Willkommen im »Mitmisch-Club«
In Hoyerswerda gibt es seit 1991 die SHG Multiple Sklerose, deren acht Mitglieder monatlich in den Räumen des VdK Sachsen in der Kita »Pusteblume« zusammenkommen, sagt die Gruppenleiterin Annelie Burmeister. Kleine Ausflüge in den Zoo oder die Kulturfabrik sorgen für Abwechslung, wobei die Teilnehmer diese Orte mittels Fahrgemeinschaften oder mit den barrierefreien Stadtbussen erreichen.
Der seit Jahrzehnten für gehbehinderte Menschen kaum zugängliche Bahnhof Hoyerswerda schränkt die Bewegungsfreiheit stark ein, sagt Martina Fechner. Als Rollstuhlfahrerin ist ihr die Nutzung von Überlandbussen nicht möglich, weil diese Fahrzeuge keinen barrierefreien Einstieg haben. Der Seniorin fehlt auch vom Freitagnachmittag bis Sonntagabend ein Notdienst, wenn sie dann mal unterwegs ist und der Rollstuhl streikt.
Krankenkassen in der Pflicht
Dieses ständige Angewiesensein auf Hilfe kann Betroffene depressiv machen, erzählt Frank Seifert. Er ist Fördermitglied der SHG Multiple Sklerose und hat vor Jahren einen MS-kranken Angehörigen gepflegt. Die Krankenkassen fordert er auf, mehr Anträge auf Hilfsmittel positiv zu entscheiden, weil das die Lebensqualität der Kranken verbessere und ihren Lebenswillen stärke.
Im Juli hat die SHG im Mehrgenerationenhaus (MGH) Südtreff Petra Hein vom sächsischen Landesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (dmsg) getroffen. Die Ergotherapeutin organisiert seit Jahresbeginn in Hoyerswerda und Bautzen das offene Angebot »Mitmisch-Club« des Verbandes. Zu ihr können MS-Betroffene und deren Angehörige zum Erfahrungsaustausch, Gedächtnistraining und Kreativsein kommen, egal ob sie einer SHG angehören oder nicht. Petra Hein will auch mit ihrem Wissen aus dem sächsischen Landes- und dem Bundesverband die inhaltliche Arbeit der Hoyerswerdaer Gruppe unterstützen und kann über von den Mitgliedern gewünschte Themen sprechen. Sie ist am 16. August um 14.30 Uhr wieder im MGH anzutreffen.
Sprachrohr für Betroffene
Am Juli-Treffen hat auch Waldemar Krupka teilgenommen. Er ist Sprecher des Beirates MS-Erkrankter beim dsmg Landesverband Sachsen und vertritt diesen auch im Bundesbeirat. Beide Gremien wollen den Betroffenen eine Stimme und ein Mitspracherecht bei der Klärung aller sie betreffenden Fragen geben. Deshalb nimmt der Hoyerswerdaer Martina Fechners Probleme mit, um sie an höherer Stelle zu diskutieren.
Waldemar Krupka spricht auch vom Suizidpräventionsgesetz, das aktuell als Idee in den Bundestag eingebracht wurde. Erreicht werden soll so, dass sich schwerstkranke Menschen niemals als Last für die Pflegenden empfinden. Trotz des Pflegenotstandes sollen sie ein erfülltes Leben führen und den Freitod nicht als einzig möglichen Ausweg sehen. Die dsmg unterstützt diese Initiative. Außerdem stellt sie jährlich 250.000 Euro zur wissenschaftlichen Untersuchung von Ursachen der noch als unheilbar geltenden MS bereit. Erkrankte können dem Beirat diesbezüglich Forschungsthemen benennen, sagt Waldemar Krupka, der selbst an der Krankheit leidet.
Hintergrund:
- Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und auch zur Beeinträchtigung von Sinnesorganen führt, schreibt die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft.
- Mehr als 40 MS-Diagnosen werden täglich in Deutschland gestellt.
- Noch ist die Krankheit unheilbar, doch viele Behandlungsmöglichkeiten verlängern bereits beschwerdearme Phasen und beugen einer Verschlechterung der Situation vor.
- Die Betroffenen sind weder ansteckend noch psychisch krank und MS ist keine Erbkrankheit.
- Mehr Infos unter www.dmsg.de

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