

Herr Noack, in diesem Sommer wird das Steinhaus Bautzen im Landkreis, etwa in Wartha, wieder Kino-Open-Air-Veranstaltungen durchführen. Manch einer fühlt sich da an das Landfilm-Konzept in der damaligen DDR erinnert, als Kinomobile über die Dörfer fuhren, dort Filme zeigten. Wie wichtig sind solche Events in einer Region, in der es nur noch wenige Kinos gibt?
Alexander Noack: In erster Linie bereichern solche Kinoveranstaltungen das kulturelle Angebot vor Ort. Gerade in ländlichen Räumen gibt es kaum kulturelle Angebote, am wenigsten wahrscheinlich Kino-Events. Am Beispiel von Wartha ist es so, dass man mit so einem Filmabend nicht nur Einwohner, sondern auch Touristen anspricht, die an der Olba urlauben. Meist geht es ja für die Menschen darum, einfach einen schönen Abend zu verbringen. Was gezeigt wird, ist oft zweitrangig. Erfahrungen, die wir übrigens auch an anderen Orten, wie Radibor, gemacht haben.
Im Landkreis gibt es in einigen Orten Initiativen, Vereine und kleine Filmclubs, die Kinoevents durchführen. Bautzen hat da aus Cineastensicht eine geradezu privilegierte Stellung. Hier gibt es den Filmpalast, das SteinhausKino, das Freiluftkino am Spreebogen. Wie sehen Sie die Zukunft der hiesigen Kino-Kultur?
Schwer zu sagen. Seit dem Ende der Corona-Pandemie erleben wir mit dem SteinhausKino eine deutlich gestiegene Nachfrage, die sogar die der Vor-Corona-Zeit übertrifft. Woran das liegt, kann ich nur raten. Ich denke, dass das gemeinsame Erleben wieder einen größeren Stellenwert im Alltag vieler Menschen eingenommen hat. Das sieht man nicht nur beim Kino, das kann man auch bei Konzerten, der Kleinkunst beobachten. Die Streamingangebote diverser Anbieter scheinen wohl keine so große Rolle zu spielen wie befürchtet. Wir hoffen natürlich sehr, dass sich dieser Trend fortsetzt.
In Bautzen geht man also wieder gerne ins Kino. Aber wie schaut das im übrigen Landkreis aus? Welche Schwierigkeiten sehen Sie dort bei der Betreibung eines Kinos?
Nun, da ist die technische Infrastruktur (Bild, Ton) schon wichtig, die ist nicht überall vorhanden. Außerdem braucht es engagierte Vereine oder Initiativen vor Ort, die sich um eine geeignete Location bemühen und natürlich auch Werbung machen. In dieser Hinsicht ist die Zusammenarbeit mit dem Haus der Tausend Teiche (Biosphärenreservat) in Wartha, dem Spreebogen in Bautzen und dem Bischofswerdaer Regenbogenverein sehr gut. Unsere Erfahrung ist: Solange es in den Gemeinden und Dörfern im Kreis engagierte Menschen gibt, können alle Herausforderungen, um ein Kinoerlebnis zu schaffen, bewältigt werden. Aufs Wetter hat man bei so einem Kino-Event unter freiem Himmel keinen Einfluss, muss man darauf hoffen, das es mitspielt.
Wie kann man denn die wenigen Kinos im ländlichen Raum unterstützen?
In erster Linie, indem man sie besucht. Denn Kino ohne Nachfrage funktioniert nun mal auf Dauer nicht. Was das SteinhausKino angeht, freuen wir uns auch immer über jede Kritik, so können wir das Filmerlebnis bei unseren Veranstaltungen stetig verbessern. Für das SteinhausKino spielen natürlich auch Fördermittel eine entscheidende Rolle, um Technik und Personal für Kino-Events im ländlichen Raum stellen zu können.
Wie wird sich Ihrer Meinung nach im Landkreis die Kinoszene in den nächsten Jahren entwickeln?
Schwer zu sagen. Wir hoffen natürlich, dass sich der Trend der vergangenen drei Jahre fortsetzt und das Interesse an Filmvorführungen im Kinosaal, auf der großen Leinwand, als ein gemeinsames Erlebnis nicht nachlässt. Das wünschen wir uns sehr.