Rainer Könen

Das Leben hat wieder Pause

Der Teil-Lockdown schlägt Gastronomie, Sport und Kultur auch in der Kamenzer Region mächtig aufs Gemüt. Die Reaktion der Branchen auf die Corona-Beschlüsse.
Auch Cornelia Müller, Inhaberin des Gasthofs in Thonberg, muss ihre Lokalität im November schließen. (Foto: Rainer Könen)

Auch Cornelia Müller, Inhaberin des Gasthofs in Thonberg, muss ihre Lokalität im November schließen. (Foto: Rainer Könen)

Ein Cappuccino wäre jetzt nicht schlecht. Einladend sieht das Künstlercafé in der Kamenzer Zwingerstraße aus. Herbstliche Stimmung liegt über dem Kamenzer Marktplatz, der an diesem Vormittag wie leergefegt wirkt. Es ist Anfang November und das Leben in der Lessingstadt ist heruntergefahren worden. Wieder mal. Denn der Oktober endete, wie der Frühling begonnen hatte: mit einem Lockdown. Dieser Lockdown »light« trat am 2. November bundesweit in Kraft und trifft insbesondere Gastronomie, Kultur und Sport. Bis Ende November sind Kneipen und Restaurants, Theater und Fitnessstudios geschlossen, auch im Breiten- und Amateursport ist alles dicht. Erneut trifft es kleine Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler.

Die Stimmung ist im Keller

Die Stimmung in der hiesigen Gastronomie, sie ist gewaltig im Keller. Fallen doch die für die Branche wichtigen Umsatzwochen weg. Was bleibt ist die Hoffnung. »Wäre schön, wenn wir im Dezember wieder öffnen könnten«, so Barbara Ehlert. Wenn nicht, so die Inhaberin der Kamenzer Altertumsschänke, »wird es schwer werden«. Zum Glück könne man die Verluste etwas kompensieren. »Wir bekochen eine Schule und zwei Kindergärten.« Claudia Winter vom Kamenzer Hotel Villa Weiße findet es ungerecht, dass »die Gastronomie erneut schließen muss«. Die vom Bund angekündigte 75-prozentige Erstattung der Novemberausfälle betrachtet sie als »eine Art Leistung, mit der man ruhig gehalten werden soll«. Elf Mitarbeiter hat sie, einen Teil wird sie wohl in Kurzarbeit schicken. Cornelia Müller arbeitet seit 30 Jahren in der Branche, vor fünf Jahren übernahm sie den Gasthof Thonberg. Auch sie hofft darauf, wenigstens im Dezember Gäste bewirten zu dürfen. »Sollte das Weihnachtsgeschäft komplett ausfallen, wird uns das ins Mark treffen«, steht für sie fest.

Der finanzielle Verlust ist groß

Auch in Sachen Kultur sieht es trist aus. Der Kaiserhof und das Biertheater in Radeberg seien zu, so Jens Richter. 17 Vorstellungen habe man in diesem Monat absagen müssen, so der Geschäftsführer des Radeberger Biertheaters. Der finanzielle Verlust sei beträchtlich. Richter glaubt nicht, dass »es in einigen Wochen halbwegs normal weitergehen wird«. Im Kamenzer Museum der Westlausitz sollen die Besucher während des Lockdowns »digital mitgenommen werden«, wie das eine Museumsangestellte beschreibt. Zwei Videoclips habe man fertiggestellt, sie werden in den nächsten Tagen ins Netz gestellt. Kurze Bildungsfilmchen mit Unterhaltungswert, wie betont wird. Einer beschäftigt sich mit Libellen, der andere Teil greift das Thema »Glas und Sachsen« auf. Auch bei den Freizeitsportlern ist die Stimmung derzeit nicht gut. Zeigten sich beim Lockdown im Frühjahr einige Sportvereine von ihrer kreativen Seite, manche stellten etwa Workout-Programme ins Netz, so kommt Cybertraining oder ähnliches für den Ostsächsischen Schwimmverein in Kamenz nicht in Frage, stellt Diana Karbe klar. Die Vorstandsvorsitzende befürchtet zwar keine Austrittswelle, kann sich aber vorstellen, dass von den derzeit rund 480 Mitgliedern etliche dem Klub den Rücken kehren werden, sollte sich der Lockdown bis ins nächste Jahr ziehen. Auch bei Kamenz‘ mitgliederstärkstem Klub, dem rund 600 Mitglieder zählenden SV Einheit Kamenz, blickt man skeptisch in die Zukunft. »Ich gehe davon aus, dass es diesem Jahr wohl keinen Sportbetrieb mehr geben wird«, so Geschäftsstellenmitarbeiter Tino Rölz. Trübe Aussichten in dieser Corona-Zeit. Biertheater-Geschäftsführer Jens Richter spricht vielen aus der Seele: »Es wäre gut, wenn wir langfristig wüssten, wie es weitergeht.« Damit man planen könne. Er ist jedoch Realist, weiß, dass diese Corona-Pandemie eine Menge Unwägbarkeiten enthält. Klar ist den vom Lockdown Betroffenen aber auch: 2021 braucht es das alles nicht noch einmal.


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