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Sandro Paufler

"Wir möchten, dass Fußball in Bautzen wieder zu einem Erlebnis wird."

Bautzen. Trainer Stefan Richter und Co-Trainer Torsten Marx sprechen im Interview über die Entwicklung der Mannschaft, welche Pläne sie mit Budissa Bautzen haben und wie schwierig es ist, hier in der Region Profifußball zu etablieren.

Trainer Stefan Richter (links) und Co-Trainer Torsten Marx freuen sich auf die neue Saison mit Budissa Bautzen.

Trainer Stefan Richter (links) und Co-Trainer Torsten Marx freuen sich auf die neue Saison mit Budissa Bautzen.

Bild: Matthias Kost

Die letzte Saison war mit vielen Höhen und Tiefen verbunden. Wenn ihr beide die letzte Spielzeit Revue passieren lasst, welches Fazit würdet ihr der vergangenen Saison geben?

Stefan Richter: Das Fazit für die vergangene Saison fällt sehr positiv aus. Trotz der vielen Herausforderungen, die wir erlebt haben – wie Verletzungen und unglücklich verlorene Spiele – sowie die beiden hohen Niederlagen mit 1:7 und 0:7, sind wir nicht zerbrochen. Viele andere Mannschaften wären an solchen Nackenschlägen zerbrochen, aber bei uns war das nicht der Fall. Wir sind als Team unglaublich eng zusammengerückt und haben uns trotz der äußeren Widrigkeiten auf unseren Weg konzentriert. Das zeigt unsere Mentalität und letztendlich haben wir es geschafft, den fünften Platz zu erreichen. Das ist phänomenal.

Torsten Marx: So eine Saison habe ich wirklich noch nie erlebt. Es war außergewöhnlich, dass wir in der Rückrunde vom Tabellenletzten zum Tabellenzweiten aufgestiegen sind, was es in der Oberliga vermutlich noch nie gab. Obwohl wir im letzten Spiel nicht über ein Unentschieden hinauskamen, konnten wir die Rückrunde letztlich als Vizemeister abschließen, was wirklich beeindruckend ist. Die Saison war brutal intensiv und anstrengend. Doch insgesamt ziehen wir ein absolut positives Fazit. Trotz 14 Verletzten, mit dem Auswärtsspiel in Halle als Höhepunkt, als Stefan und ich zusammen mit A-Jugendlichen auf dem Platz standen, haben wir uns als Mannschaft zusammengerauft und herausragende Leistungen gezeigt. Es gab einige schwierige Situationen, aber die Mannschaft ist zusammengeblieben und hat eine geschlossene Leistung gezeigt.

 

Nun gilt der Fokus der neuen Saison. Gibt es bei Budissa Bautzen ein erklärtes Saisonziel?

Stefan Richter: Nun ja, unser erklärtes Saisonziel bei Budissa Bautzen ist nicht explizit auf unsere Tabellenposition ausgerichtet, sondern vor allem darauf, die Entwicklung unserer Spieler voranzutreiben. Wir streben danach, begeisternden und offensiven Fußball zu spielen, um die Zuschauer ins Stadion zurückzubringen und sie zu überzeugen. Jeder, der zu unseren Spielen kommt, soll wissen, was ihn erwartet: Freude am Fußball, Leidenschaft und Spielfreude. Unser Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich wieder auf die Müllerwiese zu locken und das gesamte Umfeld zu begeistern. Wir möchten, dass Fußball in Bautzen wieder zu einem Erlebnis wird. Dabei geht es nicht nur um das Ergebnis, sondern auch um einen offensiven und attraktiven Spielstil, der Spielfreude vermittelt. Wir möchten sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen eine positive Atmosphäre schaffen.

Torsten Marx: Was das Saisonziel betrifft, müssen wir vorsichtig sein, denn die letzte Saison hat uns gelehrt, dass man im Sport nicht alles bis ins Detail planen kann. Dennoch wollen wir uns als Mannschaft weiterentwickeln und im defensiven Verbund stärker werden, um weniger Gegentore zu kassieren. Als junge Trainer möchten wir auch die individuelle Entwicklung der Spieler vorantreiben und das Maximum aus unseren Trainingseinheiten herausholen. Ein klares Saisonziel ist daher, sich fußballerisch als Mannschaft weiterzuentwickeln und dadurch eine vernünftige Platzierung zu erreichen.

Außerdem könnte man noch in diese Richtung denken: Eines unserer Ziele ist es, dass sich der ein oder andere Spieler möglicherweise im Lebensstil weiter verbessert. In unserer Mannschaft gibt es viele Unterschiede - einige Spieler agieren vorbildlich, während andere vielleicht noch ein bisschen professioneller leben könnten. Es ist immer eine Herausforderung, Arbeit und Fußball als Semiprofessioneller unter einen Hut zu bringen. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass wir viel erreichen können, wenn wir uns in diesen Aspekten weiter annähern und uns gesund verhalten, um Verletzungen vorzubeugen. Als Trainer möchten wir die Mannschaft in die richtige Richtung lenken und ein gewisses Maß an Ehrgeiz fördern, vor allem weil wir eine junge Mannschaft haben, die noch viel Potenzial besitzt. Die wirtschaftliche Lage stellt uns zusätzlich vor Herausforderungen, aber dennoch verfolgen wir dieses Ziel mit Entschlossenheit.

 

Auf welchen Positionen möchtet ihr die Mannschaft für die neue Spielzeit noch verstärken?

Torsten Marx: Für die neue Spielzeit haben wir bereits Verstärkungen in Form von Levin und Adrian – aus der U19 – in unsere Mannschaft integriert. Dieser Weg der Nachwuchsförderung ist für uns als Verein mit unseren finanziellen Möglichkeiten der richtige Ansatz. Es ist wichtig, die Trainer und die Infrastruktur zu investieren, um mit talentierten Spielern zu arbeiten. Unsere Jugendabteilung ist bereits gut aufgestellt. Zeitgleich haben wir mit Philipp Scharfe und Karl-Ludwig Zech zwei Neuzugänge erhalten, die sehr dynamisch und entwicklungsfähig sind und bereits beeindruckende Leistungen in der Landesliga gezeigt haben. Sie waren sehr begehrt und umso mehr freuen wir uns, dass sie sich für uns entschieden haben. Der Kader ist derzeit somit weitgehend komplett. Möglicherweise behalten wir uns die Option offen, eine weitere Personalie hinzuzufügen, aber ansonsten erwarten wir keine größeren Veränderungen mehr.

 

Mit welchem Spielstil wollt ihr in der Oberliga erfolgreich Fußball spielen und wie hat sich das Team eurer Meinung nach bisher entwickelt?

Stefan Richter: Unser Ziel ist es, in der Oberliga erfolgreich Fußball zu spielen, indem wir einen offensiven Spielstil mit viel Spielwitz präsentieren. Natürlich sind Leidenschaft, Einsatzbereitschaft, Wille, Herz und Motivation immer die Grundvoraussetzung für den Erfolg. Darüber hinaus möchten wir die Zuschauer mit unserem Offensivfußball begeistern. Was die Entwicklung des Teams betrifft, so hat es in den letzten Jahren eine sehr gute Entwicklung durchgemacht. Wir haben uns von vielen langen Bällen entlang der Linie entfernt und setzen nun verstärkt auf Positionswechsel und ein schnelles Kurzpassspiel. Zudem haben sich viele junge Spieler gut entwickelt und sind in die Mannschaft hineingewachsen.

 

Aktuell spielen aus der Region Budissa Bautzen und Lokalrivale Bischofswerda in einer der höheren Ligen. Wie schwer ist es hier in der Region, aufgrund der Verhältnisse, erfolgreichen Profifußball zu etablieren?

Stefan Richter: Die Etablierung des Profifußballs in unserer Region wäre natürlich herausragend. Wie die Frage jedoch bereits erwähnt, ist es aufgrund der Verhältnisse extrem schwierig. Dennoch glauben wir, dass wir auf einem guten Weg sind, insbesondere durch die Integration vieler junger Talente in unsere Mannschaft in den letzten Jahren und die weiteren Integrationen, die noch folgen werden. Um tatsächlich Profifußball in unserer Region aufzubauen, müssten wir alle Kräfte bündeln. Wir müssten viele Sponsoren begeistern, die Stadt vollständig hinter uns haben und hart daran arbeiten. Es wird viel Arbeit erfordern, sowohl von jedem Einzelnen in der Mannschaft und im Verein als auch von uns allen gemeinsam. Es ist sicherlich möglich, aber dafür müssen wir uns in vielen Bereichen verbessern, insbesondere in der Akquise von Sponsoren, dem Aufzeigen von Möglichkeiten und dem Entwickeln einer Vision. Es ist wichtig, dass wir alle gemeinsam daran arbeiten und jeden mitnehmen.


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