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Birgit Branczeisz

Zauberhaftes Aschenbrödel

Moritzburg. Über den Film »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« ist längst alles gesagt? Die Macher der Schau auf Schloss Moritzburg wissen es besser.
Tamara Kretschmer ist »Aschenbrödel« im 50. Jahr des Filmdrehs des Winterklassikers.

Tamara Kretschmer ist »Aschenbrödel« im 50. Jahr des Filmdrehs des Winterklassikers.

Bild: Branczeisz

Tamara Kretschmer ist das Aschenbrödel, das dieses Jahr alle verzaubert. Die 16-Jährige aus Wilsdruff führte die Presse zum Winterauftakt charmant durch »ihr« Schloss in Moritzburg. 50 Jahre Filmjubiläum »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel«, da haben die Märchenmacher noch einmal alles aufgeboten, obwohl doch schon alles über den Filmdreh erzählt, jedes Geheimnis vom Set gelüftet scheint.

 

Zum Beispiel das der »bösen« Stiefschwester Dora. Die Dreharbeiten sind der heute 73-Jährigen noch gut im Gedächtnis. Denn ihr wallendes Kleid verbarg, dass die Schauspielerin bei den Aufnahmen hochschwanger war. Immerhin ist auch die Stiefschwester auf Prinzenjagd – da musste dieser Umstand filmisch geschickt kaschiert werden.

 

Noch einmal tief in die Filmkiste gegriffen

 

Nun, zum Jubiläum des berühmten DEFA-Klassikers aus dem Jahr 1973, gibt es so viele Originalkostüme wie nie zu sehen, die Galakutsche des Königspaares (Rolf Hoppe als König und Karin Lesch als Königin), den Originalsattel von Schimmel Nikolaus, auf dem Aschenputtel zum Prinzen reitet, sogar die echten Schuhe und das Brautkleid. Aber die Sonderschau ist nicht nur ein wunderschöner Familienausflug mit Animationen und Zauber, sondern auch etwas für Liebhaber der Filmgeschichte und Freunde des tschechischen Filmhumors. Denn eine Sonderschau zeigt erstmals die komplette Filmographie von Darstellerin Libuše Šafránková, die in vielen Filmen bezaubernde Figuren gespielt hat – unter anderem als Meerjungfrau. Auch dieses Kostüm zeigt die Schau, es ist eines von zehn ihrer ausgestellten Filmkleider.

 

Die »Rolle ihres Lebens« war allerdings Aschenbrödel, um die sie sich nicht einmal extra beworben hatte. Der Regisseur hatte sich, nachdem er schon gut 100 Mädchen beim Casting gesehen hatte, an die junge Schauspielstudentin erinnert, die er einige Zeit zuvor in ihrer ersten Rolle im tschechischen Film »Die Großmutter« gesehen hatte. Nach ihr machte er sich also auf die Suche – ganz wie der Prinz im Märchen – und besetzte die Rolle schließlich mit dem Mädchen, das alles verkörperte, was diesen Film heute noch ausmacht. Denn, wie sagt Kuratorin Margitta Hensel so treffend: »Es geht um Liebe, nur deshalb ist der Film zum Mythos geworden«.

 

Da gibt es übrigens eine Gemeinsamkeit zu Aschenbrödel-Darstellerin Tamara Kretschmer: Auch sie wurde nicht für die Rolle gecastet. Die Gymnasiastin ist zwar seit ihrer Kindheit ein Aschenbrödel-Fan – was Fotos mit »Prinz« Pavel Trávnícek noch heute zeigen – doch die Anmut von Schauspielerin Libuše Šafránková erkannten die Moritzburger Ausstellungsmacher wohl durch Schwester Katharina Kretschmer von der Kulturlandschaft Moritzburg GmbH in Tamara wieder. So wurde »ihr« Märchen wahr. Es scheint, diese Rolle findet ihre Darstellerin.

 

Es gibt aber mehr Geheimnisse. Oder wussten Sie, dass »Aschenbrödel« ein Frühlingsfilm werden sollte? Oder dass Aschenbrödels Originalkleid 2014 in Moritzburg gestohlen und schließlich doch zurückgegeben wurde? Oder zu guter Letzt die anrüchige Tatsache, dass fürs zauberhafte Schneegestöber beim Dreh Fischmehl verwendet wurde? Okay, Letzteres ganz schnell wieder vergessen – wir lassen uns schließlich nicht eine der schönsten Illusionen der Weihnacht vermiesen.

 

Überblick

 

  • Sonderschau: bis 25. Februar 2024, zusätzlich einstündige Tour mit Anekdoten zu den Drehorten im Umfeld des Schlosses am 7., 8., 14., 15., 20. & 21. Dezember sowie im Januar und Februar
  • MDR-Doku: »Drei Haselnüsse und ein Mythos – 50 Jahre Aschenbrödel«, 17. Dezember ab 17.15 Uhr

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