Thomas Schulz/kun

Verein schreibt Stadtgeschichte

Bad Muskau. Ein neues Buch lässt die Geschichte Bad Muskaus aufleben – mit Bildern, Geschichten und einem gedanklichen Rundgang. Dahinter steht ein engagierter Verein und eine Frau mit Plänen für echte Stadtführungen.
Das neue Buch lädt zu einem historischen Rundgang durch Bad Muskau ein. Dabei lässt sich manches wiedererkennen und anderes neu entdecken.

Das neue Buch lädt zu einem historischen Rundgang durch Bad Muskau ein. Dabei lässt sich manches wiedererkennen und anderes neu entdecken.

Bild: T. Schulz

Wer durch die Straßen der Kurstadt geht, begegnet oft mehr Geschichte, als er vermutet. Doch manches ist kaum mehr sichtbar – oder fast vergessen. Der Freundeskreis Historica Bad Muskau e.V. will das ändern. Mit dem neu aufgelegten Buch »Bad Muskau – Eine Zeitreise« legt der Verein Stadtgeschichte offen, die sich nicht nur lesen, sondern regelrecht erlaufen lässt.

»Wir wollten keine bloße Sammlung historischer Fakten«, sagt Regina Barufke, Vorsitzende des Vereins und frühere Museumsleiterin. Zusammen mit Angelika Grahé-Flöter und Brigitte Haraszin hat sie das 144 Seiten starke Werk erarbeitet – eine vollständige Überarbeitung des Buches gleichen Titels von 2007.

Das Besondere: Der Leser begibt sich auf einen gedanklichen Spaziergang vom Markt über den Park bis in den Ortsteil Köbeln. Die Autorinnen verweben historische Hintergründe mit Eindrücken aus der Gegenwart. »Uns war wichtig zu zeigen, was heute noch sichtbar ist und was verloren ging«, so Barufke.

Ein zentrales Thema ist die massive Zerstörung der Stadt im April 1945. Damals wurden rund 70 Prozent Muskaus zerstört – auch die Kirche am Kirchplatz, die 1959 gesprengt wurde. Viele prägende Gebäude verschwanden, stattdessen entstanden neue Wohnblöcke. »Das Stadtbild hat sich stark verändert«, sagt Barufke.Doch es geht nicht nur um Verluste. Auch die Erfolge der Stadtentwicklung seit der Wende finden Platz. So war es 1992 eine richtungsweisende Entscheidung, den Fürst-Pückler-Park an den Freistaat Sachsen zu übertragen. 1993 folgte die Gründung der Stiftung. Seither sichert sie gemeinsam mit Partnern aus Polen, Bund und Freistaat die Pflege des UNESCO-Welterbes.

Der Verein dokumentiert nicht nur, er gestaltet aktiv mit. Informationstafeln, Ausstellungen in Schaufenstern, ein kleines Schulmuseum am Hermannsplatz – alles ehrenamtlich initiiert. Auch die Ausstellung in den Türmen des Muskauer Schlosses entstand durch den Verein. »Wichtig ist uns, dass Geschichte lebendig bleibt«, so Barufke.

Eine Idee beschäftigt sie dabei seit 2021: als Verein Stadtführungen anzubieten. »Ich will das schon vier Jahre lang machen. Ich bin niemand, der nur rumsitzt«, sagt sie. Interessierte gebe es bereits. Doch noch fehlt der Mut. »Wir wollen nichts falsch erzählen, keine Zahl vergessen – das muss richtig sattelfest sein.« Noch fehlt der letzte Anstoß.

Das Buch ist da schon einen Schritt weiter. Dass es überhaupt erschienen ist, liegt auch an lokalem Zuspruch. Der Impuls kam von einem örtlichen Schreibwarengeschäft. Finanziert wurde es zum Teil durch Vorbestellungen lokaler Partner, damit der Verein nicht allein auf den Kosten sitzen bleibt.

Trotz der vielen Inhalte hat das Buch kein klassisches Inhaltsverzeichnis. »Es ist ein Rundgang: Man geht einfach los und entdeckt unterwegs«, erklärt Barufke. So wie in der realen Stadt: mit offenen Augen und dem Sinn für Geschichte.

 

  • Neuerscheinung: »Bad Muskau – Eine Zeitreise«, 144 Seiten, 23 Euro
  • Erhältlich u.?a. in der Tourist-Info Bad Muskau, im Tourismuszentrum im Schloss, im Sternelädchen, in der Buchhandlung Hugendubel in Weißwasser oder per E-Mail: freundeskreis-historica@muskau.net


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