Roberto Rink


Meistgelesen