

Die Loschwitzer und Blasewitzer Seite werden sich am Ende vereinen - wenn sich die Brückenbauer auf der Mitte des Blauen Wunders treffen. Los geht´s auf der Loschwitzer Seite. 17,5 Millionen für Korrosionsschutz und den Austausch von Stahlbauteilen sind geplant. Die Blasewitzer Seite des Bauwerks folgt nächstes Jahr mit 20 Millionen im Budget. Gut 13 Millionen Euro der Summe gibt der Freistaat Sachsen dazu.
Strebe für Strebe wird sich die Leonhard Weiss GmbH & Co.KG vorarbeiten. Zunächst schlägt die Firma ihr Lager unter dem Pylon am Körnergarten auf. Der Elbradweg wird vorbeigeführt. Dann wird das Dresdner Wahrzeichen unter der Fahrbahn eingerüstet. Ende September geht es hoch auf die Brücke. »Es könnte so aussehen, als ob da einer klettert«, schmunzelt Projektleiter Robert Bauch.
Bis Ende des Jahres wird das Gerüst aufgestellt - auch das abschnittsweise wegen der Lasten. Eine filigrane Angelegenheit. Bis Ende 2030 wird dazu immer ein Brückenteil eingehüllt sein. Mal zehn, mal 40, 50 Arbeiter werden vor Ort arbeiten - verhüllt, damit beim Abstrahlen nicht der Metallstaub breitgetragen wird und das entblößte Bauwerk vor Wetter geschützt ist. Auf letzteres warten alle gespannt. Experten haben zwar »ein paar Schäden aufgenommen und da reden wir von mehreren Hundert«, so der Projektleiter, aber wie schlimm die Schäden, z.B. an den genieteten Blechen, wirklich sind, weiß er erst, wenn alle Farbschichten runter sind. Klar ist, es besteht dringender Handlungsbedarf, so Amtsleiterin Simone Prüfer. 2020 bekam das Wunder von Dresden die Note 3,0. Ziel ist, es unter 3,0 zu halten - denn bei einem so alten Denkmal ist immer etwas zu tun. In den 2030er Jahren sind z.B. die Anker-Kammern dran. Der neuralgische Punkt ist dort, wo das Bauwerk unter der Erde verschwindet. Streusalze, eine feuchte Umgebung - das schadet dem Stahl. Ebenso der Decke der Kammern. Denn ein gutes Drittel des Blauen Wunders ist nicht sichtbar! 400 Tonnen Gewicht pro Seite liegen unter der Erde. Das ist Zukunftsmusik. Noch steht nicht einmal die Technologie für diese Sanierung fest. Das Ziel heißt jetzt: Ende des Jahrzehnts erstrahlt das Dresdner Wunder wieder im ursprünglichen Blau.
Ein Tunnel aus Gerüsten
Für die Dresdner wichtig: Die Brücke wird mal stunden- oder tageweise gesperrt, wenn es nicht anders geht, ansonsten rollt der Verkehr durch einen Tunnel aus Gerüsten. Fußgänger und Radfahrer müssen enger zusammenrücken, alle etwas mehr Rücksicht nehmen. Wenn das Blaue Wunder durchsaniert ist, könnten 100 Millionen ausgegeben sein - eh man wieder von vorn anfängt.
Ob es sinnvoll ist, jetzt schon eine alternative Elbquerung zu prüfen, dazu hat Baubürgermeister Stephan Kühn eine klare Meinung. Er hält das für eine Sommerloch-Diskussion: »Wenn man von Luftschlösser wie Tunneln absieht, gibt es nur eine Alternative – Niederpoyritz. Dann quälen sich die Fahrzeuge auf einer Seite aus dem Hochland durch kleine Straßen durch und auf der anderen Seite durch den alten Ortskern Laubegast und Tolkewitz. Das ist keine Option.« Da die dann geltenden Vorschriften und das Verkehrsaufkommen heute nicht bekannt sind, sei eine Untersuchung heute nicht zweckmäßig.
Sein Beispiel: Die Verkehrsmenge auf dem Blauen Wunder ist seit 2009 bis heute um 33 Prozent gesunken - von 34.000 Kfz auf aktuell 23.000 Kfz. Wie sich die Verkehrszahlen bis 2050 und darüber hinaus entwickeln, bleibt abzuwarten. 200.000 Euro Prüfkosten sind für Kühn »verschenktes Geld“. Er will lieber dafür sorgen, dass gar nicht so viel Verkehr ankommt.