Matthias Stark

Gemeinsam Weinen und Lachen

Bautzen. Das Deutsch-Sorbische Volkstheater startet in die neue Spielzeit mit zahlreichen Premieren und einem großen Theaterfest zum 50. Jubiläum.
Tim Heilmann, Leiter des Puppentheaters, die Puppenfiguren Tante Martha (Isa Hupe) und Tante Abby (Moritz Trauzettel), der Oberspielleiter Schauspiel, Stefan Wolfram, und die geschäftsführende Dramaturgin Eveline Günther geben Einblicke in die neue Spielzeit.

Tim Heilmann, Leiter des Puppentheaters, die Puppenfiguren Tante Martha (Isa Hupe) und Tante Abby (Moritz Trauzettel), der Oberspielleiter Schauspiel, Stefan Wolfram, und die geschäftsführende Dramaturgin Eveline Günther geben Einblicke in die neue Spielzeit.

Bild: Matthias Stark

»Die neue Spielzeit wird eine große Fröhlichkeit haben«, sagt Oberspielleiter Stefan Wolfram bei der Vorstellung des Programmangebotes der Spielzeit 2025/26. In der Tat ist das Angebot vielfältig. Insgesamt stehen 26 Premieren auf dem Plan, darunter 15 in der Sparte Schauspiel in deutscher, ober- und niedersorbischer Sprache. Hinzu kommen 7 Puppentheaterprogramme, ein sorbisches Kindertheaterstück, ein Stück des Tanztheaters der Landesbühnen Sachsen sowie zwei Stücke des Musiktheaters des Gerhart-Hauptmann Theaters Görlitz-Zittau.

 

Mörderisches Puppenspiel

 

Eines der Premierenstücke des Puppentheaters wird am 26. und 27. September im Burgtheater aufgeführt. Die beiden Schwestern Abby und Martha Brewster haben insgesamt 12 Leichen im Keller. Dabei sind die beiden älteren Damen durchaus beliebt bei den Nachbarn. Leider gehen sie einem mörderischen Hobby nach. Sie bringen gern ältere, alleinstehende Herren mit vergiftetem Holunderwein um, um sie Gott näher zu bringen. Die berühmte Kriminalkomödie besticht bei dieser Inszenierung durch das rasante Zusammenspiel von neun Hand- und Klappmaulpuppen.

Am 5. Oktober hat das berühmte Märchen »Die Schneekönigin« von Hans Christian Andersen unter der Regie von Stefan Wolfram Premiere. Einen passenderen Zeitpunkt als das Jahr 2025 könnte es für diese Aufführung nicht geben: Andersen wurde vor 220 Jahren geboren und starb vor 150 Jahren.

Wenn sich am 12. Oktober die Türen des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters zum »Tag der offenen Tür« öffnen, wird ein außergewöhnliches Jubiläum begangen. Vor über 50 Jahren, am 8. Mai 1975, wurde das große Haus an der Seminarstraße mit Bertolt Brechts »Der kaukasische Kreidekreis« eröffnet. Der Neubau, in nur zwei Jahren Bauzeit errichtet, gilt bis heute als das Herzstück des einzigen zweisprachigen Berufstheaters in Deutschland.

Ein historisches Datum markiert der 2. August 1963. Das Sorbische Volkstheater und das Bautzener Stadttheater schlossen sich zusammen und das Deutsch-Sorbische Volkstheater war geboren. Damit entstand eine Institution, die bis heute die kulturelle Vielfalt der Region sichtbar macht.

 

Ein besonderer Kulturort

 

Die Entwicklung verlief jedoch nicht ohne Brüche. 1968 musste das historische Schauspielhaus wegen Sanierungsbedarf schließen. Ein Modernisierungskonzept wurde zwar diskutiert, doch stattdessen erfolgte am 30. Dezember 1969 die Sprengung des alten Hauses am Lauengraben.

Der Spielbetrieb wurde notdürftig in den Saal des Hotels »Krone« sowie auf der Studiobühne verlagert. Zeitgleich setzten sich lokale Kulturfunktionäre für einen Neubau ein. Als »Erweiterungsbau« deklariert, wurde an der Seminarstraße ein neues Theater errichtet, faktisch ein Schwarzbau, geplant von Architekt Eberhard Ehrlich, der das Gebäude um 90 Grad gedreht und ohne Ziergiebel realisierte.

Heute steht das Deutsch-Sorbische Volkstheater nicht nur für künstlerische Vielfalt, sondern auch für gelebte Zweisprachigkeit. Die Verbindung von deutscher und sorbischer Kultur macht es einzigartig in der deutschen Theaterlandschaft. Es ist lebendiger Beweis, wie sich Tradition, Widerstände und Neuanfänge über Jahrzehnte hinweg zu einem besonderen Kulturort verdichtet haben.
Oberspielleiter Stefan Wolfram stellt fest: »Theater funktioniert nur gemeinsam, wir erzählen Geschichten, über die wir zusammen mit dem Publikum weinen oder lachen«.

Weitere Infos und das komplette Programm im Internet unter www.theater-bautzen.de.


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