

Wie dynamisch und wechselhaft die politische Lage derzeit ist, beweist der Kurswechsel der Bundesregierung: Die geplante Gasumlage, die für die Verbraucher Mehrkosten bedeutet hätte, ist wieder vom Tisch. Stattdessen hat die die Bundesregierung vergangene Woche ein Maßnahmenpaket von über 200 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Der sogenannte "Abwehrschirm" sieht unter anderem eine Strompreis- und Gaspreisbremse vor. Eine Gaspreiskommission, die extra für die Gestaltung der Gesetzgebung ins Leben gerufen wurde, hat nun erste Vorschläge der Öffentlichkeit präsentiert.
Das ist geplant:
Konkret empfiehlt die Kommission ein zweistufiges Entlastungsverfahren: Im ersten Schritt soll der Staat die kompletten Abschlagszahlungen von Gas- und Fernwärmekunden für den Monat Dezember übernehmen.
Ab März 2023 soll der Gaspreis dann gedeckelt werden - und zwar bis April 2024. Heißt: Privathaushalte bezahlen bis zu einem Verbrauch von 80 Prozent einen festen Preis in Höhe von 12 Cent pro Kilowattstunde. Die 80-Prozent-Marke richtet sich nach den diesjährigen September-Abschlagszahlen. Jeder Verbrauch drüber muss mit den marktüblichen Preisen abgerechnet werden. Diese liegen laut dem Vergleichsportal Verifox bei derzeit über 20 Cent pro Kilowattstunde im Oktober.
Fernwärmekunden wiederum sollen eine Wärmepreisbremse bekommen. Ihnen soll ein garantierter Bruttopreis von 9,5 Cent pro Kilowattstunde gewährt werden. Auch hier ist der Verbrauch auf 80 Prozent gedeckelt.
Die Industrie profitiert bereits im Januar mit einem gedeckelten Preis von sieben Cent pro Kilowattstunde.
Kosten von 96 Milliarden Euro
Das alles kostet dem Staat nach den Berechnungen der Gaspreiskommission etwa 96 Milliarden Euro. Auf der anderen Seite könnten die Bürgerinnen und Bürger durch die Entlastungen rund ein Drittel der Energiepreise sparen. Sparen sollte man hierbei nicht wörtlich nehmen, da die Gaspreise trotz Deckelung bei 70 Prozent gegenüber dem Vorkrisenniveau liegen.
In drei Wochen werden weitere Vorschläge der Gaspreiskommission erwartet. Ob und inwieweit dieses Modell des Gaspreisdeckels kommt, muss der Bundestag noch entscheiden.
Kritik von der Handwerkskammer Dresden
Der Präsident der Handwerkskammer Dresden, Jörg Dittrich, sieht für die Handwerksbetriebe "wenig Licht und viel Schatten" beim geplanten Gaspreisdeckel und fordert: "Handwerksbetriebe haben im Vergleich zur Industrie wieder das Nachsehen und können mit dem Gaspreisdeckel erst ab März 2023 - und nicht zum Jahresbeginn - rechnen. Daher unsere klare Forderung: Auch für kleine und mittlere Unternehmen muss der Gaspreisdeckel mindestens ab Januar begrenzt sein!"
Der Kunde muss nichts tun
Wie die SachsenEnergie auf Nachfrage erklärt, ist der Energieversorger gerade dabei, die Kosten neu zu berechnen. Denn bereits ab 1. Oktober haben sich die Preise zugunsten der Verbraucher geändert, weil die Gasumlage wegefallen und die Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent reduziert worden ist. "Wichtig für die Kunden: sie müssen im Moment nicht selber aktiv werden. Sollten sich die Abschläge ändern, informieren wir die Kunden", heißt es von der Pressesprecherin Nora Weinhold in Bezug zum geplanten Gaspreisdeckel.