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Wer kennt die "Beobachtungskinder"?

Über einen Flohmarktfund, den neugierigen Finder und die spannende Frage, ob es zu einem Treffen kommen könnte.
Gefunden auf dem Flohmarkt: »Tagebuch« über einen Praktikaeinsatz in einem Kindergarten 1946 in Trachau. Foto: Schramm

Gefunden auf dem Flohmarkt: »Tagebuch« über einen Praktikaeinsatz in einem Kindergarten 1946 in Trachau. Foto: Schramm

Wolfgang Wick ist ein leidenschaftlicher Flohmarktbesucher. Was wiederum gut zu einem Ehrenamt passt, denn Wick, der in Königs Wusterhausen lebt, ist Vorsitzender des »Vereins zur Dokumentation der DDR-Alltagskultur«. Eines Tages im Herbst 2016 machte Wolfgang Wick auf dem Trödelmarkt am Haus der Presse eine in seinen Augen tolle Entdeckung: Er fand »Mein Tagebuch aus meiner Praxiszeit im Kindergarten«, verfasst von Edelgard Quaas. Die junge Frau absolvierte vom 17. Juni bis 27. Juli 1946 ein sechswöchiges Praktikum im »Trachauer Kindergarten der Fräulein Wackwitz«. Anfangs befand sich die Einrichtung in einem Schulhaus auf der Cottbuser Straße 34, Mitte Juli zog der Kindergarten um in das Jugendheim im Schützenhof. In ihrem Tagebuch, einem braunen Hefter, hält Edelgard Quaas auf selbstgebundenen braunem Papier in akurater Schreibschrift ihre täglichen Erlebnisse fest. Schildert den Kindergartenalltag, ihre eigenen Aufgaben darin und vor allem, wie sich Peter Römherr, Reiner Th. (Name d. Red. bekannt), Wilfried Walter, Irene Wächtler, Irene Rüdiger und Christine Schneider entwickeln. Denn diese Fünf- und Sechsjährigen sind in den folgenden sechs Wochen ihre »Beobachtungskinder«, über sie soll Edelgard Quaas am Ende ihres Praktikums eine Einschätzung zu Entwicklungsstand und Prognose abgeben. Doch nicht nur Schriftliches formuliert die angehende Erzieherin. In ihrem Tagebuch finden sich auch Zeichnungen, Bastelarbeiten und Fotos der Kinder. »Ein tolles Zeugnis der Nachkriegszeit in Trachau«, schwärmt Wolfgang Wick noch immer. Seit er es las treibt ihn allerdings auch eine Frage um: Was ist aus den sechs Kindern von damals geworden? Und ob sie sich noch einmal treffen könnten? Irene Wächtler zum Beispiel, die es im Krieg von Mannheim nach Trachau verschlug, hat sich bei Wolfgang Wick bereits gemeldet. Sie lebt noch heute in Trachau. Von Peter Römherr ist bekannt, dass er in den alten Bundesländern lebt und 2015 anlässlich des 100-jährigen Geburtstages des Pestalozzi Gymnasiums in seine alte Heimat zurückkehrte. »Ich hoffe, die anderen melden sich bei mir, es wäre doch toll zu erfahren, welche Lebenswege sie gingen.«

Wer kennt...

* Peter Römherr (9.6.1940), Aachener Str. 22 * Wilfried Walter (24.9. 1940), Böttgerstr. 19 * Irene Rödiger (25.12.1940), Wilder-Mann-Str. 55 * Christine Schneider (28.12.1939), Jubiläumstraße Die Vier besuchten im Sommer 1946 den Kindergarten in der Schule auf der Cottbuser Str. 34. Später Umzug des Kindergarten ins Jugendheim im Schützenhof. Bitte melden bei Wolfgang Wick, 03375/290 445


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