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Sorgen vor steigenden Nebenkosten

Freital. Durch Erhöhung der monatlichen Vorauszahlungen für Betriebs- und Heizkosten wollen Vermieter verhindern, dass ihre Mieter in die Zahlungsunfähigkeit geraten.

Heizen mit Kohle und Holz statt Erdgas – für immer mehr Haushalte wird dies zur bedenkenswerten Alternative.

Heizen mit Kohle und Holz statt Erdgas – für immer mehr Haushalte wird dies zur bedenkenswerten Alternative.

Bild: Nelles

Die derzeitige Energiekrise macht vielen Mietern und Hausbesitzern in Freital und Umgebung finanziell zu schaffen. So verzeichnen Hilfswerke und -angebote einen deutlichen Zulauf, weil immer mehr Menschen das Geld zum Leben ausgeht. Laut Stadtsprecher Matthias Weigel sollten sich Freitaler, die schon jetzt aufgrund erhöhter Betriebs- und Heizkostenabrechnungen in eine finanzielle Notsituation geraten sind, unverzüglich an den Sozialhilfeträger oder die Landkreisverwaltung Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wenden.

 

Abschlag-Erhöhung empfohlen

 

Größter Vermieter der Stadt ist die Wohnungsgesellschaft Freital (WGF). Sie hat einem gemischten Bestand von rund 3.500 Wohnungen in Plattenbauten, Altbauten, kleineren Mehrfamilienhäusern in Siedlungen und einigen Nachwendebauten. Im Zuge der erhöhten Energiepreise hat die WGF ihren Mietern angeboten, freiwillig die monatliche Abschlagszahlung für Betriebs- und Heizkosten zu erhöhen. »So wollen wir vermeiden, dass einzelne Haushalte im Frühjahr nach Ende der Heizperiode in finanzielle Bedrängnis geraten«, macht Marketingmitarbeiterin Ina Bruß deutlich.

Die Wohngenossenschaft Gewo ist Freitals zweitgrößter Vermieter. Sie verfügt in Freital, Bannewitz, Wilsdruff und Rabenau über rund 2.500 Wohnungen. Friederike Ebert vom Gewo-Vorstand hatte ihren Mietern die Zahlung einer erhöhten Pauschale der Mietnebenkosten empfohlen. »Aufgeschlüsselt nach Zwei-, Drei- und Vierraumwohnungen haben wir jedem Mieter den monatlichen Mehrbetrag deutlich gemacht«, erklärt Friederike Ebert das Vorgehen der Gewo. Etwa dreiviertel von ihnen hätten davon Gebrauch gemacht. Gleichzeitig sei den Mietern eine Liste mit möglichen Hilfsangeboten zugegangen. Denn durch die Folgen steigender Energiepreise dürften gerade Senioren, Geringverdiener und sozial Benachteiligte mit der Betriebskostenabrechnung im März 2023 übermäßig belastet werden.

Die Raschelberg Service GmbH hatte bereits im September in einem Schreiben an ihre Mieter mitgeteilt, dass eine Anpassung der Abschlagszahlung notwendig sei. Begründet wurde dies mit dem neuen Erdgaspreis der Freitaler Stadtwerke. So verlangt die Service GmbH von ihren Mietern knapp zehn Prozent mehr.

 

Hilfen zur Entlastung von Haushalten

 

Nach Aussage der Stadt erhalten in Freital rund 600 Personen Wohngeld. Wie viele Haushalte allerdings wohngeldberechtigt sind, sei nicht bekannt, da nicht alle Berechtigten einen Antrag stellen würden.

Betroffene können sich beispielsweise an die Schuldner- und Insolvenz-beratungsstelle der Bürgerhilfe Sachsen (Dresdner Straße 162) wenden. Mitarbeiterin Cornelia Landow berät kostenfrei zu Schuldensituationen und existenzsichernden Maßnahmen. Das Familienzentrum Regenbogen (Poststraße 13) berät zu Entlastungsmöglichkeiten und bietet jeden letzten Montag im Monat von 9 bis 10 Uhr eine kostenlose Rechtsberatung an.

Für Haushalte, die Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld II, Hilfe zum Lebensunterhalt oder Grundsicherung erhalten, übernehmen Jobcenter oder Sozialamt die Betriebskosten. Übernommen werden ebenfalls angemessene Heizkosten. Das schließt, so heißt es von Seiten des Jobcenters, die monatlichen Betriebs- und Heizkostenvorauszahlungen sowie jährliche Nachzahlungen mit ein. Diese Wohnhilfen können auch Haushalte erhalten, die noch nicht Regelleistungen vom Jobcenter oder Sozialamt beziehen, wenn sie aufgrund der Betriebs- und Heizkostenabrechnung in eine finanzielle Notsituation geraten. Ob Haushalte Anspruch auf Geld haben, erfahren sie durch einen Antrag beim Jobcenter.


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