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Die Angst vor der Insolvenzwelle

Auf den Wohnungsmarkt in der Region hat die Corona-Krise kaum Auswirkungen. Das könnte sich im Frühjahr aber ändern.
Wohnungsunternehmen im Rödertal, hier Wohnensembles im Zentrum der Bierstadt, registrierten bisher nur sehr wenige Mietausfälle. Foto: Rainer Könen

Wohnungsunternehmen im Rödertal, hier Wohnensembles im Zentrum der Bierstadt, registrierten bisher nur sehr wenige Mietausfälle. Foto: Rainer Könen

Die Ottendorfer Wohnungsgenossenschaft ist eine, die zu den kleineren in der Branche gehört. 402 Wohnungen hat sie. Da spüre man schnell, wie sich eine Krise wie diese Pandemie auf die Genossenschaftsmitglieder auswirke, beschreibt es der Vorstandsvorsitzende Lutz Hermann. Und: Macht sie sich bemerkbar? Eigentlich nicht, so Herrmann weiter. Pandemiebedingte Mietausfälle gebe es jedenfalls kaum welche. Ein ähnliches Bild auch bei der Kamenzer Wohnungsbaugenossenschaft. WBG-Vorstand Henry Schmidt: »Unsere Mitglieder haben keine coronabedingten Probleme. Und wenn doch, werden wir sicher helfen.«

»Gedämpftes« Umzugsverhalten

Seit fast einem Jahr lähmt die Corona-Krise auch in der Region das wirtschaftliche Leben. Auch die Immobilienbranche ist betroffen, wenn auch nicht so stark, wie manch einer in der Branche befürchtet hatte. Es sei mittlerweile ein wenig komplizierter geworden, Wohnungen zu vermieten, erfährt man in diesen Tagen von Rödertaler Immobilienmaklern. Und das Umzugsverhalten laufe seit Beginn der Pandemie »gedämpfter« ab, ist da zu hören. Von Vermietungsrückgängen von bis zu 20 Prozent ist die Rede. Als es mit der Corona-Krise los ging, hatte die hiesige Wohnungswirtschaft massive Verwerfungen befürchtet. Weil im ersten Lockdown die Zahl der Kurzarbeiter, der Arbeitslosen stieg, man viele Insolvenzen befürchtete. Wohnungsunternehmen schwante da nichts Gutes, man stellte sich auf horrende Mietausfälle ein. Doch diese Schreckensszenarien seien glücklicherweise ausgeblieben, so Susann Sembdner von der Radeberger Wohnungsbaugenossenschaft, die 1800 Genossenschaftsmitglieder zählt. Hinsichtlich des Mietmarktes »hat es bei uns keine großen Veränderungen gegeben«, so Sembdner weiter. Auch die vielfach prognostizierte Insolvenzwelle ist bisher ausgeblieben.

3.000 Kunden bei Finanzierung unterstützt

Darauf weist man ebenfalls bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden hin. Dort blickt man verhalten-optimistisch auf dieses Geschäftsjahr. Im vergangenen Jahr hatte das Bankinstitut über 3 000 Sparkassenkunden bei der Finanzierung einer Immobilie unterstützt. Zusagen für private Baufinanzierungen lagen 2020 bei rund 520 Millionen, ein Plus von 25 Prozent zu 2019. Tendenz in diesem Jahr weiter steigend. Für 2021 rechnet man bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden mit einer Steigerung um 30 Prozent. Beachtlich in diesen pandemischen Zeiten.

Immobilienpreise steigen

Bemerkenswert auch, dass es trotz Corona viele Dresdner ins Umland zieht. Ein Trend, der bereits zu Vor-Corona-Zeiten zu beobachten war. Und der sich natürlich auf die Preise auswirkt. Die befinden sich bei den Wohnimmobilien im stetigen Aufwärtstrend. Seit 2019 erhöhten sich die Preise für Häuser in der Region im Durchschnitt um 5,4 Prozent, für Wohnungen um 6,8 Prozent. Positive Nachrichten also vom hiesigen Wohnungsmarkt. Oder? Nun, beim vdw Sachsen, dem Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, schaut man nicht so optimistisch nach vorne. Der Grund: »Die Mietausfälle steigen weiter an«, so Verbandspressesprecher Alexander Müller. Hinzu kommt, dass »wir uns alle vor der großen Keule fürchten«, wie das Müller beschreibt. Mit anderen Worten: Beim vdw Sachsen rechnet man in diesem Frühjahr mit einer Insolvenzwelle. Welche Auswirkungen die auf den Wohnungsmarkt in der Region haben wird, darüber kann man derzeit nur spekulieren. Fest steht aber aus Sicht von Müller schon jetzt, das »dann die Umzugsfreudigkeit auf jeden Fall bei etlichen nachlassen wird«.


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