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Carola Pönisch

Zwingerbauhütte ist jetzt Unesco-Kulturerbe

Der UNESCO-Ausschuss zum immateriellen Kulturerbe entschied in seiner jüngsten Sitzung, das Bauhüttenwesen ins Internationale Register Guter-Praxis-Beispiele aufzunehmen. Damit zählt das Bauhüttenwesen der Dresdner Zwingerbauhütte ab sofort zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Gemeinsam mit 18 Bauhütten aus 5 europäischen Ländern hatte sich die Zwingerbauhütte um die Eintragung beworben.
Foto: SIB

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Die Zwingerbauhütte auf der Packhofstraße in Dresden ist eine Einrichtung des Freistaates Sachsen und gehört zum Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). Sie wurde 1924 gegründet. Nach Vollendung des Wiederaufbaues des Zwingers 1968 wurde die Zwingerbauhütte aufgelöst. Im Juni 1991 erfolgte die Wiedereinrichtung als Teil der staatlichen sächsischen Hochbauverwaltung. 2002 bezog sie ihren Standort in Zwingernähe mit Restaurierungswerkstatt, Freiarbeitsplätzen, Magazinen, Büros und Sozialräumen. Alle 11 Mitarbeiter sind Angestellte des Freistaates Sachsen. Seit 1998 wurden 24 Lehrlinge ausgebildet. Zu den Aufgaben der Zwingerbauhütte gehört eine kontinuierliche Restaurierung des Zwingers und die Pflege des Wissens rund um alte Handwerkstechniken. Dabei unterscheidet sich die heutige Arbeitsweise kaum von denen des 18. Jahrhunderts. Die meisten Arbeiten werden wie eh und je von Hand erledigt und auch die Werkzeuge sind fast ausschließlich von Hand gefertigt. Neben der Bauwerkspflege gehört die Weitergabe von Fachwissen an Freiberufler, Fachfirmen, Denkmalschutzbehörden und Gästeführer zu den Aufgaben der Zwinger-bauhütte. Ebenso wie Öffentlichkeitsarbeit durch Fachvorträge und -seminare, die Be-treuung von Diplomarbeiten und Praktikanten sowie Führungen von Schulklassen und Fachgruppen. Aber auch die Pflege von Datenbanken und die Dokumentation bilden wichtige Grundlagen für die Weitergabe des Wissens an die nächsten Generationen. Nicht zuletzt sind alle Aufgaben auch verbunden mit der Werbung für den ehrbaren Beruf als Steinmetz, Bildhauer oder Steinrestaurator. Zurzeit arbeitet die Zwingerbauhütte an der Bogengalerie L und dem Französischen Pavillon. Hier sind sehr anspruchsvolle restauratorische Maßnahmen an den Fassaden notwendig. So befindet sich der skulpturale Schmuck gerade in den Werkstätten und wird dort entsalzt, repariert und lasiert. Das Bauhüttenwesen bildete sich im Mittelalter um die Baustellen der Großkirchen in Europa heraus. Charakteristisch ist eine kontinuierliche, multidisziplinäre Zusammen-arbeit verschiedener Gewerke zur Erhaltung eines Bauwerkes. Die Bauhütten bewahren traditionelle Handwerkstechniken, überliefern Wissen und Bräuche und bilden Lehrlinge aus.


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