Kinder wollen entdecken
Deutschland diskutiert seit Jahren über Chancengerechtigkeit im Bildungssystem - meist geht es dabei um Unterstützung für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler. Weniger Beachtung findet eine Gruppe, die ebenfalls oft zu kurz kommt: hochbegabte Kinder und Jugendliche. Dabei birgt ihr Potenzial nicht nur individuelle, sondern auch gesellschaftliche Chancen.
Die Karg-Stiftung, mit Sitz in Frankfurt am Main, setzt sich seit 1989 genau für diese Zielgruppe ein. »Begabung braucht Entfaltungsmöglichkeiten«, lautet ein Leitsatz der Stiftung. Im Freistaat Sachsen unterstützt die Karg-Stiftung an fünf Standorten die Begabtenförderung, so auch in Radeberg.
Förderung statt Überforderung
Hochbegabte gelten in der öffentlichen Wahrnehmung oft als »Selbstläufer«. Doch Studien zeigen: Ohne passende Lernumgebungen können sie unterfordert, frustriert oder sogar schulmüde werden. Die Karg-Stiftung setzt hier an, indem sie Projekte unterstützt, die Begabtenförderung in Schulen, Kitas und Hochschulen fest verankern wollen.
Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Qualifizierung von Lehrkräften. Lehrerinnen und Lehrer sollen lernen, Talente frühzeitig zu erkennen und angemessen zu begleiten. Zudem fördert die Stiftung Netzwerke zwischen Schulen, Beratungsstellen und Forschungseinrichtungen.
In Radeberg läuft seit 2020 ein gemeinsames Projekt der drei Einrichtungen Kita Baumhaus, Grundschule Stadtmitte und Humboldt-Gymnasium zur speziellen Förderung von Begabungen. Ziel sei es, die Potentiale der Kinder zu entdecken und gezielt zu fördern. Sabine Wedemeyer, Pressesprecherin der Karg-Stiftung betont, dass es keine Brüche bei dieser Förderung geben dürfe. Deshalb sei es wichtig, die Kette von Kita, Grundschule und Gymnasium nicht zu unterbrechen.
Entdeckerprogramme und Juniorlehrer
Bereits in der Kita Baumhaus geschieht diese Förderung durch die Einrichtung spezieller Funktionsräume, in denen die Kinder ihre Interessen ausleben können. Hier werden konstruktive Fähigkeiten und räumliches Denken der Jüngsten unterstützt. »Diese Räume würden durch die Kinder sehr gut genutzt«, sagt Chantal Pursche vom Projektteam der Kita und ergänzt: »Jedes Kind hat Begabungen«.
Die Verbindung zur Grundschule Stadtmitte wird unter anderem durch sogenannte »Entdeckerprogramme« realisiert. Jeweils eine Stunde pro Woche mit insgesamt zwanzig unterschiedlichen Angeboten, an den Kinder der Kita teilnehmen können, umfasst das Programm zur Begabtenförderung (BFÖ). Für die Schulleiterin der Grundschule Stadtmitte, Susanne Krohn, ist klar: »Die Aufgabe ist zugleich eine Haltung zum Beruf und zur Berufung als Pädagoge«.
Ähnlich verzahnt ist die Zusammenarbeit zwischen Grundschule und Gymnasium. So können beispielsweise Schüler der vierten Klasse am Unterricht im Gymnasium teilnehmen. Beim Projekt »Juniorlehrer« wiederum unterrichten Gymnasiasten der achten Klasse in der Grundschule.
Auch wenn das erfolgreiche Projekt im Jahr 2026 auslaufen wird, soll die Zusammenarbeit der drei Einrichtungen weitergehen. Die Kooperation bleibe bestehen und werde weiter ausgebaut, so die Projektverantwortlichen. Für Sabine Wedemeyer ist eines ganz sicher: »Wenn man Begabungen nicht fördert, werden einige Kinder ihre Potentiale nicht entfalten können. Und die dürfen wir nicht brach liegen lassen.«
Informationen sind im Internet zu finden www.kleinwachau.de.

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