

Dort, wo jetzt noch ein langer, grüner Hügel die Eisenbahn- von Straßenbahngleisen trennt, könnten womöglich in ein paar Jahren nationale und internationale Busfahrten starten. Westlich vom Hauptbahnhof auf der Fläche zwischen Wiener Platz und RVD-Busbahnhof befindet sich der potentielle ZOB-Standort, zumindest auch Sicht der Stadtverwaltung. Bis jetzt ist jedoch noch nichts in Stein gemeißelt, denn es gibt weitere Ideen.
Variante 1 (Ausbau Bayrische Straße): Der rückwärtige Bereich des Hauptbahnhofes wird schon länger als Interimslösung genutzt. Die Nähe zum Bahnhof hat seine Vorzüge, aber auch viele Nachteile. „Wir haben hier eine Überlagerung verschiedener Verkehrsfunktionen. Es gibt den Autoverkehr, den Anlieferverkehr für den Bahnhof, Fahrradfahrer, Passanten, auch die Einsatzwagen der Polizei parken regelmäßig hier und dazu noch der Fernbusverkehr“, sagt Dr. Matthias Mohaupt, Abteilungsleiter Verkehrsentwicklungsplanung im Stadtplanungsamt. Kurzum: Die Bayrische Straße rangiert an der Belastungsgrenze. Ein Ausbau scheint kaum sinnvoll. „Wollte man hier einen ZOB errichten, müsste die Straße für alle anderen gesperrt werden. Die Überdachung und Sitzmöglichkeiten der Haltestellen sind weitere Probleme“, so Mohaupt. Schon heute kommen die Fernbuslinien auf täglich 120 An- und Abfahrten (national) sowie 50 An- und Abfahrten (international). Für 2020 rechnen die Planer mit 180 An- und Abfahrten (+70 bis 80 international).
Variante 2 (Ostseite Wiener Platz): Das Gelände gehört teilweise der Stadt, zu Teilen auch der DB. Ungünstig: die Busnutzer müssten eine Hauptverkehrsstraße kreuzen. Zudem sei die An- und Abfahrtssituation für den Busverkehr schwierig zu bewerkstelligen. Das Gelände wurde vor mehreren Jahrzehnten schon mal als Busbahnhof genutzt.
Variante 3 (Schlesischer Platz): Vor dem Bahnhof Neustadt könnte man sieben bis acht Haltestellen unterbringen und damit weniger als benötigt (10). Dafür fielen aber rund 40 Parkplätze weg. „Hinzu kommt, dass etwa zwei Drittel der Fernbuskunden in der Altstadt losfahren“, sagte Raoul Schmidt-Lamontain, Bürgermeister für Stadtentwicklung. Die Haltestelle auf der Hansastraße soll aber bleiben.
Variante 4 (Flughafen) dürfte nur ein theoretisches Gedankenexperiment sein.
Die schlechte ÖPNV-Anbindung, vor allem in den Nachtstunden, spricht gegen diesen Standort. Wer für 15 Euro nach Berlin fährt, will in der Regel nicht für´s Taxi nach Klotzsche extra zahlen.
Bliebe noch Variante 5 beim Elbepark: Die untersuchte Grünfläche in der Ecke zwischen Kötzschenbrodaer Straße und Washingtonstraße (Hornbach-Seite) ist sehr autobahnnah gelegen. „Das Grundstück befindet sich aber in privater Hand“, erklärt Mohaupt. Mit dem ÖPNV wäre dieser ZOB auch noch relativ gut zu erreichen. Problem: Busunternehmen holen ihre Kunden lieber in den Innenstädten ab.
Also doch westlich vom Wiener Platz? „Wir haben hier schon Geld in die Hand genommen. Die Grundstücke gehören der Stadt, die Nähe zum Hauptbahnhof ist da und der Busbahnhof könnte sogar durch ein Fahrradparkhaus ergänzt werden“, sagt Raoul Schmidt-Lamontain. Zusammen mit dem Simmel-Geschäftshaus erhofft er sich eine Entwicklung des derzeitigen „Unortes“.
Bis zum Sommer will sich die Stadt für das Fahrradparkhaus (Stellplätze: 1.000+) Anregungen von Studenten der HTW Dresden einholen. Im Doppelhaushalt 2017/2018 sind allerdings noch keine Gelder für den ZOB eingestellt. Darüber hinaus ist fraglich, inwieweit die Busunternehmen bereit sind, für den Busbahnhof ins Portmonee zu greifen. Erste Gespräche dazu laufen wohl schon. Mit einem Baustart ist demnach nicht vor 2020 zu rechnen.