

Auf den Feldern der Agrargenossenschaft See eG duftet es immer noch intensiv nach Lavendel. Zwar wurde auf der 2,5 Hektar großen Anbaufläche in der vergangenen Woche bereits geerntet, doch einige Reihen blieben stehen – auch für die vielen Interessierten und Touristen, die gern die lila Reihen bestaunen und den Duft der »Oberlausitzer Provence« genießen wollen.
»Die Ernte war besser als im vergangenen Jahr«, sagt Andreas Graf, Vorstand der Agrargenossenschaft. Aus dem gesamten Feld ließen sich rund 50 Liter reines Lavendelöl gewinnen – wenn alles destilliert würde. Ein Teil der Blüten indes wurde in diesem Jahr separat geerntet und getrocknet.
Vor sieben Jahren begann der Betrieb aus der Not heraus mit den Pflanzen zu experimentieren – als Reaktion auf zunehmende Trockenjahre. Der genügsame Lavendel erwies sich als dankbar: Er gedeiht gut auf durchlässigen Böden bei viel Sonne. »Es war wie gewollt«, so Graf. Inzwischen ist das Unternehmen in seiner fünften »richtigen« Saison und vermarktet die Pflanzen unter dem Namen »Lausitzer Lavendel«.
Die Agrargenossenschaft bewirtschaftet insgesamt 1.750 Hektar, hält Milchvieh mit eigener Nachzucht und betreibt eine Biogasanlage. Weizen, Roggen, Gerste, Buchweizen, Raps, Sonnenblumen und Sojabohnen gehören zum Portfolio. Der Lavendel spielt bislang eine wirtschaftlich kleine Rolle – etwa ein bis zwei Prozent des Umsatzes, schätzt Graf. Seit 2023 ist der Lavendel in EU-Bio-Qualität zertifiziert – ein Pluspunkt für Naturkosmetik und Lebensmittel.
Auch 32 Bienenvölker gehören zum Betrieb. Für echten Lavendelhonig reicht die Fläche jedoch nicht: Der Lavendelanteil im Nektar müsste über 50 Prozent liegen. »Das erreichen wir leider nicht«, sagt Graf. Etiketten für Lavendelhonig waren schon gedruckt – dann kam die Ernüchterung. Dennoch: Lavendel ist auch im Hofhonig enthalten.
Der Fokus liegt daher auf dem Öl. Ein Fachmann aus Finsterwalde destillierte vergangene Woche direkt nach der Ernte auf dem Hof. Anders als bei Raps- oder Sonnenblumenöl wird nicht gepresst, sondern das Öl mittels Wasserdampf aus den Blüten gelöst. »Alles passiert hier: Ernte, Destillation, Abfüllung«, betont Graf. Das Öl ist im Hofladen und im Onlineshop erhältlich. Beides läuft gut – der Hofladen aber besser. Touristen und Einheimische schätzen das regionale Sortiment.
Dazu zählen Seifen, Augenkissen und Lippenbalsam mit der Heilwirkung des Lavendels – entzündungshemmend und entspannend. Hinzu kommen Produkte zum Verzehr: Lavendel-Schokolade, -Bratwurst, -Käse, -Salami oder Lavendel-Eis. In diesem Jahr kam als Neuheit eine Lavendel-Brause hinzu, entwickelt mit der Kelterei Kekila aus Lawalde. Warum Brause? »Wir wollten etwas für Messen, um mehr Leute an den Stand zu locken.« Außerdem: »Lavendel steht für Sommer – da passt eine kühle Brause.« 3.000 Flaschen wurden abgefüllt, über die Hälfte sei binnen vier Wochen bereits verkauft.
Auch das touristische Interesse wächst stetig. Der traditionelle Erlebnistag wurde in diesem Jahr auf drei Tage ausgedehnt. Das angrenzende Feld dient zudem als Kulisse für Konzerte – 150 Gäste hätten zuletzt Musik, Sommerabend und Duft genossen.
Langfristig könnte ein zweites Feld hinzukommen, verrät der Vorstand – nur für die Produktion. Das jetzige soll touristisch nutzbar bleiben. »Wir sind auf einem guten Weg«, sagt Andreas Graf. Der Lavendel bleibt klein im Umfang, aber groß in seiner Wirkung – für den Hof, für die Region und für alle, die daran riechen.