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Aufklären und entstigmatisieren

Das Bündnis gegen Depression ist angetreten, die Krankheit Depression ins Bewusstsein der Menschen zu bringen, damit zu entstigmatisieren und Betroffenen und Angehörigen zu helfen. Dazu findet derzeit im ganzen Landkreis eine Woche der seelischen Gesundheit statt. Das Highlight der Kampagne gibt’s am Wochenende in Görlitz. Dort wartet auf dem Marienplatz ein umfangreiches Bühnen- und Ausstellerangebot auf Besucher.
Teil der Arbeit des Bündnisses gegen Depression ist die Kampagne „Raus aus der Deckung!“, in deren Rahmen am 10. Oktober ein Benefizspiel der Lausitzer Füchse und der Tornados Niesky stattfand. Auch diese Veranstaltung ist Teil der Woche der seelischen Gesundheit. Foto: Soziales Netzwerk Lausitz

Teil der Arbeit des Bündnisses gegen Depression ist die Kampagne „Raus aus der Deckung!“, in deren Rahmen am 10. Oktober ein Benefizspiel der Lausitzer Füchse und der Tornados Niesky stattfand. Auch diese Veranstaltung ist Teil der Woche der seelischen Gesundheit. Foto: Soziales Netzwerk Lausitz

Auf der Bühne auf dem Marienplatz wird es vom 13. bis 15. Oktober neben den praktischen Vorführungen auch kulturelle Programmpunkte wie die Auftritte verschiedener Musiker geben. Unter anderem stehen Martin Herzberg, Yellow Cap und Nicci Schubert auf der Bühne. Daneben findet ein „Marktplatz der seelischen Gesundheit“ statt. Auf dem wird es beispielsweise eine Expertenbox geben, in der Profis kurze Beratungsgespräche führen. Auch mit Betroffenen können die Besucher ins Gespräch kommen. Außerdem beteiligen sich Kliniken und niedergelassene Therapeuten an dem Marktplatz und zum Thema gesunde Ernährung sollen sich regionale Anbieter präsentieren. Auf dem Marktplatz wird es außerdem Spielangebote für Kinder geben. So können sich die Erwachsenen informieren, während die kleinsten spielen. Das Programm steht links zum Download bereit.

Das Bündnis

Organisiert wird die Woche der seelischen Gesundheit vom Bündnis gegen Depressionen. Das Bündnis versucht auf mehreren Ebenen die Information und die Versorgung von Menschen mit depressiven Erkrankungen zu verbessern und einen Beitrag zur Gesundheitsförderung, Suizidprävention, Enttabuisierung und Entängstigung zu leisten. „In anderen Regionen sind solche Bündnisse schon lange etabliert, im Landkreis Görlitz hat das leider sehr lange gedauert“, sagt Projektkoordinator Matthias Gahmann. Er habe bei seiner Arbeit sehr schnell gemerkt, dass es im Landkreis zwar viele Hilfsangebote gibt, aber oft selbst Profis, die in dem Bereich arbeiten, diese Angebote nicht kennen. Ein Ziel ist es daher, alle diese Hilfsangebote auf einer Website zu vereinen, um so allen Hilfesuchenden die Möglichkeit zu geben, sich schnell einen Überblick zu verschaffen. Ein wichtiger Ansatzpunkt für das Bündnis ist außerdem die Zusammenarbeit mit sogenannten Multiplikatoren. Damit sind Menschen gemeint, die oft mit anderen in Kontakt kommen. Das können Berater, Pfarrer, Altenpflegekräfte, Apotheker oder Polizisten sein. Für sie alle werden Fortbildungen angeboten, die sie im Umgang mit depressiv Erkrankten schulen. „Oft sind es die Angehörigen, die die Krankheit zuerst bemerken“, erklärt Matthias Gahmann. Auch sie bekommen durch die Kampagne Hilfe und Tipps, wie sie mit der Krankheit umgehen sollten.

Lange Unsicherheit

Die Betroffenen selbst merken oft lange Zeit nicht, dass sie an Depressionen leiden. „Wer Depressionen hat, überlegt ja nicht den ganzen Tag, ob er krank ist. Und viele Menschen wollen es sich nicht eingestehen. Sie müssen auf Arbeit funktionieren und wollen so stark sein, wie sie sich nach außen geben. Aber je schneller man Hilfe sucht und bekommt, desto schneller wird man auch wieder gesund. Wenn eine Depression chronisch wird, ist sie zwar immer noch heilbar, aber es dauert viel länger“, sagt Matthias Gahmann. Das kann auch Manuela Schwarze bestätigen. Sie selbst leidet seit über 20 Jahren an Depressionen. „Es ist unwahrscheinlich schwer, sich erst mal zu öffnen. Schon der Weg zur Selbsthilfegruppe ist schwer.“ Sie selbst hätte sich gewünscht, dass sie vielleicht jemand darauf anspricht, mit ihr darüber redet. „Ich habe viel zu lange gewartet, bevor ich mir Hilfe gesucht habe. Fast 20 Jahre“, sagt Schwarze, die sich heute in der KISS Weißwasser engagiert und anderen Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite steht. „Wenn man wochenlang in schlechter Stimmung und antriebslos ist, wenn man keinen Lärm, nicht einmal mehr Musik ertragen kann, dann sollte man sich Hilfe suchen.“ Sie selbst hat das inzwischen getan und genießt jeden Tag, an dem sie es schafft, aus dem Haus zu gehen. Und sie will anderen Erkrankten dabei helfen, das auch zu schaffen. „Ich lebe wieder, bin raus aus dieser dunklen Hölle.“


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