

Das Elbsandsteingebirge erstreckt sich als geologische Einheit beidseits der Landesgrenzen als Sächsische und Böhmische Schweiz. Das Gebiet war im 19. und 20. Jahrhundert durch vielfältige kulturelle, wirtschaftliche und touristische Verbindungen geprägt. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten sich mit der Sächsisch-Böhmischen Staatseisenbahn und der Sächsisch-Böhmischen Dampfschifffahrtsgesellschaft zudem in der touristischen und Verkehrsinfrastruktur grenzüberschreitende Kooperationen heraus. Auch Wandervereine, wie der 1878 gegründete Gebirgsverein für die Sächsisch-Böhmische Schweiz, agierten grenzüberschreitend. Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 und besonders mit der Vertreibung der Deutschen aus Böhmen nach 1945 sind viele grenzüberschreitende Kontakte zerstört worden. Während des Kalten Krieges war die Grenze fast undurchlässig, was den Austausch weiter erschwerte.
Zusammenarbeit seit 1990 wiederbelebt
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 konnte die grenzüberschreitende Kooperation wiederbelebt werden. Die Gründung des Nationalparks Sächsische Schweiz 1990 und die Gründung des Nationalparks Böhmische Schweiz im Jahr 2000 ließen ein grenzüberschreitendes zusammenhängendes Nationalparkgebiet entstehen.
Schon seit 1991 kooperieren die Schutzgebietsverwaltungen der Sächsischen und der Böhmischen Schweiz eng miteinander. Diese Zusammenarbeit ist in der Verordnung über die Nationalparkregion Sächsische Schweiz verankert. Ziel ist es, auf sächsischer Seite die Voraussetzungen für eine mit dem angrenzenden Nationalpark Böhmische Schweiz abgestimmte grenzübergreifende Pflege und Entwicklung eines nach internationalen Kriterien anerkannten Nationalparks zu schaffen. Grenzübergreifend abgestimmte Projekte werden besonders in den Bereichen der Nationalparkwacht, des Wildtiermanagements, der Besucherlenkung sowie in den Bereichen Jugendumweltbildung, Kommunikation und Brandschutz durchgeführt.
Die Verwaltungen beider Schutzgebiete arbeiten in einer Vielzahl von Bereichen zusammen. Dazu gehören der Schutz der besonderen Naturausstattung und die Erforschung und Dokumentation des Naturraumes der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Weiterhin zählt dazu die Besucherbetreuung und -lenkung sowie Erholungsangebote. Auch in den Bereichen der Umweltbildung und bei der Entwicklung von Tourismusangeboten sowie bei der Öffentlichkeitsarbeit kooperieren die Sächsische und die Böhmische Schweiz miteinander. Verstärkte Zusammenarbeit findet zudem bei der Verkehrssicherung, dem Naturschutz und dem grenzübergreifenden Waldbrand- und Katastrophenschutz statt. »Die vorbildliche grenzüberschreitende Zusammenarbeit bewährte sich vor allem während der Waldbrände des Sommers 2022 in der Nationalparkregion Sächsische und Böhmische Schweiz. Beginnend mit der Meldung des ersten Feuers auf tschechischem Gebiet durch die Nationalparkwacht der Sächsischen Schweiz an die tschechische Feuerwehr über die gemeinsame Brandbekämpfung bis hin zur Nachbereitung mit Austausch über Erkenntnisse und Folgerungen (z.B. Rettungswegenetz) erfolgten in allen Phasen enge Abstimmungen«, sagt Oliver Rittweger, Pressereferent vom Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft.
Gemeinsame Projekte, wie der Erhalt alter Obstsorten oder das Projekt »Gedächtnis der Landschaft«, werden im Rahmen von INTERREG durchgeführt. Dazu gehört auch das grenzübergreifendes Rotwildprojekt REDEMA. Seit 2018 besteht der grenzübergreifende wissenschaftliche Beirat. Die partnerschaftliche grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Nationalparken Böhmische und Sächsische Schweiz wurde im Sommer 2022 mit der erneuten »Transboundary parks«-Zertifizierung durch die Europarc Federation gewürdigt.
Kooperation wird fortgeführt
»Sachsen und die Tschechische Republik verbindet seit jeher ein starkes Band. Das sieht man unter anderem an der engen Zusammenarbeit der Nationalparkverwaltungen in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz. Gerade die touristische Entwicklung, die besondere Naturerfahrung und die Stärkung des Umweltbewusstseins für die Schönheiten der Region erfordern auch künftig unser gemeinsames Handeln. Dies gilt ebenso für die Herausforderungen beim Umgang mit Niedrigwasserrisiko oder beim Thema Waldbrandprävention, zu denen sich unsere Häuser weiterhin eng austauschen werden«, sagt Staatsminister Georg-Ludwig von Breitenbuch (CDU).