pm/kun

Soziale Probleme in Familien nehmen zu

Landkreis Bautzen. Das Jugendamt des Landkreises Bautzen hat in seiner Arbeit mit steigenden sozialen Problemen zu tun. Im Jugendhilfeausschuss wurden jetzt die Zahlen der letzten Jahre vorgestellt.
Bei der Kindeserziehung sind zunehmend mehr Familien im Landkreis Bautzen auf Hilfe des Jugendamtes angewiesen.

Bei der Kindeserziehung sind zunehmend mehr Familien im Landkreis Bautzen auf Hilfe des Jugendamtes angewiesen.

Bild: Pixabay

Gestiegen ist etwa die Zahl der Kindeswohlgefährdungen, denen das Jugendamt nachgegangen ist. 2024 waren dies rund 1.300 Fälle, etwa zehn Prozent mehr als noch 2022. Das Jugendamt geht auch mittelfristig von einem Anstieg von rund zehn Prozent pro Jahr aus.

Beratungen durch das Jugendamt sind seit 2022 um 25 Prozent gestiegen. So wurden im vergangenen Jahr 273 Beratungen in Anspruch genommen, die häufig gemeinsam mit Netzwerkpartnern durchgeführt werden. Zu den Schwerpunkten zählten dabei psychologische Beratungen, die Erziehungsberatung und die Schulsozialarbeit. Besonders stark ist die Zahl der Erziehungsberatungen gestiegen, sie hat sich mehr als verdoppelt.

 

Erziehungshilfe wird komplexer

Bei den Erziehungshilfen, die Familien und Jugendlichen in verschiedenen Problemsituationen zur Seite gestellt werden, war im Vergleich zu 2022 ein Rückgang von 23 Prozent zu verzeichnen. Hier werden aber in Folge der gestiegenen Beratungszahlen für 2025 und 2026 steigende Fallzahlen erwartet. Zudem sind aufgrund des Besetzungsstopps im Landratsamt weniger Mitarbeiter für die Bearbeitung verfügbar.

Die Gründe, weshalb Erziehungshilfen notwendig werden, haben sich in den zurückliegenden Jahren verändert und sind komplexer geworden. Bei fast einem Viertel aller Fälle liegen mindestens drei Gründe für Erziehungshilfe vor. Der Anteil der Fälle mit nur einem Zugangsgrund ist hingegen um ein Drittel gesunken.

Zu den Hauptgründen für Erziehungshilfe zählen dissoziales Verhalten (z.B. Gewaltbereitschaft, Reizbarkeit, Wutausbrüche und Bedrohung anderer) und seelische Probleme der Kinder und Jugendlichen. Diese Probleme lagen bei rund der Hälfte der Fälle vor, dabei hat sich der Anteil von Fällen mit seelischen Problemlagen seit 2022 mehr als verdoppelt.

Etwa gleich viele Hilfen (52 Prozent) mussten aufgrund der eingeschränkten Erziehungskompetenz der Eltern eingeleitet werden, auch hier ist ein Anstieg zu verzeichnen.

Ebenfalls deutlich gestiegen sind die Anteile von Fällen häuslicher Gewalt (4 auf 9 Prozent), von psychischen Problemen der Eltern (11 auf 15 Prozent) oder der Ablehnung des Kindes durch die Eltern (2 auf 6 Prozent). Hingegen sank der Anteil der Hilfefälle, in denen es um die Versorgung der Kinder ging oder eine Verwahrlosung festgestellt wurde. Unverändert blieb in etwa der Anteil der Fälle mit Drogenproblemen, schulischen und beruflichen Problemen der Kinder und Jugendlichen oder Belastungen durch familiäre Konflikte.

 

45 Millionen Euro für Erziehungshilfen

Aufgrund der allgemeinen Kostenentwicklung, Gesetzesveränderungen und der zunehmenden Komplexität der Fälle sind seit 2022 auch die Kosten pro Fall deutlich gestiegen. Diese unterscheiden sich nach der gewährten Hilfeart und können zwischen mehreren hundert bis mehreren tausend Euro pro Fall und Monat betragen. Die Gesamtkosten für Erziehungshilfen lagen 2024 im Landkreis Bautzen bei rund 45 Millionen Euro – ein Anstieg von 25 Prozent gegenüber 2022.

 

Jugendamt wirbt um Pflegefamilien

Das Jugendamt sucht mit der Kampagne »Warum nicht mich« intensiv nach Familien, die ein Pflegekind aufnehmen möchten. Ziel ist es, Kindern vor allem eine familiennahe Unterbringung zu ermöglichen. Bisher hat die Kampagne zu einer Vervierfachung der Interessenten geführt, die einen der regelmäßigen Online-Informationsabende besucht haben. Auch die Anzahl der Erstgespräche mit potentiellen Pflegefamilien hat sich fast verdoppelt. Die nächste Infoveranstaltung findet am 2. September, 17 Uhr, statt. Anmeldungen sind unter www.landkreis-bautzen.de/pflegeeltern möglich.


Meistgelesen