Birgit Branczeisz

Zille hat den unbestechlichen Blick fürs wahre Leben

Radeburg. Das Radeburger Museum hat eine neue Zeichnung von Heinrich Zille aus Privatbesitz.



Das Radeburger Heimatmuseum ist um eine Zeichnung aus dem Werk von Heinrich Zille reicher. Ein Thüringer Ehepaar hat der Stadt eine Zeichnung für eine Lithographie vermacht. Das Besondere daran sind die Korrekturen des Malers, die in der Lithographie nicht mehr zu sehen gewesen wären. Selbst die Bildunterschrift ist in zwei original handschriftlichen Versionen vorhanden – ein interessantes Zeugnis, wie der Meister gearbeitet hat.

Für Museumschef Robert Rösler eine wertvolle Gabe, um das Schaffen des Milieu-Zeichners. 1929 jährt sich dessen Todestag zum 100. Mal. Bis dahin soll es eine neue Exposition zu seinem Lebenswerk geben. Heinrich Zille wurde bereits zu seinen Lebzeiten geachtet und verehrt – nicht nur im Berliner Milieu, in dem der Straßenkünstler überall bekannt war, sondern auch in der Bürgerschaft und seiner Heimatstadt Radeburg.

Aufs wirkliche Leben der Leute schauen

Robert Rösler findet Zille aktueller denn je. Dabei geht es weniger darum, wo er gemalt hat, sondern wie er Menschen sah. Wie der Name Milieu-Maler schon erklärt, interessierten ihn vor allem die einfachen Menschen, ihr Alltag, ihre kleinen und großen Freuden, ihr großes Elend und manch urkomische Situation, die nur das Leben hervorbringt.

Diese Sicht auf das echte Leben, fernab der Scheinwelt von Instagram und Co ist es, die uns heute wieder erden sollte. Hinschauen, was wirklich passiert, statt Gesagtem vertrauen. Hinschauen, mit Ernst und einem zwinkernden Auge. Unbestechlich realistisch, aber nicht erdrückend. In diesem Sinne ist auch die Auslobung des alljährlichen Karikaturenpreises zu verstehen. 2017 wurde auf Initiative des ehemaligen Staatssekretärs Dr. Henry Hasenpflug und der Radeburger Bürgermeisterin Michaela Ritter sowie der Galerie »Komische Meister Dresden« der Heinrich-Zille-Karikaturenpreis aus der Taufe gehoben. Seitdem schauen Karikaturisten dem Volk jedes Jahr »aufs Maul«, parodieren den gesellschaftlichen Zeitgeist, dass einem manchmal das Lachen im Halse stecken bleibt. Der Hauptpreis wird jährlich im Januar verliehen und gleichzeitig eine dazu gehörige Sonderausstellung mit den besten Arbeiten des Jahres im Museum eröffnet. Außerdem kann der Gewinner eine Personalschau  zeigen.

Zeichner kommen am 14. September

Über 300 Arbeiten wurden der Fachjury dieses Jahr präsentiert. Unter dem Motto »Deutschland komisch Vaterland!« wurde nach Arbeiten im Sinne des Altmeisters Heinrich Zille gefragt, nach satirischen Motiven, die die aktuell empfundene Schieflage ausmalen oder auch gerade rücken. Der Sieger, Philipp Sturm aus Leipzig, wird am 14. September in Radeburg erwartet. Dann wird er eine Personalschau mit seinen besten und witzigsten Karikaturen und Cartoons zu sehen sein.           Außerdem  wird jedes Jahr der Publikumspreis ermittelt. Helmut Jacek steht diesmal als Publikumssieger fest. Seine Karikatur »Schöntrinken« konnte die meisten Besucher überzeugen. Der 1942 in Aussig an der Elbe geborene Karikaturist, Zeichner, Pressezeichner und Maler lebt heute Berlin.

Zur Eröffnungsfeier werden beide persönlich anwesend sein. Die Eröffnung der neuen Sonderausstellung mit den besten Karikaturen von Philipp Sturm findet am 14. September um 14 Uhr statt.

www.museum.radeburg.de/das-heimatmuseum


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